Radim Ševčík: Wer ist der neue CFO bei Knaus Tabbert?

Produktionsstopp, zwei Razzien, ein Covenant-Bruch: Seit mehreren Monaten befindet sich der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert in einer Krise, die die Aktie auf Talfahrt schickte. Und auch auf dem CFO-Posten herrschte in dieser Zeit eine Menge Unruhe: Nach dem Weggang von Carolin Schürmann im Frühjahr 2024 agierte das Unternehmen zunächst monatelang ohne Finanzchef, dann übernahm Großaktionär Wim de Pundert im November das Steuer als CEO und CFO, und nur wenige Tage später ernannte Knaus Tabbert mit Radim Ševčík überraschend doch einen eigenständigen Finanzchef. Wer ist dieser neue CFO, der das Unternehmen jetzt durch diese schwere Krise begleiten soll? Viel ist über ihn nicht bekannt. FINANCE hat mit Analysten gesprochen, die sich anonym zu dem neuen Finanzchef äußerten. CFO ohne CFO-Erfahrung Der 43-jährige Ševčík war erst zwei Wochen vor seiner Ernennung als Finance Director zu dem Unternehmen gekommen. CFO-Erfahrung brachte der Investmentbanker keine mit. Dabei dürfte ihm gerade jetzt eine wichtige Rolle zukommen, etwa bei der Kommunikation mit Geldgebern und Investoren – zumal infolge der Razzien keiner der alten Vorstände mehr an Bord ist. Dass Ševčík bislang kaum Erfahrung in Finanzabteilungen von produzierenden Unternehmen sammelte, fällt für die Analysten nicht so sehr ins Gewicht. Vielmehr steht für sie im Vordergrund, dass das Unternehmen nach dem Hin und Her wieder einen ausgewiesenen Finanzexperten im Vorstand habe. Sie äußerten die Hoffnung, dass Ševčík wieder für mehr Stabilität sorge. Radim Ševčík: CFO mit Vertrauen des Großaktionärs HTP Als weiteren Vorteil werteten Analysten gegenüber FINANCE, dass zwischen Ševčík sowie dem CEO und Großinvestor Wim de Pundert ein Vertrauensverhältnis bestehen dürfte. Schließlich kommt der CFO aus de Punderts Beteiligungsgesellschaft HTP, die 41 Prozent an Knaus Tabbert hält. Das könne dazu beitragen, den Fahrzeugbauer in ruhigere Gefilde zu steuern. Anlässlich Ševčíks Ernennung betonte Knaus Tabbert in einer Pressemitteilung, dass der neue CFO „umfassende Erfahrung im Finanzbereich“ habe, „nachdem er bei internationalen Unternehmen wie der Boston Consulting Group (BCG) und Merrill Lynch gearbeitet hat und zuletzt vier Jahre als Investment Officer für HTP Investments tätig war“. Diese Stationen bei Merrill Lynch und BCG liegen seinem „Linkedin“-Profil zufolge allerdings schon eine Weile zurück: Bei Merrill Lynch stieg Ševčík im Frühsommer 2007 in London ein und wechselte 2010 als Vice President nach Moskau. Zuvor arbeitete er von Sommer 2004 bis Frühjahr 2007 bei BCG in Prag. Bei HTP stieg Ševčík im August 2020 ein und ist dort weiterhin für die Private-Equity-Investments der Beteiligungsgesellschaft aus Amsterdam zuständig. Das ergibt sich aus den Linkedin-Profilen von HTP und Ševčík. Investmentbanker bei VTB Capital in Hongkong Darüber hinaus bringt Ševčík vor allem internationale Erfahrung als Investmentbanker mit. Vor seiner Zeit bei HTP war er von Sommer 2012 an im Investmentbanking von VTB Capital tätig, einer Tochter der russischen Großbank – zuerst in Moskau, später in Hongkong. In der chinesischen Sonderverwaltungszone hielt er unter anderem Lizenzen nach der dortigen „Securities and Futures Ordinance“ zum Trading und zur Beratung in den Bereichen Wertpapiere und Corporate Finance. Das ergibt sich aus öffentlich zugänglichen Daten der „Securities and Futures Commission“ in Hongkong. Die Empfehlungen der Analysten für die Knaus-Tabbert-Aktie blieben seit Ende Oktober weitgehend unverändert. Von seinem Tief bei unter 12 Euro hat sich der Kurs der Aktie seit Ende November 2024 inzwischen aber deutlich erholt. Am 23. Januar stieg er zeitweise auf deutlich über 17,50 Euro, wenn auch bei geringeren Volumina als etwa im November. Die Kursziele der Analysten liegen derzeit allesamt bei 20 Euro oder höher. Gemeinsam mit seinem CEO muss der neue CFO nun das Unternehmen wieder auf Spur bringen. Mit Blick auf die Lage in der Branche hätte Knaus Tabbert eigentlich gute Chancen, wieder Fuß zu fassen – sofern das Unternehmen seine internen Probleme in den Griff bekommt. CIVD sieht Wohnmobil-Branche auf einem guten Weg Die Aussichten der Branche für 2025 stuft der Caravaning Industrie Verband (CIVD) jedenfalls als ordentlich ein. Zwar hätten die Unternehmen 2024 mit einem Überangebot an Fahrzeugen auf Händlerebene zu kämpfen gehabt. Der CIVD ging jedoch in seiner jüngsten Mitteilung davon aus, dass sich der Fahrzeugbestand im Handel 2025 mehr und mehr abbaue und im ersten Halbjahr voraussichtlich normalisiere. Den Umsatz der Branche bezifferte der CIVD für 2024 auf 15,1 Milliarden Euro, ein Minus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deutlich stärker sank die Zahl der fertiggestellten Fahrzeuge: Sie fiel 2024 um gut 16 Prozent. Insbesondere die Produktion von Wohnwagen schwächelte. Sie blieb um fast ein Viertel hinter den Zahlen von 2023 zurück.

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