Das Bieterrennen um die Deutsche Bahn-Tochter DB Schenker geht in die entscheidende Phase. Am gestrigen Montagabend hat sich die dänische Reederei Maersk aus dem Bieterverfahren um die Spedition zurückgezogen. Grund dafür sei eine eingehende Due-Diligence-Prüfung gewesen, die viele Herausforderungen zutage gebracht habe. Daraufhin gab Maersk-Chef Vincent Clerc bekannt: „Wir sind zum Schluss gekommen, dass jetzt kein guter Zeitpunkt wäre, Schenker zu kaufen.“
Damit sind nur noch drei Bieter im Rennen: der dänische Transportkonzern DSV, eine Finanzinvestoren-Gruppe um CVC, den arabische Staatsfonds Adia und dem Staatsfonds GIC aus Singapur sowie das saudische Transport- und Logistikunternehmen Bahri.
CVC will dem Bund einen Anteil überlassen
Es werde erwartet, dass im August verbindliche Angebote abgegeben werden, schreibt die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen. CVC habe angeboten, dass die Bundesregierung durch die Förderbank KfW oder den Generationenkapitalfonds einen Anteil von etwa 20 Prozent an der Sparte behalten solle und so von zukünftigen Gewinnen profitieren könne, so die Personen weiter.
Der dänische Transportkonzern DSV ist schon lange an DB Schenker interessiert und könnte mit der DB-Tochter einige Synergien heben. Unter anderem könnte er den Logistiker aus Deutschland auf seine IT-Speditionsplattform heben, die als eine der größten in Europa gilt, so die „Bloomberg“-Quellen.
Die saudische Reederei Bahri habe in der jüngsten Bieterrunde eines der höchsten Angebote abgegeben, sagten die Personen. Allerdings sei unklar, ob das Unternehmen bis zur nächsten Frist ein endgültiges Angebot vorlegen werde. Gegen das saudische Staatsunternehmen gibt es zudem politischen Bedenken.
Analysten sehen DSV vorne
Bernstein-Analysten sehen mit dem Rückzug von Maersk deutlich verbesserte Chancen für DSV. Ihrer Ansicht nach liegen die Erfolgsaussichten für das dänische Unternehmen nun bei 85 Prozent. Das liege vor allem daran, dass es dem CVC-Konsortium an potentiellen operativen Synergien fehle. Dennoch könnte sich Bahri mit einem „unerhörten“ Angebot in die Favoritenrolle rücken, so die Analysten. Die bisherigen Gebote sollen bei 14 Milliarden Euro oder mehr gelegen haben, einzelne unverbindliche Angebote lagen demnach sogar über 15 Milliarden Euro.
Dänische Aktien steigen nach Maersk-Absage
Die Veränderungen im DB Schenker-Bieterprozess haben auch an der Börse für Bewegung gesorgt. Die Aktien von Maersk stiegen noch am gestrigen Montag um sechs Prozent. Die Papiere der dänischen Spedition DSV legten gar um rund acht Prozent zu.
Die Bahn will ihre Speditions-Tochter Schenker verkaufen, um sich auf ihr Kerngeschäft in Deutschland zu konzentrieren. Mit dem M&A-Deal soll zudem die Schuldenlast von rund 34 Milliarden Euro verringert werden. Das machte die Deutsche Bahn in ihrer Mitteilung zur Eröffnung des Verkaufsprozesses deutlich: Der Verkauf solle „in jeder Hinsicht wirtschaftlich klar vorteilhaft sein“.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
