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R.-Stahl: Familienaktionäre leisten weiter Widerstand

Objekt der Begierde: Weidmüller will sich den Waldenburger Explosionsschutzexperten R. Stahl einverleiben.
R. Stahl

Die Familienaktionäre von R. Stahl lehnen das am Dienstag veröffentlichte Übernahmeangebot des Detmolder Familienunternehmens Weidmüller einhellig ab. Das bekräftigte Jochen Stahl, Sprecher der Gründerfamilie, in einem Interview gegenüber der Börsen-Zeitung neuerlich: Die Familienaktionäre hätten sich darüber verständigt, die Offerte nicht anzunehmen. Angeblich stünden alle zehn Familienstämme – rund 40 Personen insgesamt – zu der Ende April getroffenen Vereinbarung. Die Familienaktionäre halten 51 Prozent der Aktien.

Allerdings haben einzelne Mitglieder in der Vergangenheit bereits R.-Stahl-Aktien gehandelt und damit gegen das familieninterne Nicht-Verkaufs-Gebot verstoßen – wenn auch in homöopathischen Dosen. Von Aufsichtsratschef Hans-Volker Stahl ist bekannt, dass er zwischen Oktober 2013 und Februar dieses Jahres in 22 Transaktionen knapp 4.000 Aktien verkauft und damit 140.000 Euro eingenommen hat. Der Durchschnittskurs lag bei 35,50 Euro und damit um zwölf Euro unter der Summe, die Weidmüller jetzt bietet. Angeblich stammten die gehandelten Aktienpakete aus dem Freefloat und nicht aus den fest gebundenen Aktien, sagt zumindest Familiensprecher Jochen Stahl, der selbst nur einen geringen Anteil an R. Stahl hält, aber über Stimmbindung anderer Aktionäre für 30 Prozent der Aktien spricht. Damit steht die spannende Frage im Raum, wie bindend die Nichtverkaufsverpflichtung der R.-Stahl-Aktionäre ist und ob einzelne Familienmitglieder angesichts der Übernahmeprämie noch hinter dem Wort Jochen Stahls stehen und nicht doch schwach werden. R. Stahl lässt sich in der Abwehrschlacht jedenfalls von der Berenberg Bank beraten, Angreifer Weidmüller von Altium.

Weidmüller spricht auf R. Stahl HV

Am morgigen Freitag auf der Hauptversammlung von R. Stahl in der Neuensteiner Stadthalle kommt es zum ersten direkten Aufeinandertreffen der Streithähne. Dann stellen sich Weidmüller-CEO Peter Köhler und CFO Harald Vogelsang  öffentlich vor. Die Weidmüller-Führung bekräftigte unlängst, sich nicht angeschlichen zu haben. Das Elektrotechnikunternehmen (Umsatz 2013 rund 640 Millionen Euro) sieht hinter einem Zusammenschluss eine „bestechende industrielle Logik“ und möchte die beiden Unternehmen dadurch für den internationalen Wettbewerb besser aufstellen. Die Produktportfolien bildeten eine gute Ergänzung, ein Zusammengehen bringe bereits kurzfristig spürbare Skaleneffekte und eine höhere Kapazitätsauslastung, heißt es zur Begründung.

Diese Logik will man bei R. Stahl jedoch nicht erkennen. Die Familienaktionäre beharren auf der Eigenständigkeit des Waldenburger Unternehmens. Die Weidmüller-Führung, die sich von der Ablehnung nicht hat beirren lassen und weiter auf eine ausreichende Zustimmung setzt, hat die Offerte an eine Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer Aktie geknüpft. Bis zum 17. Juni können sich die Aktionäre entscheiden. Ab Dienstag muss Weidmüller auf der Internetseite des öffentlichen Übernahmeangebots so genannte Wasserstandsmeldungen darüber abgeben, wie viele Aktien ihnen bislang angedient wurden. Üblicherweise entfällt der Großteil auf die letzten Tage vor Angebotsschluss. Der Freefloat der R. Stahl-Aktien liegt bei 41 Prozent, weitere zehn Prozent befinden sich nach einer kurzfristig bekanntgegebenen Rückkaufaktion von R. Stahl im Eigenbestand des Unternehmens.

 

andreas.knoch[at]finance-magazin.de

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