Die französische Großbank BNP Paribas will Teile des Firmenkundengeschäfts der Düsseldorfer IKB vom Finanzinvestor Lone Star kaufen. Das berichtet das Handelsblatt in seiner Freitagsausgabe unter Berufung auf Insider. Man sei an dem Thema dran, ließ sich eine Quelle gegenüber dem Blatt zitieren. Angeblich liege die Kaufpreisvorstellung bei einer dreistelligen Millionensumme. Die Bank selbst hielt sich auf Anfrage von FINANCE bedeckt. „Marktgerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht“, sagte dazu ein Pressesprecher.
Die IKB stand bereits einmal auf der Wunschliste der Franzosen. Im Herbst 2010 wollte sich Lone Star von der krisengeschüttelten Mittelstandsbank trennen. Als möglicher Käufer wurde damals auch die BNP Paribas gehandelt. Doch dann funkte die Staatsschuldenkrise in die Verhandlungen, die Großbank und andere Interessenten winkten ab. Seitdem setzt BNP auf organisches Wachstum, um die ehrgeizigen Ziele für das Firmenkundengeschäft in Deutschland zu erreichen. „In der derzeitigen Marktverfassung wird jeder eine Akquisition sehr, sehr genau prüfen. Und wenn man dann sieht, wie dynamisch unsere Kundenzahl jüngst gestiegen ist, dann muss man über externes Wachstum nicht vorrangig nachdenken“, sagte BNP-Firmenkunden-Deutschland-Chef Torsten Murke Mitte des vergangenen Jahres im FINANCE-Interview.
Klares Committment für Deutschland
BNP Paribas hatte zuvor ein klares Committment für den Standort Deutschland abgegeben und präzise Wachstumsziele formuliert. Demnach solle die Zahl der Unternehmenskunden von rund 100 Ende 2010 auf 250 bis zum Jahr 2015 gesteigert werden. Murke, der nach Stationen bei Morgan Grenfell, JP Morgan, Lazard und Credit Suisse im Oktober 2011 als Head of Investmentbanking Deutschland bei BNP Paribas anfing und im April des vergangenen Jahres die Gesamtverantwortung für das Firmenkundengeschäft in Deutschland übernommen hatte, gab sich angesichts der Erfolge damals optimistisch, dieses Ziel schon deutlich früher zu erreichen.
Die IKB hatte sich mit US-Ramschhypotheken verspekuliert und war dadurch Mitte 2007 als erste deutsche Bank in den Strudel der Finanzkrise geraten. Sie konnte nur mit Hilfen ihrer damaligen Eigentümerin KfW und des Bundes gerettet werden. Lone Star hatte die IKB schließlich für rund 150 Millionen Euro übernommen. Dem Finanzinvestor gehören heute 91,5 Prozent der Anteile, der Rest ist Streubesitz. Alle Versuche, die Mittelstandsbank wieder zu veräußern, waren bislang jedoch gescheitert. Gleichwohl gilt: Die IKB ist heute attraktiver als noch vor zwei Jahren. Die Marktstellung bei mittelständischen Firmenkunden ist relativ stark. Zudem ist die Bank führend bei der Ausgabe von zinsgünstigen KfW-Krediten. Die technische Plattform dafür sei ein echter Wettbewerbsvorteil, heißt es aus Finanzkreisen. Das könne den Kauf des Firmenkundengeschäfts attraktiv erscheinen lassen.
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