Think Big: Bosch-CFO Markus Forschner

Es ist der größte Deal seit Bestehen des Unternehmens, den Finanzchef Markus Forschner im Juli eingetütet hat und sich damit den Titel als FINANCE CFO des Monats sichert: Bosch kauft die Heiz-, Lüftungs- und Klimatisierungssparte des US-Konzerns Johnson Controls. Auch der Preis ist stattlich: Rund acht Milliarden US-Dollar, umgerechnet also 7,4 Milliarden Euro, zahlen die Stuttgarter. Gut möglich also, dass der Bosch-Deal einer der größten deutschen Zukäufe des Jahres sein wird. Die größte Übernahme in der mehr als 140 Jahre währenden Firmengeschichte von Bosch ist es auf jeden Fall. Mit dem Geschäft von Johnson Controls erwerben die Stuttgarter neue Standorte in den USA und Asien. Denn mit dem Zukauf bei dem US-amerikanischen Hersteller geht auch das 2015 von Johnson Controls und dem japanischen Mischkonzern Hitachi gegründete Joint Venture Johnson Controls Hitachi Air Conditioning (JCH) mit Hauptsitz in Tokio über den Tisch. Innerhalb eines Jahres soll die Transaktion abgeschlossen sein. Bosch-CFO finanziert Milliarden-Deal mit Eigenkapital Finanzieren will Bosch-CFO Forschner den Mega-Deal aus der Konzern-Kasse. Hilfreich dürfte dabei sein, dass dem größten Deal der Firmengeschichte die größte Anleihe der Firmengeschichte vorausgegangen ist: Vor rund einem Jahr hat Forschner eine Anleihe in Höhe von 4,5 Milliarden Euro begeben. Im Jahr 2022 haben die Stuttgarter zudem einen Kredit von 3 auf 5 Milliarden Euro erhöht. Bosch setzt auf Übernahmen in Schlüsselbranchen Gute Voraussetzungen also, um auf Einkaufstour zu gehen. Schon vor der Übernahme der Assets von Johnson Controls hat Bosch mehrere Zukäufe getätigt. Dazu zählen im Halbleitergeschäft etwa eine Chip-Fabrik in Kalifornien für 1,5 Milliarden US-Dollar im April 2023 und eine Beteiligung am europäischen Gemeinschaftsunternehmen ESMC. In der Gebäudeautomation hat Bosch im Juli 2023 Paladin Technologies übernommen und im Februar 2023 wurde der Zukauf des US-amerikanischen Hydraulikspezialisten Hydra Force zu Bosch Rexroth abgeschlossen. Zum Kaufpreis beider Deals wurde Stillschweigen vereinbart. In der Medizintechnik sind die Stuttgarter mehrere strategische Partnerschaften eingegangen. Bosch-Chef übt Kritik an Klimapolitik Gleichzeitig beklagen sich Bosch-Chef Stefan Hartung und CFO Forschner über „konjunkturellen Gegenwind“ im Jahr 2023. Die Auftragslage habe abgenommen, die aktuelle Klimapolitik sorge für Instabilität. „Wo Klima- und Energiepolitik widersprüchlich ist, werden Investoren nicht investieren, sondern warten“, verdeutlichte Hartung. „Das Jahr 2023 war für Bosch schwieriger als erwartet.“ Finanzchef Forschner geht zudem von einer stagnierenden Fahrzeugproduktion und einem weiterhin schwachen Maschinenbaumarkt aus. „Nach unserer Einschätzung wird die Weltwirtschaft erst 2025 wieder leicht an Schwung gewinnen“, prognostizierte Forschner. „In allen für uns wichtigen Branchen sind die Aussichten verhalten.“ Dennoch erwirtschafteten die Stuttgarter im vergangenen Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro, davon stammen 56,2 Milliarden Euro allein aus dem Bereich Mobility. Das Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (Ebit) betrug mit 4,5 Milliarden Euro fast genau eine Milliarde Euro mehr als im Vorjahr. Bosch-Chef Hartung nannte es bei der Vorstellung der Zahlen „unter den herausfordernden Rahmenbedingungen eine bemerkenswerte Leistung“. CFO Forschner ist ein Bosch-Eigengewächs Ein Großteil dieser Leistung dürfte auf Finanzchef Forschner zurückgehen. Der promovierte Informatiker hat Anfang 2022 die Verantwortung über die Finanzen übernommen. Dabei musste er in tiefe Fußstapfen treten, die sein Vorgänger Stefan Asenkerschbaumer hinterlassen hat. Asenkerschbaumer war von 2010 bis Ende 2021 CFO und dürfte nun als Chef des Aufsichtsrats, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung und haftender Gesellschafter seinen Nachfolger genau im Blick behalten. Wie Asenkerschbaumer ist auch Forschner ein echtes Bosch-Eigengewächs. Nach Abschluss seiner Promotion startete er 1996 als Trainee bei Bosch. Von 1999 bis 2015 hatte er zahlreiche Führungspositionen innerhalb der Finanzabteilung inne, oft mit Fokus auf Planung und Controlling. FINANCE Köpfe Dr. Markus Forschner Robert Bosch GmbH Mehr lesen In seiner bisher längsten Position, von 2015 bis 2022, war er als CFO der Konzerntochter Bosch Rexroth für kaufmännische Aufgaben, Einkauf, Logistik und Personal zuständig. Anfang Januar 2022 stieg er zum Bosch-Finanzchef auf und ist dort seitdem zuständig für Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Planung und Mergers & Acquisitions sowie das Performance Management. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören darüber hinaus Einkauf und Logistik, Anlagen und Bauten, die Zentraleinheit Global Real Estate sowie die Geschäftsaktivitäten in Nord- und Osteuropa und der Türkei. Mehr zum Thema Milliarden-Zukauf bei Bosch Für satte 7,4 Milliarden Euro baut Bosch seine Präsenz in den USA und Asien aus. Es ist der größte Deal der Firmengeschichte. Finanziert wird er aus eigener Tasche. Mehr lesen Nach dem jüngsten Deal steht nun die Integration der 28 neuen Standorte und 12.000 Mitarbeitenden an, die künftig zur Bosch Home Comfort Group gehören sollen. Diese zählt bislang 14.000 Mitarbeiter, wird sich personell also fast verdoppeln. Auch finanziell: Der Umsatz der neuen Einheiten lag im vergangenen Jahr bei 4 Milliarden Euro, die zu den 5 Milliarden Euro Umsatz der Home Comfort Group hinzukommen. Die Stuttgarter erhoffen sich zudem von einem komplementären Portfolio an der Schnittstelle von Heizen und Kühlen profitieren zu können. Zudem rechnen sie in den USA beispielsweise bis zum Ende des Jahrzehnts mit einem Wachstum von mehr als 50 Prozent im Bereich der Wärmepumpen. Ob der Deal der Auftakt einer größeren Shoppingtour von Bosch ist, wollte der Vorstand auf einer Pressekonferenz anlässlich des jüngsten Zukaufs zwar nicht konkret verneinen, betonte auf FINANCE-Nachfrage aber, dass die nun angestoßene Akquisition in den nächsten 12 Monaten viel Arbeit mit sich bringe und „das Closing daher alle unsere Kräfte und Aufmerksamkeit benötigen“.

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