Finanzinvestoren haben ein Auge auf kleine Unternehmen geworfen. Denn die Konkurrenz am M&A-Markt ist geringer, und die Unternehmensbewertungen dadurch niedriger. Diese Tatsache ruft neben neuen Spielern auch erfahrene Private-Equity-Häuser auf den Plan. So hat zuletzt die schwedisch-britische Beteiligungsgesellschaft IK Investment einen Smallcap-Fonds aufgemacht.
Das gesteigerte Interesse an dem Segment stellt die PE-Häuser vor eine Herausforderung: Sie brauchen Finanzchefs, die sich erstens für die Aufgabe eignen, die zweitens Lust auf die strapaziöse Zusammenarbeit mit einem Investor haben und denen drittens das Portfoliounternehmen nicht zu klein ist.
Einfach den bisherigen CFO im Amt zu lassen, funktioniert in den seltensten Fällen, erklärt Rupert Bell. Er leitet aus dem Münchener Büro des Headhunters PE Recruit dessen Geschäfte im deutschsprachigen Raum. PE Recruit ist auf Personalvermittlung für Finanzinvestoren spezialisiert.
Investoren tauschen den CFO meist sofort aus
Kleine Firmen in Unternehmerhand vernachlässigen die CFO-Position oft, begründet Bell seine These. „Selbst der Vertriebs- oder der Technikchef bekommt mehr Ressourcen.“ Das Finanzmanagement in kleinen Unternehmen beschränkt sich oft auf Grundlagen wie Buchhaltung und Controlling.
Sobald Private Equity einsteigt, gewinnt der Finanzchef dagegen schnell an Stellenwert. „Wenn ein Investor ein Unternehmen mit 50 Millionen Euro Umsatz übernimmt, denkt er schon an die Zeit, in der die Firma möglicherweise einmal 200 Millionen Euro Umsatz generiert“, sagt Nadja Essmann, die bei PE Recruit im deutschsprachigen Raum für die Suche nach CFOs zuständig ist.
„Der CFO ist nach dem Einstieg eines Investors in einer ganz anderen Rolle“, sagt Bell. „Da geht es nicht mehr nur um technische Angelegenheiten, sondern der Finanzchef muss dem Management und den Investoren als Sparringspartner dienen.“ Außerdem liege es am Finanzchef, im Auftrag des Mehrheitseigners ein schnelleres und präziseres Forecasting und Reporting auf den Weg zu bringen. Die Folge: Nach mindestens zwei Drittel der Transaktionen tauscht das Private-Equity-Haus den CFO sofort aus, schätzt Bell. Dazu kommen die Fälle, in denen der Finanzchef gehen muss, nachdem etwas schiefgelaufen ist.
Carlyle-Manager Dennis Schulze wurde Douglas-CFO
Die Beteiligungsgesellschaften haben also einen hohen Bedarf an CFOs für ihre Portfoliounternehmen. Doch Finanzvorstände und -Experten ohne Private-Equity-Erfahrung kommen aus ihrer Sicht von vornherein kaum in Frage. Das führt dazu, dass die Beteiligungsgesellschaften immer öfter bisherige Investmentmanager von sich oder von der Konkurrenz als CFOs einsetzen. Bell: „Private-Equity-Manager werden immer öfter CFOs. Sie haben die Herangehensweise eines Generalisten, kennen den Exit-Prozess, und sie wissen, worauf der Eigentümer hinauswill.“
So machte etwa der Midcap-Investor Chequers 2011 Eric Oellerer, vormals bei HG Capital, zum Finanzchef des Werkzeugherstellers Metabo. Das baden-württembergische Traditionsunternehmen ging vor einem halben Jahr an den japanischen Konzern Hitachi, Oellerer ist immer noch an Bord.
Ein Beispiel aus dem Largecap-Segment: Advent International warb 2013 den Deutschlandchef von Carlyle, Dennis Schulze ab, damit dieser als Douglas-CFO den großangelegten Umbau der Kette begleitet. Schulze machte 2015 für seine Nachfolgerin Erika Tertilt Platz.
Weil der Private-Equity-CFO so eine aktive und anspruchsvolle Rolle einnimmt, ist der spätere Wechsel auf den Chefsessel nicht unrealistisch, sagt Bell: „Wenn es klappt, kann der CFO eines Portfoliounternehmens mit 50 Millionen Euro Umsatz nach fünf Jahren zu einer 300-Millionen-Firma wechseln. Der nächste Schritt kann in der Ordnung von 500 Millionen liegen. Und dann liegt der Schritt zum CEO nahe.“ Eine Perspektive, die ehrgeizige Private-Equity-CFOs motivieren dürfte. Und ohne eine große Portion Ehrgeiz ist es ohnehin keine gute Idee, unter einem Investor den Finanzchef zu machen.