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Das Thema IPO ist wieder aktuell

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Die Option eines Börsengangs scheint für deutsche Unternehmen wieder attraktiv zu werden. „Die Anzahl der Transkationen steigt wieder. Allerdings sind es bisher vor allem große Unternehmen wie Talanx oder O2“,  sagt Lutz Weiler, CEO der Equinet Bank. Im mittelständischen Bereich tue sich noch wenig. Der LED-Hersteller Hess schaffte es zum Beispiel im Oktober nur mit großen Schwierigkeiten an die Börse, der Ausgabepreis musste deutlich gesenkt werden, um den IPO möglich zu machen. Weiler hofft jedoch, dass die aktuellen IPOs ein Fenster öffnen, dass dann auch Mittelständler nutzen können: „Dieses Jahr werden wir wohl nicht mehr viele Mittelstands-IPOs sehen, aber im nächsten Jahr könnten die durchaus kommen. Es gibt genügend Unternehmen, die dazu in der Lage wären.“

Finanzierungsdruck haben aber nur die wenigsten: Viele Unternehmen nutzen zurzeit die günstigen Bedingungen auf dem Bondmarkt, um sich zu finanzieren – auch für Wachstumsfinanzierungen, die bei manchen Emittenten insbesondere am Minibondmarkt besser mit Eigen- als mit Fremdkapital flankiert werden sollten. Andererseits ist es für Unternehmen im Zuge der Bankenreformen schwieriger geworden, sich Kredite zu sichern, sagt Weiler. Der Börsengang werde vor diesem Hintergrund zur attraktiven Alternative: „Der IPO-Markt hat sich erholt.“

Auf Investorenseite stoßen IPOs derzeit wieder auf Interesse, beobachtet Ralf Grönemeyer vom Investment-Banking-Dienstleister Silvia Quandt. Der Markt sei zwar noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau, doch niedrige Renditen für Staats- und Rententitel trieben die Investoren in Unternehmensanleihen und Aktien: „Die Mehrzahl der Investoren ist auf der Suche nach Renditen. Bei IPOs gibt es immer einen gewissen Abschlag auf den Kurs. Daher sind sie eine attraktive Möglichkeit zum Markteinstieg trotz der guten Performance seit Jahresbeginn.“ IPOs müssen also zu Preisen erfolgen, die für Investoren reizvoll sind, wie Hess, aber auch O2 und Talanx, schmerzhaft erfahren mussten. Das Interesse an der O2-Aktie zog zum Beispiel erst an, nachdem das Unternehmen den Investoren eine Dividendenrendite von rund 8 Prozent in Aussicht gestellt hatte – das ist deutlich mehr, als selbst Mittelständler im Moment am Bondmarkt an Zinskupons bieten müssen. Doch IPOs haben nach wie vor einen großen Vorteil: Breit gestreutes Eigenkapital bringt Unternehmen größere Unabhängigkeit in der Finanzierung.

IPO-Fenster könnte bis Mitte 2013 offen bleiben

Den nächsten IPO-Anlauf wagt das Immobilienunternehmen Peach Property Deutschland. CFO Carsten Kipping sagt, das Thema Immobilien steche vor dem Hintergrund der jüngsten IPOs in Deutschland heraus; insofern sei weniger das günstige IPO-Klima als der aktuelle Run auf Immobilien für den Zeitpunkt des Börsengangs verantwortlich: „Aktuell sind das operative Geschäft und die Projektpipeline an einem Punkt, an dem uns der Börsengang vernünftig erscheint. Doch das aktuelle Börsenumfeld ist für Immobilienunternehmen natürlich nicht schlecht.“

Grönemeyer hofft, dass das momentane IPO-Fenster bis Ende des Jahres offen bleibt, eventuell sogar bis zur Jahresmitte 2013. Dann müsse sich zeigen, ob der Trend zum Investment in Aktien anstelle von Rententiteln nachhaltig sei. CFOs, die auf einen IPO spekulieren, sollten ihre Vorbereitungen aber eigentlich schon abgeschlossen haben, so anfällig wie der IPO-Markt in den vergangenen Jahren selbst für leichte Störungen aus dem Makrobereich oder dem Börsenumfeld gewesen ist. Oft bleiben zwischen Startschuss und IPO nur wenige Wochen, in denen man den Sprung an die Börse bewältigen muss. „Für die Vorbereitung brauchen Sie vier bis sechs Monate. Es besteht immer das Risiko, dass der Markt in dieser Zeit davonläuft“, warnt Equinet-CEO Weiler. „Wer einen IPO plant, sollte ihn schubladenreif vorbereiten. Wenn der Markt dann aufnahmebereit ist, muss man die Chance nutzen.“

alina.bartscher[at]finance-magazin.de