Schlechter Start für Leoni-Chef Dieter Bellé : Die Lage bei dem Autozulieferer hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert. Der Vorstandschef, der erst im Mai dieses Jahres nach 15 Jahren als Finanzchef zum CEO des MDax-Konzerns aufgestiegen war, gab Mitte Oktober nicht nur eine saftige Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr aus, sondern kappte gleichzeitig auch die Prognosen für 2016. Als Hauptgrund nannte Bellé den Wegfall margenstarker Projekte und „überraschend starke Belastungen im Bordnetzsegment“.
Die für das kommende Jahr angestrebte, sehr ambitionierte Ebit-Marge von 7 Prozent werde das Nürnberger Unternehmen „deutlich“ unterschreiten, hieß es in einer Mitteilung. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres hatte Leoni schon nur 3,8 Prozent erreicht. Das Wachstumsprogramm hatte Bellé, der weiterhin das Finanzressort verantwortet, noch mit seinem Vorgänger Klaus Probst auf den Weg gebracht. Am langfristig angestrebten Umsatz von 5 Milliarden Euro hält der Hamburger Offizierssohn aber fest.
Leoni-Aktie verliert fast die Hälfte an Wert
Die heftige Gewinnwarnung hat die Leoni-Aktie 30 Prozent billiger gemacht und zwischenzeitlich auf das 52-Woche-Tief von 32,15 Euro gedrückt. Der Höchstwert im vergangenen Jahr hatte bei über 62 Euro gelegen. Die steigenden Börsenkurse der vergangenen beiden Wochen konnten den Leoni-Kurs nur leicht beflügeln.
Der Kursrutsch lässt die Analysten der NordLB nun spekulieren, dass Leoni als Übernahmekandidat interessant werden könnte. Der MDax-Konzern wird immer wieder mit möglichen M&A-Deals in Verbindung gebracht, denn der Streubesitz liegt bei 95 Prozent. Leoni ist gut positioniert in der Nische der Innenraumverkabelung von Automobilen. Mit ihrem internationalen Produktionsnetzwerk wirtschaften die Nürnberger dabei auch noch deutlich profitabler als viele andere Autozulieferer.
Die NordLB-Analysten sind der Ansicht, dass der Leoni-Vorstand nun vor „umfangreichen Aufräumarbeiten“ steht. Dies könnte für eine längerfristige Verunsicherung der Investoren sorgen, ein schneller Turnaround ist nicht zu erwarten – genügend Zeit für einen eventuellen Kaufinteressenten, sich Leoni anzunähern.
Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.
