Der deutsche Internet-Unternehmer Fabian Thylmann muss sein Online-Porno-Imperium Manwin zu einem Schleuderpreis verkaufen. Die Anteile an der Firmenholding, die populäre Sex-Portale wie „Youporn“, „Pornhub“ oder „My Dirty Hobby“ betreibt, gehen im Zuge eines Management Buy-outs an Thylmanns frühere Vorstandskollegen, die ihren Sitz im kanadischen Montreal haben.
Das Käuferkonsortium wird von dem Manager Feras Antoon angeführt, der Thylmann im Dezember vergangenen Jahres als Manwin-CEO abgelöst hatte, nachdem Thylmann in Belgien festgenommen worden war. Der frühere Programmierer soll mehr als 10 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Gegen Zahlung einer Kaution in zweistelliger Millionenhöhe wurde Thylmann inzwischen wieder aus der Untersuchungshaft entlassen.
Angeblich soll Antoon Thylmann aus der Firma gedrängt haben, da die anhängigen Verfahren eine zu große Belastung für das Geschäft geworden seien. Zudem habe sich Thylmann wegen der Ermittlungen gegen ihn in Europa nicht mehr nennenswert in die Geschäftsführung einbringen können.
Fabian Thylmann hat Manwin mit Buy-and-Build groß gemacht
In einem Brief an die Belegschaft bezeichnet Thylmann den Verkauf als „einen der härtesten Schritte meines Lebens“. Dies kann auch an dem offenbar eklatant niedrigen Kaufpreis liegen, den Thylmann Presseberichten zufolge für die hochprofitable Firma erhält. 100 Millionen US-Dollar (73 Millionen Euro) in Cash soll er bekommen haben. Hinzu komme noch ein variabler Kaufpreis in Höhe von weiteren 200 Millionen Dollar.
Branchenberichten zufolge erlöst Manwin einen mittleren dreistelligen Millionenumsatz pro Jahr und operiert mit Ebitda-Margen von mehr als 30 Prozent. Daraus ließe sich ein operativer Gewinn von grob 100 Millionen Dollar im Jahr errechnen. Mithin liegt das von Thylmann beim Verkauf erzielte Ebitda-Multiple selbst unter voller Anrechnung der Earn-out-Komponente bei lediglich 3x Ebitda. Allerdings kursieren im Netz auch Berichte, wonach das neue Management um Antoon die Firma gerade restrukturiere, um die variablen Kosten zu senken. Dies könnte auf eine sinkende Ertragskraft hindeuten.
Thylmann hat Manwin seit 2006 durch eine Reihe von Zukäufen zu einem der größten Online-Sex-Portale der Welt ausgebaut. Tag für Tag sollen Thylmanns Internetseiten mehr als 60 Millionen Klicks generieren. Zahlreiche Pornofilm-Studios nutzen die Manwin-Plattformen, um mit Hilfe von Videoausschnitten Werbung für ihre neuesten Produktionen zu machen.