Egeria Capital drängt nach Deutschland

Der niederländische Finanzinvestor Egeria macht mit seinen Private-Equity-Plänen für Deutschland Ernst und hat ungeachtet der Coronavirus-Krise ein Büro in München eröffnet. Von dort aus wollen die Niederländer ihr Buy-out-Geschäft im deutschsprachigen Raum ausrollen. Investitionsmittel sind vorhanden: Ende 2017 sammelte Egeria innerhalb von sechs Wochen für den fünften Buy-out-Fonds 800 Millionen Euro ein. Seit Oktober 2018 wird investiert. Mit dem niederländischen Gartenartikelhersteller Tuindeco wurde aus diesem Fonds aber erst ein Investment getätigt. Damit wächst langsam der Druck auf Egeria, die eingeworbenen Gelder auch tatsächlich zum Arbeiten zu bringen. Schaffen soll dies auch Hannes Rumer, den Egeria im April als Partner und Deutschlandchef an Bord geholt hat. Der 43-Jährige kam vom Sportartikelhändler Intersport, wo er bis Ende März als CFO für die Bereiche Finanzen, IT, Supply Chain und Digital verantwortlich war. Zuvor arbeitete Rumer von Juli 2012 an für drei Jahre als Finanzchef bei dem angeschlagenen Modeunternehmen Takko, um dessen Fortbestehen der Private-Equity-Investor Apax gerade mit den Gläubigern ringt. Für Apax war Rumer sechseinhalb Jahre lang als Principal tätig, bevor der Investor den Manager 2012 zu Takko entsandte. Egeria Capital holt auch Daniel Herter von DPE Zu seinem Einstieg bei Egeria hat der Ex-CFO auch personelle Verstärkung erhalten: Mit Rumer ist im April auch Daniel Herter zu Egeria nach München gewechselt – als Associate Partner. Herter war vorher sechs Jahre lang Director bei dem deutschen Mittelstandsinvestor DPE. Herter bringt auch Erfahrung als Tech-M&A-Berater von GP Bullhound mit. Komplettiert wird Egerias Mannschaft in München von einem weiteren Investmentmanager, einem Associate und einem Senior Advisor. „Wir sind so aufgestellt, dass wir in München die komplette Private-Equity-Wertschöpfungskette abdecken können“, berichtet Rumer – vom Dealsourcing über den M&A-Deal samt Due Diligence und anschließendem Portfolio-Management bis zum Exit. „Wenn wir bis zum nächsten Fundraising drei Deals in der DACH-Region machen könnten, wäre das klasse.“ Hannes Rumer, Partner, Egeria Capital Rumer verspürt nach eigener Aussage keinen kurzfristigen Dealdruck, sondern will Egeria „langfristig erfolgreich“ im deutschen Markt aufbauen. „Wenn wir bis zum nächsten Fundraising drei Deals in der DACH-Region machen könnten, wäre das klasse“, hofft Rumer dennoch. Sollte dies gelingen, entfiele bis zu einem Viertel des neuen Egeria-Fonds auf Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz. An ersten Deals arbeitet sein Team schon, erzählt Rumer. Neben dem Buy-out-Fonds hat Egeria auch noch ein Evergreen-Vehikel, über das Investments länger gehalten werden können als für Private Equity üblich. Egeria hat dafür ein eigenes Team, allerdings in den Niederlanden. In Berlin ist seit 2012 ein Team angesiedelt, das sich um Immobilien-Investments kümmert. Egeria Capital sucht Midcap-Deals Egeria sieht sich selbst als Mittelstandsinvestor und investiert in Unternehmen, die jährlich vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 10 und 50 Millionen Euro verdienen. Das entspricht Unternehmenswerten zwischen 50 und 400 Millionen Euro. Die Eigenkapital-Tickets sollen pro Transaktion zwischen 40 und 120 Millionen Euro liegen. „Viele Unternehmer warten momentan ab. Wer nicht verkaufen muss, tut es auch nicht.“ Hannes Rumer Egeria macht Rumer und Herter zufolge keine Minderheitsinvestments. „Mit dem richtigen Partner sind in Ausnahmefällen auch 50/50-Beteiligungen denkbar“, so definiert Rumer die Schmerzgrenze. Secondary-Buy-outs schließt er nicht aus, normalerweise kaufe Egeria jedoch lieber von den Gründern oder Eigentümern. Das könnte in der Coronakrise schwieriger werden. „Viele Unternehmer warten momentan ab. Wer nicht verkaufen muss, tut es auch nicht“, sagt Rumer. Der Private-Equity-Manager meint jedoch, bei Carve-outs mehr Aktivität ausgemacht zu haben: „Es werden gerade mehr Unternehmensabspaltungen vorbereitet.“ Grundsätzlich erwartet Rumer für Private Equity in den nächsten zwei bis drei Jahren ein gutes Investitionsumfeld. Egeria selbst sei in den vergangenen Jahren wegen des „schon sehr sportlichen Bewertungsniveaus“ relativ konservativ gewesen. Zudem habe man Glück gehabt, nicht in Event-, Freizeit- oder Reiseunternehmen investiert zu haben, die in der Coronakrise besonders hart getroffen wurden. Das aktuelle Portfolio sei stabil. Corona zwingt Private Equity zu Kompromissen Turnaround-Investments und Restrukturierungen macht Egeria eigentlich nicht. „Wir würden uns solche Themen aber situativ ansehen, wenn wir davon überzeugt sind, dass es das Unternehmen auch nach Corona noch mit einem hohen Marktanteil geben wird“, relativiert Rumer. Wenn es sein muss, kann Egeria Transaktionen in der aktuellen Marktlage auch „all equity“ ohne Fremdkapitalfinanzierung finanzieren, verspricht der Deutschlandchef. Aber auch auf diesem Feld erwartet Egeria harter Wettbewerb. Viele Private-Equity-Fonds sind offener für operativ heiklere Deals geworden als vor der Pandemie. Einer aktuellen FINANCE-Umfrage unter mehr als 40 Private-Equity-Häusern zufolge zeigen sich knapp 80 Prozent der Befragten offen für Investments in Unternehmen mit Liquiditätssorgen – vorausgesetzt, die Schieflage ist nur temporärer Natur. Fast ein Viertel zeigte sich gar offen für echte Restrukturierungs-, Sanierungs- oder sogar Insolvenzfälle. Auslandsinvestoren: Teamspieler vs. Einzelkämpfer Egeria ist nicht der einzige ausländische PE-Investor, der seine Zelte in Deutschland aufgeschlagen hat. Am Markt werden bei den Auslandsinvestoren zwei Ansätze gelebt: Solokämpfer vs. Teamspieler. Während Private-Equity-Investoren wie beispielsweise Verdane (Norwegen), FSN Capital (Norwegen) oder Gilde Healthcare (Belgien) komplette Teams in Berlin, München oder Frankfurt aufgebaut haben, setzen Häuser wie Via Equity (Dänemark) oder Mandarin Capital Partners (Italien/China) mit Sebastian Maciejewski und Inna Gehrt auf Einzelpersonen. Auch EMZ Partners (Frankreich) ist mit dem Ex-Silverfleet-Partner Klaus Maurer und einem Associate eher der Solokämpfer-Fraktion zuzuordnen. Eine einfache Erfolgsformel scheint es nicht zu geben: Während Verdane (Momox) und FSN (Rameder) bereits erste Deals vorweisen können, wartet Gilde Healthcare seit Anfang 2018 auf die erste Transaktion. Deutschlandchef Fabian Braemisch ist schon wieder gegangen und hat dem Karrierenetzwerk Linkedin zufolge bei Triton angeheuert. Mandarin Capital musste zwar lange auf den ersten Deal warten, hat in diesem Jahr aber Klapp Cosmetics übernommen – aus dem Home Office heraus. Auch Via Equity hat mit Sema schon einen Deal festgezurrt und bereits die erste Add-on-Transaktion für das Unternehmen eingefädelt. Vor wenigen Tagen gab EMZ Partners den Einstieg beim Gewürzehersteller Ankerkraut bekannt. FINANCE-Themenseite Private Equity In die Private-Equity-Branche fließt so viel Geld wie nie. Das heizt den Wettbewerb der Finanzinvestoren um Zielunternehmen an. Lesen Sie mehr auf der FINANCE-Themenseite. Mehr zum Thema Private-Equity-Manager berichten, dass es am Ende weniger auf die nominelle Teamstärke ankommt, mit der ein Investor hierzulande antritt. Entscheidend sei vor allem, ob der deutsche Manager Deals im Investmentkomitee des Auslandsinvestors durchsetzen könne – im Wettbewerb mit dem Deal-Team aus dem Heimatmarkt. Häufig zeigt sich an dieser Stelle, wie groß der Appetit eines Investors auf deutsche Deals wirklich ist. philipp.habdank[at]finance-magazin.de Info Noch mehr Hintergrundinformationen zum deutschen Beteiligungsgeschäft finden Sie auf der FINANCE-Themenseite Private Equity.

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