EY könnte weiteres Dax-Mandat überraschend verlieren

Die Münchener Rück sucht einen neuen Abschlussprüfer, wie aus Ausschreibungsunterlagen im Bundesanzeiger hervorgeht. Der Schritt kommt insofern überraschend, da der derzeitige Prüfer EY das Mandat erst 2020 übernommen hatte. Die vorgeschriebene Rotationspflicht würde eine Neuausschreibung erst für 2030 notwendig machen. Das Mandat umfasst nicht nur die Abschlussprüfung bei dem Rückversicherer, sondern auch bei den zahlreichen Tochtergesellschaften im In- und Ausland, darunter große Erstversicherer wie Ergo oder die DKV. Allein die Auflistung der Tochterunternehmen in den Ausschreibungsunterlagen umfasst siebeneinhalb Seiten. Das Munich-Re-Mandat gilt als komplex Das Prüfmandat beim größten Rückversicherer der Welt gilt als komplex, aber auch als lukrativ. Im Jahr 2022 verdiente EY 16,4 Millionen Euro an Honorar für die Abschlussprüfung und weitere Leistungen. Die Münchener Rück will die Neuausschreibung allerdings nicht als Entscheidung gegen EY verstanden wissen. Gegenüber FINANCE betonte der Versicherungskonzern: „Wir trennen uns nicht von EY, wir schreiben lediglich das Abschlussprüfungsmandat neu aus.“ Auch EY könne sich wie jede andere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft um das Mandat bewerben. Die Neuausschreibung habe „ausschließlich kommerzielle Gründe“. Wirecard soll keine Rolle gespielt haben Die Entscheidung scheint auch keine Reaktion auf EYs Rolle im Wirecard-Skandal oder der von der Wirtschaftsprüfungsaufsicht APAS verhängten Strafe zu sein, gegen die EY Einspruch eingelegt hat. So betonte auf der jüngsten Hauptversammlung im Mai 2023 der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus von Bomhard, dass sich aus den APAS-Strafen „aktuell für Munich Re keine Auswirkungen auf die anstehende Abschlussprüfung durch EY“ ergeben. Die Rolle von EY als Abschlussprüfer der Wirecard würde laufend erörtert. Von der Qualifikation und Integrität des Prüfungsteams um Thomas Kagermaier, den weltweiten Leiter des Bereichs Financial Accounting Advisory Services (FAAS) für Versicherungskunden, ist der Aufsichtsrat überzeugt. Zudem setzt EY auf Wunsch von Munich Re „im Prüfungsteam keine Personen ein, die maßgeblich an der Prüfung von Wirecard beteiligt waren“. Auf Anfrage von FINANCE verweist EY auf das Lob des Aufsichtsrats und stellt klar: „An der Neuausschreibung des Mandats werden wir daher selbstverständlich teilnehmen.“ Allerdings dürfte EY die Münchener Rück aufgrund der Rotationspflicht nur bis zum Jahr 2029 prüfen. Der Ausschreibungsprozess für 2030 müsste spätestens 2027 beginnen. 2026 kämen KPMG, Deloitte, PwC und EY in Frage Bevor EY das Mandat erhielt, hatte es KPMG lange Zeit inne. KPMG musste es jedoch wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Rotationsregeln abgeben. Anfang 2026 allerdings wird die fünfjährige Cooling-off-Periode abgelaufen sein, sodass KPMG erneut als Kandidat in Frage käme. Der Prüfungsmarkt in Deutschland wird von den Big Four dominiert, sie vereinen fast 50 Prozent des Gesamtumsatzes auf sich. Nur eine dieser vier Gesellschaften dürfte in der Lage sein, ein Mandat von der Größe und Komplexität wie das der Münchener, zu übernehmen, obwohl kleinere Next-Six-Gesellschaften wie Mazars in jüngerer Vergangenheit ihre Prüfkapazitäten im Bereich Versicherungen deutlich ausgebaut haben. In Frage kämen demnach neben EY und KPMG nur noch Deloitte und PwC. Allerdings sind beide Häuser bei der Munich Re aktuell beratend in wichtige Rechnungslegungsprojekte eingebunden. EY will an Ausschreibung teilnehmen „Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass auch Gesellschaften, die aktuell Beratungsleistungen für uns erbringen, als potenzielle Prüfer für das Geschäftsjahr 2026 in Frage kämen,“ erklärte die Münchener Rück gegenüber FINANCE. „Von der gesetzlich vorgeschriebenen Cooling-Off-Phase wäre 2026 keine Prüfungsgesellschaft betroffen, das Mandat stünde also allen offen.“ Die Entscheidung über den neuen Abschlussprüfer wird dann die Hauptversammlung auf Empfehlung des Prüfausschusses des Aufsichtsrats treffen. Der Aufsichtsrat war es auch, der sich damals aufgrund einer besonderen Bestimmung für Versicherungsunternehmen für EY entschieden hatte.

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