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Warum der Milliardengewinn der Deutschen Bank enttäuscht

Verweist auf die
Mario Andreya / Deutsche Bank AG

Die Deutsche Bank weist nach den ersten neun Monaten mit rund 2,6 Milliarden Euro einen überraschend hohen Vorsteuergewinn auf. Der Kapitalmarkt bezweifelt jedoch, dass der Anstieg um fast 1 Milliarde Euro im Vergleich zum Vorjahr nachhaltig ist. Die Aktie der Deutschen Bank sackte vormittags zeitweise um 2,5 Prozent auf rund 14,1 Euro ab.

Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Gewinnsteigerung hauptsächlich aus Kostensenkungen, geringerer Risikovorsorge und dem Verkauf der Concordis-Beteiligung resultiert. Wie die Bank mitteilte, sind die zinsunabhängigen Aufwendungen im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro gesunken, um Währungseffekte bereinigt um 11 Prozent.

Auch musste die Bank weniger Geld für Restrukturierungen und Rechtsstreitigkeiten ausgeben als im Vorjahr. Die Risikovorsorge ging in den ersten neun Monaten zudem um 56 Prozent von 891 Millionen auf 396 Millionen Euro zurück, was vor allem der guten Konjunktur zu verdanken ist.

"Resultate niedriger Qualität"

JP-Morgan-Analyst

Deutsche-Bank-Erträge im CIB sinken um 23 Prozent

Für nachhaltiges Wachstum entscheidend ist allerdings die Ertragsentwicklung. Hier ist es der Deutschen Bank nicht gelungen, den Schwund zu stoppen. Auf der Gesamtbankebene gingen die Vorsteuererträge in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 2,2 Milliarden auf rund 20,7 Milliarden Euro zurück.

Federn ließ die Bank vor allem im Corporate- und Investmentbanking, dessen Erträge in den ersten neun Monaten um 15 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro sanken. Das liegt vor allem an einem schwachen dritten Quartal, in dem die Erträge um rund 23 Prozent von 4,5 auf rund 3,5 Milliarden Euro einbrachen. Ein Analyst der Investmentbank JP Morgan sprach von „Resultaten niedriger Qualität“ und rechnet damit, dass die Gewinnschätzungen der Analysten deshalb sinken werden.

Das Auf und Ab der Deutsche-Bank-Aktie

Deutsche Bank Aktie

Deutsche Bank Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Die Bank schiebt den Ertragsrückgang im CIB vor allem auf die branchenweite Flaute im Handelsgeschäft. Die Erträge aus dem Handel mit Anleihen und Währungen fielen im dritten Quartal mit 988 Millionen Euro um 36 Prozent geringer aus als im Vorjahr, als das Geschäft durch den Brexit belebt wurde. Dahinter kann sich die Bank allerdings nicht verstecken. Die Analysten von Equinet hatten nur mit einem Rückgang von 20 Prozent gerechnet, da die US-amerikanischen Hauptkonkurrenten der Deutschen Bank nur einen Ertragsrückgang von 21 Prozent in diesem Geschäftsfeld verbuchen mussten.

Auch im Global Transaction Banking (GTB) bröckeln die Erträge weiter. Im dritten Quartal betrugen diese nur noch 974 Millionen Euro und waren damit 14 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Auf Neun-Monatsbasis sind die GTB-Erträge um 10 Prozent auf rund 3 Milliarden Euro gesunken. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2016 waren es noch rund 4,4 Milliarden Euro, 2015 sogar 4,6 Milliarden Euro.

Diese Entwicklung schlägt sich auch im Vorsteuergewinn des CIBs nieder. Dieser sank im dritten Quartal um 63 Prozent auf 361 Millionen Euro und auf Neun-Monatsbasis um 25 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.

Deutsche-Bank-CEO John Cryan flüchtet sich in Phrasen

Deutsche Bank CEO John Cryan flüchtet sich in einem Brief an seine Mitarbeiter derweil in Phrasen. „Unsere Pipeline, wie es heißt, ist gut mit künftigem Geschäft gefüllt – das dürfte sich im nächsten Jahr positiv in den Erträgen niederschlagen“, so Cryan. Und weiter heißt es: „In meinen vielen Gesprächen mit unseren Kunden merke ich, wie groß der Wunsch ist, mit uns Geschäft zu machen. Und wir waren selten zuvor in einem Quartal so erfolgreich darin, uns künftiges Geschäft zu sichern.“ Konkrete Zahlen dazu nennt Cryan nicht.

Wo dieses potenzielle Geschäft liegen könnte, deutet Cryan nur an. Seit Januar habe die Deutsche Bank netto 2.000 neue Firmenkunden gewonnen. Mit diesen sollte die Deutsche Bank allerdings zügig profitable Erträge erwirtschaften, da die Kostenschraube im kommenden Jahr vermutlich schwerer zu drehen sein wird.

Die Bank veröffentlichte parallel mit den Q3-Zahlen heute auch neue Details zur geplanten Integration der Postbank in das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank. Hierzu seien Investitionen von 1,9 Milliarden Euro nötig – vor allem für die IT. Die geplanten jährlichen Synergien von rund 900 Millionen Euro könnten dagegen erst ab 2020 gehoben werden.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de