Unicredit darf ihren Anteil an der Commerzbank auf knapp 30 Prozent erhöhen. Die Europäische Zentralbank (EZB) gab dafür ihren Segen, teilte die italienische Großbank am Freitag mit. Allerdings stehen noch weitere behördliche Freigaben aus, darunter des Bundeskartellamtes. Aktuell liegen bei Unicredit Anteile über knapp 10 Prozent an der Frankfurter Wettbewerberin, weitere 18,5 Prozent hält sie über Derivate.
Zum weiteren Vorgehen blieb Unicredit bei ihrer bisherigen Linie: Die Bank warte für weitere Schritte den Amtsantritt der neuen Bundesregierung in Berlin und die betriebswirtschaftliche Entwicklung bei der Commerzbank ab. In ihrer Mitteilung vom Freitag stellt Unicredit erneut klar, dass sie wahrscheinlich erst 2026 darüber entscheiden wird, ob sie einen Zusammenschluss anstrebt. Bereits bei der Bilanzpressekonferenz in Mailand Mitte Februar hatte CEO Andrea Orcel angekündigt, dass er sich für eine Entscheidung drei bis fünf Quartale Zeit lassen wolle.
EZB genehmigt Kapitalmaßnahmen für BPM-Deal
Am Abend zuvor teilte die Unicredit außerdem mit, dass ihr die EZB zugestand, weitere Schritte zur Übernahme der italienischen Wettbewerberin Banco BPM einzuleiten. Dabei geht es unter anderem darum, wie die geplante Kapitalerhöhung bei der Unicredit eigenkapitalrechtlich einzustufen ist. Die EZB werte die neu auszugebenden Aktien als Kernkapital (CET1). Im November 2024 hatte Unicredit parallel zum Zukauf von Commerzbank-Anteilen ein Übernahmeangebot für BPM vorgelegt.
Bereits am Donnerstag hatte Unicredit bekannt gegeben, dass die italienische Versicherungsaufsicht IVASS im Übernahmeangebot für die BPM keine Hürden erkannte. Im Fokus standen vier Versicherer, die zur BPM-Gruppe gehören.
Insgesamt ist dies eine Transaktion in einer größeren Konsolidierung im italienischen Bankensektor. Denn auch die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) verfolgt Übernahmepläne: Sie legte im Januar 2025 ein 13,3 Milliarden Euro schweres Angebot für die Wettbewerberin Mediobanca vor.
Unicredit schloss Zukauf von Software-Anbieter ab
Bereits abgeschlossen hat Unicredit den Erwerb der Aion Bank aus Belgien und des polnischen Banking-as-a-Service-Anbieters Vodeno. Sie teilte Anfang März mit, dass sie alle nötigen behördlichen Freigaben für den Erwerb der beiden verbundenen Unternehmen hat. Der Kaufpreis lag bei rund 376 Millionen Euro.
Mit dem Zukauf von Vodeno kehrt die Bank auf den polnischen Markt zurück, nachdem sie ihren Minderheitsanteil von 32,8 Prozent an der Bank Pekao 20216/17 für 2,5 Milliarden Euro an den Versicherer PZU und den polnischen Entwicklungsfonds PFR verkauft hatte; weitere 7,3 Prozent gab sie über die Börse ab. Die Commerzbank ist in Polen mit ihrer Tochter MBank vertreten.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
