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Heckler & Koch-CFO Wolfgang Hesse schmeißt hin

CFO Wolfgang Hesse will Heckler & Koch zum Jahresende verlassen.
picture alliance/Daniel Karmann/dpa

Wolfgang Hesse kehrt Heckler & Koch zum Jahresende den Rücken. Der seit Januar 2016 amtierende CFO wird seine bis Ende Dezember 2018 laufende Vorstandsbestellung „aus privaten Gründen“ nicht verlängern, wie der Waffenhersteller mitteilte. Der Aufsichtsrat bedauert die Entscheidung und dankt Hesse für sein „großes Engagement und die erreichten Ergebnisse in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren“.

Heckler & Koch bangt um Finanzierung

Wirklich gut sehen die Ergebnisse – zumindest mit Blick auf die nackten Zahlen – jedoch nicht aus. Der Rückzug Hesses trifft Heckler & Koch in einer finanziell extrem angespannten Lage: Der Waffenhersteller ist nicht nur hoch verschuldet, sondern verbrennt auch noch in hohem Umfang Cash. Erst im März musste ein Großaktionär der Waffenschmiede mit einem zinslosen Überbrückungskredit über 30 Millionen Euro beispringen. Gleichzeitig verhandelte CFO Hesse mit den Gläubigern eines erst im Sommer 2017 geschlossenen 130-Millionen-Darlehens die Kreditklauseln nach.

Die erhoffte Entlastung brachte dies aber nicht: Vor einem Monat senkte Moody’s das Rating für Heckler & Koch um ein Notch auf Caa1 und damit noch tiefer in den spekulativen Bereich. Die Ratingagentur schätzt, dass der Verschuldungsgrad (Net Debt/Ebitda) der Oberndorfer bis zum Jahresende auf 10x steigen dürfte.

CFO Hesse war zwischenzeitlich Alleinvorstand

Das nun entstehende Machtvakuum an der Spitze des Finanzressorts kann sich Heckler & Koch in dieser schwierigen Situation kaum leisten – zumal der Waffenhersteller auch gerade erst seinen vakanten Chefposten gefüllt hat: Im Mai übernahm Jens Bodo Koch die Geschäfte von Heckler & Koch. Der 45-Jährige kam vom Bremer Sonarsystemhersteller Atlas Elektronik und trat die Nachfolge von Norbert Scheuch an.

Scheuch musste Heckler & Koch im vergangenen August überraschend verlassen. Anschließend entwickelte sich ein Rechtsstreit zwischen den beiden Parteien, der erst im Frühjahr außergerichtlich beigelegt wurde. Im Rahmen eines Vergleichs einigten sich das Unternehmen und Scheuch einem Bericht der F.A.Z. zufolge auf ein „einvernehmliches Ausscheiden“. Nach Scheuchs unrühmlichen Abgang hatte Finanzchef Hesse Heckler & Koch vorübergehend als Alleinvorstand geleitet. 

CFO-Nachfolger soll schnell ernannt werden

Angesichts der Tatsache, dass der erfahrenste Manager nun in einer prekären Unternehmenssituation um seinen Rückzug gebeten hat, bemüht sich der Waffenhersteller um Beruhigung. Die Suche nach einem Nachfolger für Hesse sei in „fortgeschrittenem Stadium“, die Bekanntgabe eines neues Finanzchefs werde kurzfristig erfolgen, heißt es von Seiten der Schwarzwälder.

Wie es für Noch-CFO Wolfgang Hesse weitergeht, ist derzeit nicht bekannt. Der Manager wird sich Heckler & Koch zufolge „einer neuen Herausforderung stellen“. Bevor Hesse zu dem Waffenhersteller kam, war er lange Zeit in der Finanzabteilung von ThyssenKrupp tätig. Im Zuge der Übernahme der Edelstahlsparte des Dax-Konzerns durch die finnische Outokumpu wechselte Hesse zu den Finnen. Begonnen hat der Diplom-Kaufmann seine Karriere als Wirtschaftsprüfer bei Deloitte.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de