Angermann ist seit dem vergangenen Oktober Teil der Oaklins-Gruppe. In einem Brand Merger sind weltweit 40 M&A-Boutiquen, die zuvor der Allianz M&A International angehörten, in Oaklins aufgegangen. Eine davon war die Hamburger Beratung Angermann, die in erster Linie Transaktionen im Mittelstand begleitet.
Oaklins Germany, so der neue Markenname von Angermann, hatte keine Wahl, wie Vorstand Florian von Alten einräumt. „Ab einem Transaktionsvolumen von 25 Millionen Euro gilt: Wer nicht in den wichtigen Industrienationen und Emerging Markets vertreten ist, hat verloren“, sagt von Alten, der neben seinem Vorstandsmandat bei der früheren Angermann gleichzeitig der erste Präsident der Oaklins-Holding ist. Denn ohne internationale Präsenz lasse sich bei Verkaufsmandaten kein echter Wettbewerb aufbauen, so von Alten.
Der einheitliche Markenname soll den Kunden weltweit nun zu verstehen geben, dass sie es mit einer Gruppe aus einem Guss zu tun haben – nicht etwa mit einem Netzwerk. Dieses Konzept von unabhängigen Boutiquen, die über Ländergrenzen hinweg miteinander kooperieren, ist in den letzten Jahren vermehrt als zu lose und unverbindlich kritisiert worden. „Die Allianz M&A International hat 25 Jahre lang super geklappt“, erklärt von Alten. „Seit etwa 2010 haben die Kunden bei Cross-Border-Deals aber vermehrt gefragt, warum sie von zwei Gesellschaften aus zwei Ländern betreut werden und ob wir nicht nur ein Netzwerk sind. Darum haben wir eine einheitliche Marke geschaffen.“
Florian von Alten: „Der Wettbewerb unter M&A-Beratern ist hart“
Der Druck vom Markt, die langjährige Netzwerkstruktur zu überdenken, war offenbar hoch. „Der Wettbewerb unter M&A-Beratern ist hart“, berichtet von Alten. „Es gibt ganz einfach zu wenige attraktive Mandate und eine Menge Beratungsgesellschaften.“ Persönliche Kontakte, Industrieexpertise und Internationalität seien ausschlaggebend für den Erfolg.
Strukturell verlief der Merger so, dass die bisherigen Mitglieder von M&A International Anteile an der neuen Holding bekommen haben, ihre eigenen Boutiquen aber nicht vollständig einbrachten. Insofern handelt es sich in erster Linie um einen Brand Merger. Dennoch können die Oaklins-Kunden sich auf gleichbleibende Qualität verlassen, betont von Alten.
Dafür soll eine „einheitliche Marke“ mit einem „einheitlichen Projektmanagement“ sorgen: „Wenn ich also wissen will, wer mal mit BP eine Transaktion im Öl- und Gasbereich gemacht hat, sehe ich das gleich und kann diese Person für ein Projekt anfragen“, sagt der 51-Jährige, der im Jahr 1994 zu Angermann stieß und vier Jahre später in die Geschäftsführung aufrückte.
Oaklins-Mitglieder, die zu lang für E-Mails brauchen, fliegen
Die quantitativen Vorgaben für die einzelnen Mitglieder habe Oaklins mit dem neuen Markenauftritt hochgeschraubt, sagt von Alten. „Es gibt jetzt 13 KPIs, deren Erreichen Voraussetzung dafür ist, bei Oaklins zu bleiben. Jedes Mitglied braucht etwa eine Mindestanzahl von abgeschlossenen Deals, von Cross-Border-Deals und ein bestimmtes aggregiertes Dealvolumen. Außerdem messen wir zum Beispiel die Antwortzeiten auf Mails – wer nicht reagiert, fliegt.“
Oaklins zählt weltweit insgesamt 700 einzelne M&A-Berater. Die Gruppe sieht ihren Sweet Spot bei Deals mit einem Unternehmenswert von 25 bis 250 Millionen Euro. In Deutschland liegt der Schwerpunkt laut von Alten bei Deals zwischen 30 und 100 Millionen Euro.
Oaklins berät nach eigenen Angaben pro Jahr Deals mit einem Gesamtvolumen von knapp 10 Milliarden Euro. „40 bis 50 Prozent der Transaktionen von Oaklins International sind Cross Border“, erklärt von Alten. „Bei der bisherigen Angermann M&A International sind es schon 70 Prozent.“
Info
Die M&A-Berater haben ein schwindelerregendes Jahr hinter sich. Allein mit deutscher Beteiligung gab es rund eine Handvoll Fusionen. Lesen Sie alles über die Branchenkonsolidierung auf der FINANCE-Themenseite.