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Das Parship für M&A-Berater

Haben Deal Circle Mitte 2018 gegründet: die beiden Ex-Private-Equity-Manager Kai Hesselmann (links) und Graig Gröbli.
DealCircle

„Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.“ Mit diesem Slogan wurde die Partnervermittlung Parship Elitepartner deutschlandweit bekannt. Der dahinter stehende Matching-Algorithmus wurde von einem Entwicklerteam geschrieben, das vor gut zweieinhalb Jahren auch von dem ehemaligen Private-Equity-Duo Graig Gröbli und Kai Hesselmann angeheuert wurde. 

Die beiden früheren Partner des Smallcap-Investors Capcellence haben Mitte 2018 das Unternehmen Deal Circle gegründet. Deal Circle ist im Kern ein M&A-Matching-Tool, das auf einer eigenen Käuferdatenbank aufbaut und für M&A-Berater mit einem Sell-Side-Mandat auf Knopfdruck eine Liste potenzieller Unternehmenskäufer ausspuckt.

„Unsere rund 20 Mitarbeiter prüfen diese Longlist anschließend nochmal auf Herz und Nieren, so dass wir dem M&A-Berater innerhalb von zwei Tagen eine qualifizierte Shortlist liefern können“, sagt Gröbli. Für den M&A-Berater sei das komplett kostenlos. Sofern ein Deal zustande kommt, trage die Kosten am Ende der Unternehmenskäufer. Hat Deal Circle hier eine goldene Gelegenheit für M&A-Berater geschaffen?

Deal Circle vermittelt Käufer für Smallcap-Deals

Gröbli setzt mit seinem Geschäftsmodell darauf, dass der M&A-Markt für Smallcap-Deals in Deutschland im Vergleich zum Mid- und Largecap-Markt noch verhältnismäßig intransparent ist. „Die Closing-Raten im Smallcap-Segment liegen für M&A-Berater nur bei 30 Prozent“, meint Hesselmann. Deal Circle kann die Quote nach eigener Aussage derzeit 5 bis 10 Prozent erhöhen. „In drei bis vier Jahren werden wir die Quote aber schon um 15 bis 20 Prozent steigern können, da unser Datenbank-Algorithmus mit jedem Projekt dazulernt und besser wird“, hofft Hesselmann.

Die Datenbank von Deal Circle umfasst heute rund 115.000 Käuferprofile. Gröbli zufolge sind davon 110.000 weltweit aktive strategische Käufer, die bereits mindestens einen Deal im deutschsprachigen Raum gemacht haben. Hinzu kämen 1.000 Family Offices und rund 4.000 Finanzinvestoren wie Private-Equity- oder Venture-Capital-Investoren, Beteiligungsgesellschaften oder spezielle Co-Investoren. 

Seit Juli 2018 ist Deal Circle am Markt und hat laut Gröbli seitdem bei rund 500 Projekten Marktansprachen durchgeführt. Der Sweet Spot liegt bei Transaktionen mit Unternehmenswerten zwischen 10 und 30 Millionen Euro. „Wir fangen aber auch schon bei 2,5 Millionen Euro Enterprise Value an und gehen bis zu 100 Millionen Euro hoch“, sagt Gröbli.

Deal Sourcing für Smallcap Private Equity

Für Private-Equity-Investoren, die nach Unternehmen mit 2 Millionen Euro Ebit aufwärts suchen, vermittelt Deal Circle Plattform-Deals. Für größere Finanzinvestoren, die erst bei einem Ebit von 10 Millionen Euro oder mehr einsteigen, kommt Deal Circle aktuell dagegen ausschließlich für Add-on-Akquisitionen in Frage. Umso präziser ein Private-Equity-Investor sein Käuferprofil in der Datenbank gepflegt hat, umso höher ist für ihn die Chance, dass er über die M&A-Berater Deals angeboten bekommt, die er sonst möglicherweise nicht gesehen hätte.

Hesselmann macht aber deutlich: „Wir machen keine Buy-Side-Beratung, sondern stellen für die M&A-Berater immer nur den Kontakt zum Käufer her.“ Deal Circle inszeniert sich mit diesem Ansatz als eine Art verlängerte Werkbank für kleinere M&A-Berater im Smallcap- und Lower-Midcap-Segment. Laut Gröbli arbeitet Deal Circle bereits mit über 250 Beratungshäusern zusammen. 

Das Geschäft von Deal Circle ist ein Massegeschäft, das theoretisch hoch skalierbar ist. Bei einer bisherigen Abschlussquote von 5 bis 10 Prozent muss Deal Circle an sehr vielen Deals arbeiten, um profitabel zu sein. „Um kostendeckend arbeiten zu können, brauchen wir im Jahr rund zehn erfolgreiche Transaktionen“, behauptet Gröbli. Bis ein begonnener Deal zu Umsatz führt, gehen in der Regel neun bis zwölf Monate ins Land, da Deal Circle nur im Erfolgsfall bezahlt wird.

„Um kostendeckend arbeiten zu können, brauchen wir im Jahr rund zehn erfolgreiche Transaktionen.“ 

Graig Gröbli, Mitgründer, Deal Circle

Noch ist das Geschäft überschaubar, aber es wächst, berichtet der Deal-Circle-Eigentümer: „2019 haben wir 200 Transaktionen begleitet, in diesem Jahr rechnen wir mit 350.“ Bislang habe Deal Circle Transaktionen im Gesamtvolumen von rund 5 Milliarden Euro begleitet, wovon letztendlich aber nur bei 10 Transaktionen auch ein Deal mit einem Käufer von Deal Circle zustande gekommen sei. 

Smallcap-Deals laufen trotz Coronakrise weiter

Die Coronavirus-Krise scheint die Skalierungspläne von Deal Circle bisher nicht zu stören. „Im Schnitt starten wir pro Woche sechs Projekte. Das hat sich in der Coronakrise nicht verändert“, meint Gröbli, dessen Aussagen zufolge aktuell 16 M&A-Projekte im Gesamtwert von rund 270 Millionen Euro in der Mache sind. Wegen Corona seien davon lediglich zwei Projekte „on hold“. Die restlichen Deals liefen zwar langsamer, aber ohne große Einschränkungen weiter.

Seine These, dass kleinere Transaktionen trotz Corona weiterlaufen, stützt Gröbli auf eine Umfrage von Deal Circle unter den angeschlossenen M&A-Beratern, an der knapp 130 Häuser teilgenommen haben und die FINANCE vorliegt. 30 Prozent der Berater gaben darin an, dass sie durch Corona bei mehr als der Hälfte ihrer laufenden Projekte überhaupt keine Einschränkungen beobachteten. 88 Prozent der Berater berichten zudem, dass nur weniger als jedes vierte Projekt abgebrochen wurde. Die Umfrage zeigt, dass die Corona-Auswirkungen auf das Geschäft der M&A-Berater umso größer sind, je größer das Transaktionsvolumen ist.

„Im Schnitt starten wir pro Woche sechs Projekte. Das hat sich in der Corona-Krise nicht verändert.“

Graig Gröbli

Die Transaktionssicherheit wird für alle Beteiligten dabei immer wichtiger. Zum einen beobachteten die befragten M&A-Berater seit Ausbruch der Corona-Krise bei 58 Prozent ihrer Deals erfolgsabhängige Earn-out-Klauseln. Zum anderen scheint auch das Preisniveau im Smallcap-Segment durch Corona zu sinken: Die befragten M&A-Berater gaben an, dass bei 80 Prozent der Deals die Bewertungs-Multiples mindestens um den Faktor 1x Ebitda gesunken sind – bei 17 Prozent gar um den Faktor 2x.

Gröbli selbst berichtet, dass via Deal Circle in der Coronakrise bisher zwei Deals erfolgreich abgeschlossen wurden, darunter eine Add-on-Transaktion des Schweizer Private-Equity-Investors CGS für dessen Portfoliounternehmen EOL Packaging Experts. „Vier weitere Signings erwarten wir bis Ende Juli.“ Um die 11-Minuten-Quote von Parship zu knacken, müssen sich der Unternehmensvermittler Gröbli und sein Algorithmus aber noch deutlich strecken.