Der verlustreiche Autozulieferer Behr hat sich durch den Verkauf seiner Ertragsperle finanziell etwas Luft für die Sanierung verschafft. Der Kolben- und Motorenteile-Hersteller Mahle – in Stuttgart unmittelbarer Nachbar von Behr – übernimmt 60 Prozent der Sparte Behr Industry, wie er am Donnerstag mitteilte. In Behr Industry hat das Familienunternehmen die Teile zusammengefasst, die es von der zuletzt am Boden liegenden Autoindustrie unabhängiger machen sollten: Die profitable Konzernsparte stellt mit rund 900 Mitarbeitern Klimageräte und Kühler für Züge, Schiffe und Baumaschinen her und setzte 2008 rund 206 Millionen Euro um.
Mahle will Behr Industry mit seiner Sparte verschmelzen, die Teile für Großmotoren und Filter für industrielle Anwendungen herstellt. Das entstehende Unternehmen soll auf einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro kommen.
Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. In Verhandlungskreisen war von mehr als 125 Millionen Euro die Rede. Behr, einer der zehn größten Zulieferer in Deutschland, ist von der Automobilkrise voll erfasst worden und hatte 2008 einen Verlust von 70 Millionen Euro ausgewiesen. 2009 wurde mit einem höheren Minus gerechnet, der Umsatz sollte um bis zu 20 Prozent unter den Vorjahreswert von 3,33 Milliarden Euro schrumpfen. Behr ist nach eigenen Angaben mit knapp 500 Millionen Euro verschuldet.
Das Unternehmen sucht daher seit dem vergangenen Frühjahr händeringend nach einem rettenden Investor. Allerdings will das Familienunternehmen nur einen Minderheitsanteil von 30 Prozent abgeben, was die Suche erschwert. Banker vermuten, dass die Familie womöglich am Ende die Mehrheit abgeben muss. Dem regionalen Finanzinvestor BWK, an dem auch die LBBW als größter Behr-Kreditgeber beteiligt ist, gehören 23 Prozent.
Mahle teilte mit, abgesehen von der Übernahme würden derzeit auch Möglichkeiten einer strategischen Zusammenarbeit mit Behr im Automobilgeschäft ausgelotet. Dabei gehe es vor allem um Kühlertechnik und Mechatronik.
Quelle: Reuters
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