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Kritik an APAK wird lauter

Hat der Wirtschaftsprüfer gut gearbeitet? Die APAK äußerte Kritik – und muss jetzt selbst Kritik einstecken.
Thinkstock / Getty Images

Endlich erhält die Abschlussprüfer-Aufsichtskommission APAK die Aufmerksamkeit der EU und der Wirtschaftsprüfer, für die sie in den vergangenen Jahren gekämpft hat. In ihren jährlichen Berichten deckt sie die Mängel der Prüfgesellschaften auf und erhält immer mehr Instrumente an die Hand, um ihren Mahnungen auch Sanktionen folgen zu lassen. Doch die Kritik an ihrer Arbeit wird lauter.

Vor allem von mittelständischen Wirtschaftsprüfern erntet die APAK „massive fachliche Kritik“, berichtet wp.net, mit 1.000 Mitgliedern der nach eigenen Angaben größte Verband für mittelständische Wirtschaftsprüfer. Auslöser war der von der APAK kürzlich veröffentlichte Tätigkeitsbericht: Wie bereits 2012  strafte sie darin die Arbeit vieler Wirtschaftsprüfer gehörig ab und schloss mit dem Fazit, dass „eine positive Entwicklung der Inspektionsergebnisse noch nicht zu erkennen ist“.

Die Kritik, die die APAK äußert und gegen die die Praktiker Sturm laufen, hat es in sich: Bei 35 Prozent aller Prüfungen meldete die APAK wesentliche Beanstandungen an. Bei rund der Hälfte davon seien die Vergehen so gravierend gewesen, dass ein gesondertes Berufsaufsichtsverfahren eingeleitet werden musste. Gegen dreizehn Wirtschaftsprüfer wurden Rügen verhängt, vier davon mit Geldbuße.

APAK: Prüfern fehlt kritische Grundhaltung

Bemängelt wurde die offenbar fehlende kritische Grundhaltung vieler Prüfer, die beispielsweise Vermögenswerte nicht ausreichend geprüft, sondern sich lediglich auf die Aussagen des Managements verlassen hätten. Viele WP-Teams hätten zudem offensichtliche Mängel, die während der Prüfungsdurchführung zutage traten, nicht beseitigt. Dass die APAK nun auch die Möglichkeit hat, hart durchzugreifen, alarmiert die Adressaten ihrer Kritik. Über wp.net wird Grundsatzkritik lanciert: Da die APAK ausschließlich aus berufsfremden Mitgliedern bestehe, sei sie zu weit weg von der Arbeitswirklichkeit der Prüfer. Bemängelt wird auch, dass die Kritik im Bericht der APAK zu allgemein und nicht nachprüfbar sei.

„So nutzt sie Wirtschaftsprüfern und Prüfungsausschuss wenig“, meint wp.net, „Die Wirtschaftsprüfer würden sich der Kritik gerne stellen, können es aber nicht, da die Kritikpunkte nicht konkret genug sind“. Die APAK hält dagegen: Die betroffenen Praxen würden jeweils sehr wohl im Detail erfahren, welche Mängel die APAK sieht und wie diese abzustellen wären. In einem öffentlichen Bericht hingegen kann man keine konkreten Mängel im Einzelnen darlegen: „Die APAK unterliegt einer gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht, so dass sie sich zu Einzelfällen derzeit nicht öffentlich äußern kann“, so die APAK.

Mittelständische WPs im Fokus der APAK

Wp.net verteidigt die Zunft der Wirtschaftsprüfer auch unter Verweis auf die strukturellen Probleme der Branche: Harter Wettbewerb, niedrige Stundenkalkulationen, auch die Qualität der eingesetzten Mitarbeiter (oft Praktikanten) seien Schuld daran, dass die Prüfungsdurchführung nicht so überwacht werden könne, wie die APAK dies anmahnt. Solche Aspekte würden im APAK-Bericht nicht angesprochen. Das sei allerdings auch nicht primär Aufgabe der APAK, heißt es von der Aufsicht. Der Bericht bezieht sich auf ihre Einschätzung der Prüfungsqualität im Rahmen der geltenden Rechtslage.

Dass gerade die mittelständischen Prüfer sich auf den Schlips getreten fühlen, ist nicht verwunderlich: Laut Tätigkeitsbericht weisen vor allem kleine Praxen, die nur ein oder zwei Mandate betreuen, Mängel auf. Mit Michael Gschrei, Gründer von wp.net und ehemaliger Präsident der Wirtschaftsprüferkammer, haben sie einen einflussreichen Verbündeten: Bei der aktuellen Beiratswahl der Wirtschaftsprüferkammer hat die Gschrei-Liste die meisten Stimmen erhalten.

julia.becker[at]finance-magazin.de