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Roland Berger: Weg frei für Verkauf

Roland Berger

Eine 40-Millionen-Euro-Klage ehemaliger Partner gegen die Unternehmensberatung Roland Berger ist vom Tisch. Damit ist auch ein erheblicher Unsicherheitsfaktor bei den aktuellen Verkaufsverhandlungen, die CEO Burkhard Schwenker gerade führen muss, beseitigt.

Im Jahr 1996 hatten die Kläger beim Rückkauf der Beratung vom Mehrheitsaktionär Deutsche Bank  persönlich gebürgt. Jedoch wurden sie nicht wie vorgesehen von 2006 an ausbezahlt, da Roland Berger bis heute andere, vorrangigere Zahlungsverpflichtungen abstottern muss. Der Vergleich sieht nun vor, dass die klagenden 53 Ex-Partner über fünf Jahre gestaffelt ein Drittel der Summe ausgezahlt bekommen. Ein weiteres Drittel erhalten sie, wenn die Unternehmensberatung innerhalb der nächsten fünf Jahre verkauft wird. Auf den Rest verzichten sie.

Der Rechtsstreit war eine große Hypothek bei dem angepeilten Verkauf Roland Bergers an eine andere Strategieberatung oder eine WP-Gesellschaft. Auch bei den Prüfgesellschaften ist vor Kurzem der Weg für eine Übernahme freigemacht worden, als die EU bei der geplanten Trennung von Beratungs- und Prüfmandaten einen Rückzieher gemacht hatte. Damit dürfte die nächste Runde bei der Expansion der großen WP-Häuser ins Beratungsgeschäft eingeläutet worden sein. Roland Berger gilt als Premium-Target, an dem vor allem Deloitte stark interessiert ist.

Bergers Darlehen belasten Verkaufspreis

Allerdings ist mit dem Vergleich nur ein Teil von Roland Bergers finanziellen Altlasten beseitigt. So haben sich rund 50 weitere Bürgen der Einigung noch nicht angeschlossen, darunter viele noch aktive Partner von Roland Berger. Unter ihnen sollen einige sein, die einen Verkauf des Beratungshauses kritisch sehen. Indem sie den Vergleich ablehnen, könnten sie den Verkaufsprozess verschleppen.

Ein weiterer finanzieller Haken ist ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro, das Unternehmensgründer Roland Berger 2006 und 2010 in zwei Tranchen zur Verfügung gestellt hatte, um die internationale Expansion des Unternehmens zu finanzieren. Bergers Darlehen sorgten vor zweieinhalb Jahren dafür, dass das erste Übernahmeangebot Deloittes von den Berger-Partnern ausgeschlagen wurde.

Da die damals getätigten Investitionen im Ausland nicht den gewünschten Ertrag gebracht haben, dürften Bergers Darlehen den zu erzielenden Kaufpreis nun aber eher belasten. Beobachter halten es für unwahrscheinlich, dass CEO Schwenker, der erst vorige Woche auf den Chefsessel zurückgekehrt ist, bei den Kaufinteressenten einen Unternehmenswert von mehr als 500 Millionen Euro durchsetzen kann. Nach Abzug der Verbindlichkeiten dürften für die mehr als 100 Partner im Einzelnen keine großen Verkaufserlöse mehr übrig bleiben.

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