Doch nicht Kühne: Nachdem Milliardär Klaus-Michael Kühne vergangene Woche Interesse am Hamburger Hafenbetreiber HHLA bekundet hatte, hat die MSC-Gruppe am heutigen Mittwoch ihr Übernahmeangebot für HHLA veröffentlicht.
Genauer gesagt will die Schweizer Reederei die Aktien der Sparte Hafenlogistik erwerben. Für die Übernahme bietet die Gruppe den Aktionären 16,75 Euro je Stückaktie der Aktiengattung A. Die A-Aktien sind jene Wertpapier des Konzerns, die börsengehandelt werden und sich auf den Teilkonzern Hafenlogistik beziehen.
Stadt Hamburg und MSC mit Vereinbarung
Das Schweizer Unternehmen MSC hat bereits eine verbindliche Vereinbarung mit dem Mehrheitseigner, der Stadt Hamburg, getroffen, welche „die grundlegenden Parameter und Bedingungen des Übernahmeangebots“ regelt, heißt es in der Mitteilung.
Die Hansestadt hält derzeit Anteile an HHLA in Höhe von 69 Prozent. 21 Prozent entfallen auf institutionelle Investoren, 10 Prozent auf Privatanleger.
Partnerschaft auf unbestimmte Zeit
Die Vereinbarung mit der Stadt sieht vor, dass HGV, eine Tochter der Stadt, ihre HHLA-Aktien im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung auf die MSC-Tochter Port of Hamburg überträgt und im Gegenzug Aktien an dem Unternehmen erwirbt.
Wenn MSC nach der Übernahme 100 Prozent der A-Aktien hält, wird Hamburg mit 50,1 Prozent und MSC mit 49,9 Prozent am Grundkapital des Joint Ventures beteiligt sein. Falls keine 100-prozentige Beteiligung erreicht werde, soll HGV indirekt 50,1 Prozent der A-Aktien halten.
Die Partnerschaft ist auf unbestimmte Zeit angelegt, wobei eine Kündigung frühestens nach 40 Jahren möglich sei, heißt es weiter.
Mehrheit bleibt bei Hamburg
Die Stadt Hamburg ist von der geplanten Partnerschaft überzeugt: „Wir brauchen eine Transaktion, bei der die Interessen der Stadt gewahrt sind. Das ist in dieser Konstellation erreicht“, kommentierte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher bei einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen.
„Die Mehrheit an der HHLA bleibt in den Händen der Stadt“, betonte der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressler. Er erklärte zudem, dass die Stadt das Vorschlagsrecht für die Positionen der Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden beibehalten werde.
Übernahme noch dieses Jahr?
Teil der Vereinbarung sei auch, dass MSC seinen Warenumschlag an den HHLA-Terminals in Hamburg ab dem Jahr 2025 erheblich ausbauen werde, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Außerdem werde MSC seinen Deutschlandsitz nach Hamburg verlegen. Zudem wollen die künftigen Partner einen langfristigen Investitionsplan aufstellen, der gemeinsam mit der HHLA entwickelt wird.
Die nächsten Schritte sind bereits geplant: MSC wird die Angebotsunterlagen ausarbeiten und innerhalb der nächsten vier Wochen bei der Bafin einreichen. Die Unterlagen sollen in der zweiten Oktoberhälfte veröffentlicht werden. Anschließend haben die Anleger sechs Wochen Zeit sich für oder gegen das Angebot zu entscheiden.
An den Aktienmärkten lösten die Pläne Euphorie aus: Der Kurs der HHLA-Aktie stieg innerhalb weniger Stunden um rund 55 Prozent auf rund 16,7 Euro.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.
