Continental kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Der Vorstand hat beschlossen, auch den Unternehmensbereich Contitech aus dem Dax-Konzern herauszulösen. Damit wird das Unternehmen wieder zu einem reinen Reifenhersteller.
Dieser grundsätzlichen Entscheidung folge nun eine Analyse und Bewertung, auf welche Weise das Unternehmen die Sparte verselbständigen könne, teilte Continental am Dienstagmorgen mit. Als wahrscheinlichste strategische Option gelte ein Verkauf des Unternehmensbereichs, der vor allem Materiallösungen für die Industrie umfasst.
Continental zieht zuerst Automotive-IPO durch
Der Deal soll erst stattfinden, wenn der Unternehmensbereich Automotive abgespalten ist. Das soll im Herbst 2025 über einen Börsengang erfolgen. Auch den Verkauf des Geschäftsfelds Original Equipment Solutions (OESL) plant Continental, vorher umzusetzen. „Vorbehaltlich notwendiger Beschlüsse könnte eine Verselbstständigung von Contitech im Laufe des Jahres 2026 erfolgen“, teilte der Autozulieferer mit.
Die Gewerkschaften IG Bergbau Chemie Energie (BCE) und IG Metall haben schon Widerstand gegen die Pläne des Vorstands angekündigt und fordern eine Beschäftigungs- und Standortsicherung für Contitech. Ohne Garantien werde man dem Verkauf nicht zustimmen, teilte die IG BCE mit.
Im Januar hatte Continental angekündigt, dass Contitech die Produktion an den Standorten Bad Blankenburg in Thüringen, Stolzenau in Niedersachsen und Moers Nordrhein-Westfalen einstellen und den Werkzeugbau in Frohburg und Geithain in Sachsen beenden wird. Insgesamt seien im Unternehmensbereich Contitech voraussichtlich rund 580 Arbeitsplätze betroffen.
Die geplanten Schritte führen Continental zurück auf einen fokussierten, globalen Reifenhersteller. Die Sparte Tires steht derzeit für einen Umsatz von 13,9 Milliarden Euro und beschäftigt weltweit 57.000 Mitarbeitende. Außerdem soll die Gesellschaft „in einem letzten Schritt die derzeit noch übergeordneten Holding-Funktionen“ übernehmen.
Continental entstand einst als reiner Reifenhersteller. Seit Ende der 1980er-Jahre hatte sich das Traditionsunternehmen durch zahlreiche Zukäufe zu einem der größten Zulieferbetriebe weltweit im Automobilsektor gewandelt.
Continental führt sein Geschäft auf die Sparte Tires zurück
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Für den Börsengang des Automotive-Geschäfts steht derzeit der Beschluss der Hauptversammlung aus. Diese ist für den 25. April angesetzt. Der IPO selbst soll im September an der Frankfurter Börse stattfinden. Das Treasury der Automotive-Sparte des IPO-Aspiranten leitet seit 1. April Jean Dohrmann.
Für den Verkauf des Geschäftsfelds OESL laufen derzeit unter anderem Gespräche mit potentiellen Käufern. In der Einheit ist der Großteil des Geschäfts mit Gummiprodukten für Autohersteller gebündelt. Es ist bislang Teil von Contitech und zählt rund 16.000 Beschäftigte.
In der Sparte Tires ist rund ein Drittel der Mitarbeitenden beschäftigt
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Continental kündigte außerdem einen weiteren Wechsel im Vorstand an. Die bisherige Vorständin für Human Resources und Nachhaltigkeit, Ariane Reinhart, werde das Unternehmen Ende Juni 2025 verlassen; sie ist zugleich Arbeitsdirektorin. Als Nachfolgerin ernannte der Konzern Ulrike Hintze, sie wird im Vorstand ab Juli für Personal zuständig sein und als Arbeitsdirektorin fungieren. Zusätzlich leitet sie weiterhin das Personalressort in der Sparte Tires.
Continental verliert demnächst den CFO
In den vergangenen Monaten verzeichnete Continental auch Unruhe auf der Position des CFO. Im Dezember teilte Continental mit, dass der erst im Sommer 2024 berufene CFO Olaf Schick das Unternehmen im September 2025 wieder verlässt. Er könnte beim Spin-off der Automotive-Sparte also gerade noch so dabei sein. Deren CFO ist seit April die frühere Finanzchefin von Hornbach, Karin Dohm.
Ankeraktionär bei Continental ist mit 46 Prozent der Anteile die IHO Gruppe der Familie Schaeffler aus Herzogenaurach. Die Beteiligungsholding hält auch 79 Prozent der Stimmrechte an der Schaeffler AG.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
