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Prüferkammer: Vorstandswahl sorgt für Zündstoff

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Die Konflikte bei der Wirtschaftsprüferkammer (WPK) wollen kein Ende nehmen: Kaum hat die WPK ihren neuen Präsidenten Gerhard Ziegler gewählt, wird dessen Wahl schon angezweifelt: Michael Gschrei, Geschäftsführer des Verbands für mittelständische Wirtschaftsprüfung wp-net, und Rainer Eschbach, Sprecher der Landesgruppe Baden-Württemberg von wp.net, bezeichnen die Vorstandswahl vom vergangenen Donnerstag als „massiven Verstoß gegen das Demokratieprinzip“.

Dabei hatte die Kammer mit der Wahl des Vorstandes und des neuen Vorstandspräsidenten Gerhard Ziegler eigentlich einen neuen Versuch gestartet, die schon seit Jahren offen ausgetragenen Streitereien und Querelen zu befrieden. „Unser Berufsstand muss sich künftig wieder mehr auf seine Stärken besinnen und nach außen ein einheitliches und abgestimmtes Auftreten zeigen“, mahnte der 62-jährige Ziegler an, der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sowie geschäftsführender Gesellschafter der mittelständischen Prüfungsgesellschaft Bansbach ist.

Mittelstand nicht repräsentiert

Doch davon scheint die Kammer weit entfernt zu sein. Gschrei, der für sich in Anspruch nimmt, vor allem die Interessen der kleinen und mittelgroßen Wirtschaftsprüfern zu vertreten, wirft der WPK vor, bei der Wahl des Vorstandes 37 Prozent der Wähler nicht vertreten zu haben, indem sie seine Liste „nicht berücksichtigt“ hätten, wie es auf der Internetseite von wp.net heißt. Tatsächlich wurde kein Kandidat der Gschrei-Liste in den Vorstand gewählt, obwohl doch sie in der Beiratswahl im Juli mit 16 Mandanten die meisten Stimmen erhalten hat. Fast alle der restlichen 45 Mandate teilten sich auf die Big Four sowie die Herzig-Liste auf, die dem Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer (IDW) nahesteht.

Und auch aus der Eschbach-Liste, die innerhalb der vereidigten Wirtschaftsprüfer 4 von 12 Mandaten gewonnen hat, ist niemand in den Vorstand gewählt worden. Aus allen anderen vertretenen Listen wurde mindestens ein Kandidat gewählt. „Der WPK-Vorstand und die Vorstandsabteilungen sollen wp.net-frei sein“, glauben Gschrei und Eschbach. Damit würde der Vorstand nicht alle Praxisgrößen repräsentieren, lautet ihr Vorwurf. Die WPK hält dagegen: Im Vorstand sind vier Mitglieder den „Big Four“ EY, KPMG, PwC und Deloitte und neun Mitglieder mittleren sowie kleineren Praxen zuzuordnen. Damit seien alle Größengruppen vertreten, argumentiert die WPK.

EU-Regelungen belasten Wirtschaftsprüfer

Die Interessenskonflikte zwischen großen und kleinen Prüfungsgesellschaften sorgen schon seit Jahren innerhalb der WPK für Konflikte. Bei der vorangegangenen Beiratswahl im Jahr 2011 hatten die kleinen Prüfungspraxen einen überraschenden Erfolg eingefahren, nachdem zuvor mit PwC, KPMG, EY und Deloitte immer die Big Four den Verband dominiert hatten. Ihr Vertreter Michael Gschrei war daraufhin sogar zum Präsidenten der WPK gewählt worden, trat aber bereits ein halbes Jahr später wegen interner Probleme wieder zurück.  Wegen seines von manchen als forsch empfundenen Auftretens ist er nicht unumstritten.

Der Konflikt trifft den Verband zu einem gefährlichen Zeitpunkt: Der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer muss sich angesichts der neuen europäischen Regelungen zur Prüferaufsicht zusammenraufen. Mitte April hatten EU-Kommission, EU-Parlament und der Europäische Rat dem Entwurf zur Reform der Abschlussprüfung zugestimmt, um den zuvor vier Jahre lang hart gerungen wurde. Mit Neuregelungen etwa zur Rotationspflicht oder den Kompetenzverschiebungen hin zur Wirtschaftsprüferaufsicht APAK kommen auf die WPK – und ihren neu gewählten Präsidenten – einige Herausforderungen zu.

julia.becker[at]finance-magazin.de