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Chinesen greifen nach Leoni

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Stefan Pierer ist kein Mehrheitseigner mehr bei Leoni. Das chinesische Unternehmen Luxshare steigt beim Automobilzulieferer ein (v.li. Stefan Pierer, Grace Wang, Klaus Rinnerberger). Foto: Leoni
Stefan Pierer ist kein Mehrheitseigner mehr bei Leoni. Das chinesische Unternehmen Luxshare steigt beim Automobilzulieferer ein (v.li. Stefan Pierer, Grace Wang, Klaus Rinnerberger). Foto: Leoni

Der kriselnde Automobilzulieferer Leoni wechselt den Besitzer. Nachdem Leoni letztes Jahr als erstes großes Unternehmen das Restrukturierungsverfahren Starug angewendet hatte, verkauft Großaktionär Stefan Pierer die Mehrheit seiner Anteile. Eine rechtlich bindende Vereinbarung haben die Parteien am heutigen Dienstag unterzeichnet. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion nun noch zustimmen.

Seit dem Verfahren hielt eine Gesellschaft Pierers 100 Prozent der Anteile. 50,1 Prozent davon gehören nun Luxshare, einem chinesischen Hersteller von elektronischen Komponenten für die Kommunikationsbranche, Data Centers, die Automotive-Branche und den medizinischen Bereich. Konkret geht es hierbei um die Einheit „Wiring Systems Division“ (WSD), in der Leoni das Bornetzgeschäft bündelt.

Leonis Kabelsparte geht komplett an Luxshare

Die Kabelsparte „Automotive Cable Solutions“ (ACS) von Leoni wechselt sogar komplett in chinesische Hände. Das neu gegründete Joint Venture mit dem Namen „Time Interconnect Singapore“, hinter dem die beiden Luxshare-Töchter Luxshare-ICT und Time Interconnect Technology stehen, übernimmt den Bereich.

Die Sparte sollte bereits 2022 verkauft werden. Damals platze der Deal und die Restrukturierung des Autozulieferers stockte, weshalb sich Leoni letztlich in das Starug-Verfahren retten musste. Der österreichische Investor Pierer sprang den Nürnbergern damals zur Seite, übernahm Schulden, steckte frisches Kapital in Leoni und kaufte sich in diesem Zuge bei dem Zulieferer ein.

Das erhoffen sich Leoni und Luxshare von dem Deal

Die Übernahme soll laut Leoni „die finanzielle Stabilisierung“ beschleunigen und die „im vergangenen Jahr erreichten Fortschritte verstärken“, heißt es aus Nürnberg. Luxshare überweist für die Mehrheit an Leoni 205,4 Millionen Euro und für das Kabelgeschäft 320 Millionen Euro nach Deutschland.

Luxshare hingegen erhofft sich von dem Zukauf von Leoni Know-how im Bereich Bordnetzsysteme sowie den Zugang zur europäischen, nordafrikanischen und amerikanischen Automobilindustrie, während die Chinesen ihre Verbindungen im Heimatland und Vietnam sowie ihre „Expertise in den Bereichen Steckverbinder und Elektronik“ mit den Nürnbergern teilen wollen. Letztere sind vor allem in Osteuropa aktiv.

„Diese Zusammenarbeit ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg zu einem weltweit führenden Unternehmen in der Automobilbranche“, kommentiert Luxshare-Chefin Grace Wang den Zukauf.

Frederic Haupt ist Redakteur bei FINANCE und betreut schwerpunktmäßig die Themen Private-Equity und M&A. Er hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Media University (ehemals HMKW) studiert. Nach dem Studium hat er sein Volontariat bei F.A.Z. Business Media absolviert und dabei neben FINANCE für weitere Publikationen des Verlags gearbeitet, unter anderem für die Personalwirtschaft und das Wir-Magazin.

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