Ceconomy kommt bei der Übernahme durch den chinesischen E-Commerce-Riesen Jingdong (JD.com) weiter. Wie das Unternehmen am Mittwochabend bekanntgab, hat dessen Tochtergesellschaft Jingdong Holding Germany GmbH ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot vorgelegt.
Demnach sollen die Ceconomy-Aktionäre wie erwartet 4,60 Euro je Aktie in bar erhalten. Die Offerte entspreche einem Unternehmenswert von 4 Milliarden Euro. Damit liege das Angebot um 43 Prozent über dem Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Das Ceconomy-Papier schnellte zuletzt in Erwartung des Übernahmeangebots auf 4,35 Euro je Aktie nach oben. Seit zum Jahresbeginn die Übernahmepläne öffentlich wurden, hat die Aktie damit mehr als 60 Prozent zugelegt.
Ceconomy will Transformation beschleunigen
Mit dem Deal will die Elektronikhandelskette hinter Mediamarkt und Saturn, die weitere Transformation durch „JD.com‘s Technologie-, Omnichannel-Handel- und Logistik-Expertise beschleunigen, um das langfristige Wachstum als führender europäischer Omnichannel-Einzelhändler zu stärken.“ Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner ergänzt: „Wir gehen eine Partnerschaft mit JD.com ein, um den europäischen Handel zu stärken, basierend auf komplementären Stärken und gemeinsamen Werten.“
JD.com erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von knapp 159 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 146,3 Milliarden Euro). Ceconomy verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr, das bei der Mediamarkt-Mutter jeweils im September endet, einen Umsatz von 22,4 Milliarden Euro.
Nach dem Abschluss der Übernahme soll Ceconomy von der Börse genommen werden. Das Geld für den Zukauf will JD.com durch eine Kombination eines Akquisitionsdarlehens und der liquiden Mittel aus der Bilanz finanzieren. Der Abschluss des Angebots, für das die Chinesen keine Mindestannahmeschwelle festgelegt haben, wird für die erste Jahreshälfte 2026 erwartet und unterliegt noch den üblichen Angebotsbedingungen, einschließlich fusionskontrollrechtlicher und außenwirtschaftsrechtlicher Freigaben.
Convergenta behält ein Viertel der Anteile
Größter Aktionär von Ceconomy ist bisher die Mitgründerfamilie Kellerhals mit 29,2 Prozent. Dazu kommt die Meridian-Stiftung mit rund 11 Prozent, der Familienkonzern Haniel mit 16,7 Prozent sowie Freenet mit 6,7 Prozent. Laut der Pressemitteilung der Düsseldorfer hat JD.com bereits verbindliche Zusagen für rund 32 Prozent des Aktienkapitals erhalten, unter anderem von Haniel, Beisheim, Freenet.
Gemäß einer Aktionärsvereinbarung wird die Aktionärsgruppe Convergenta, hinter der die Familie Kellerhals steht, das Angebot für 3,81 Prozent ihres Anteils annehmen und nach Vollzug des Übernahmeangebots 25,35 Prozent der Ceconomy-Aktien behalten.
CFO Remko Rijnders soll an Bord bleiben
Das Unternehmen selbst soll operativ unabhängig bleiben. JD.com habe sich auch dazu verpflichtet, eng mit dem derzeitigen Vorstand des Düsseldorfer Unternehmens zusammenzuarbeiten, der weiterhin für die Umsetzung der Unternehmensstrategie und das Tagesgeschäft verantwortlich bleibt. CFO von Ceconomy ist Remko Rijnders. Zudem soll es in den nächsten drei Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen oder Schließungen von Standorten geben. Der neue Eigentümer wolle zudem keine wesentlichen Änderungen an der Unternehmensstruktur oder der Markenarchitektur durchführen. Zusammen verfügen die beiden Elektronikketten Media Markt und Saturn europaweit über rund 1.000 Märkte sowie einen der größten Onlineshops für Elektronikprodukte des Kontinents.
Deutsche Bank und Goldman Sachs agieren als Finanzberater und Baker McKenzie als Rechtsberater von JD.com. HSBC, Standard Chartered Bank und Bank of America fungieren als beauftragte Konsortialführer, Bookrunner und Underwriter für die Akquisitionskreditfazilität.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.
