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Wegen Bail-in-Regeln: S&P senkt Ausblick für Deutsche Bank

Der regulatorische Gegenwind für die Deutsche Bank wird immer stärker.
Deutsche Bank

Bereits seit Monaten streiten Experten darüber, ob die EU-Staaten ihre Banken im Ernstfall tatsächlich fallen lassen würden. Eine Maßnahme der Ratingagentur Standard & Poors könnte die Diskussion jetzt erneut befeuern, führt sie doch vor Augen, dass die Annahme staatlicher Unterstützung längst zu einer impliziten Subvention für systemrelevante Banken geworden ist.

S&P hat den Ratingausblick für 15 europäische Banken von stabil auf negativ gesenkt, ab Januar 2016 müssen die Banken mit Herabstufungen um bis zu zwei Notches rechnen. Unter den Finanzinstituten befinden sich unter anderem die Deutsche Bank, Barclays, Credit Suisse, UBS und ING. Die Fundingkosten für diese Banken könnten dann steigen. Das dürfte für die Firmenkunden in den Kreditkosten spürbar sein – erst recht, wenn sich das Niedrigzinsumfeld dreht. Auch ihre Kontrahentenrisiken müssten CFOs dann neu bewerten und gegebenenfalls Limite anpassen.

Systemrelevanten Banken drohen Downgrades ab Januar 2016

Mit der Senkung des Ausblicks reagiert die Ratingagentur auf die neuen Regeln zur Bankenabwicklung: Sie sehen vor, dass im Notfall künftig Anteilseigner und Gläubiger die Banken rekapitalisieren (Bail-in) – und nicht der Staat mit Steuergeld in die Bresche springt, wie es während der Finanzkrise der Fall war. Bisher hat S&P in die Ratings von systemrelevanten Banken diesen sogenannten „Government Support“ einkalkuliert: Systemrelevante Banken erhalten einen Aufschlag von ein bis zwei Notches auf ihr Rating. In Deutschland kommen neben der Deutschen Bank, die Commerzbank, die HypoVereinsbank, die NordLB und die Deka-Bank in den Genuss dieses Premiums, wie S&P im vergangenen September erklärte.
 
S&P bereitet Banken und ihre Gläubiger nun darauf vor, diese implizite Ratingverbesserung zurückzuziehen. Bereits Anfang März hat die Ratingagentur angekündigt, die Ratings der Großbanken überprüfen zu wollen. Ein bisschen Zeit bleibt den Banken allerdings noch: Bis Januar 2016 – wenn die Abwicklungsmechanismen in der EU in Kraft treten – werde man den „Government Support“ aller Voraussicht beibehalten, teilte die Ratingagentur mit. Bis dahin erwarte man, dass die Staaten weiterhin mit Steuergeld einspringen. Bei UK- und Schweizer-Banken könnte der „Government Support“ dagegen schon etwas früher abgezogen werden: Beide Länder hätten bereits jetzt wirksame Abwicklungsmechanismen zur Hand.

Deutsche Bank spürt regulatorischen Gegenwind besonders

Insbesondere für die Deutsche Bank haben sich die schlechten Nachrichten damit in den vergangenen Tagen gehäuft: Ihre harte Kernkapitalquote ist im ersten Quartal auf 9,5 Prozent leicht zurückgegangen, sie stimmt ihre Anleger bereits sanft auf eine Kapitalerhöhung vor- sofern die bis dahin thesaurierten Gewinne nicht ausreichen sollten, um das Eigenkapital auf das Soll-Niveau zu heben.

Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die EZB und die European Banking Authority (EBA) gerade das mit Spannung erwartete Stressszenario für den Bankenstresstest festgelegt haben: Die Bankbilanzen werden demnach einem Schockszenario unterzogen, demzufolge die Wirtschaftsleistung in der EU in den drei Jahren bis 2016 um insgesamt 7 Prozentpunkte gegenüber der erwarteten leichten Konjunkturerholung zurückbleiben würde. Hinzu kommen ein Einbruch des Aktienmarktes um rund 19 Prozent, sowie ein Rückgang der Immobilienpreise um 15 Prozent. Unter diesem Szenario müssen Banken mindestens noch über 5,5 Prozent Kernkapital verfügen, um den Stresstest zu bestehen. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbandes sprach von einem „harten Stresstest“. Im Oktober sollen die Ergebnisse präsentiert werden.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de