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China: Der Finanzmarkt öffnet sich

China will die Nutzung des Renminbi auch außer Landes vorantreiben.
TongRo Images/Thinkstock/Getty Images

Im November geht es in China mal wieder Schlag auf Schlag. Allein in diesem Monat sind bislang drei wichtige Liberalisierungsmaßnahmen in Kraft getreten: Grenzüberschreitendes Cash Pooling in Renminbi ist jetzt landesweit erlaubt, der bislang stark abgeschottete chinesische Aktienmarkt wurde für ausländische Anleger geöffnet und das erste Renminbi-Clearingcenter in der Eurozone ist in Frankfurt gestartet.

Alle drei Öffnungen zielen vor allem darauf ab, den Renminbi als Investmentwährung zu etablieren. Die erste Stufe – die Akzeptanz als Zahlungsmittel – ist bereits geglückt: Zahlen von HSBC zufolge wird fast ein Viertel des chinesischen Außenhandels inzwischen in Renminbi abgewickelt: „Damit hat sich der Renminbi aus dem Stand als Handelswährung etabliert“, sagt Bernhard Esser, Schwellenländeranalyst bei der HSBC.

Renminbi: Von der Zahlungs- zur Anlagewährung

Erst im Jahr 2009 hatte China die Nutzung des Renminbi für den Außenhandel überhaupt erlaubt. Inzwischen rangiert der Renminbi laut des Finanznachrichtendienstleisters auf Platz sieben der meistgenutzten Handelswährungen weltweit. In dem gerade veröffentlichten FINANCE Treasurer-Panel gaben 31 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen Lieferanten in der chinesischen Währung bezahlt und Renminbi-Zahlungen von Kunden akzeptiert.

Damit der Renminbi nun auch den Schritt zur Anlagewährung machen kann, müssten die Offshore-Märkte weiter wachsen und sich die Onshore-Märkte zügig öffnen, sagt Esser: „Das Ziel ist die volle Konvertibilität – und die könnte in den nächsten zwei bis drei Jahren erreicht werden“. Der Reformbedarf bis dahin sei allerdings noch hoch. Die aktuelle Liberalisierungswelle setzt hier an.

1.: China erlaubt grenzüberschreitendes Cash Pooling landesweit

Sie begann am 5. November, als die chinesische Zentralbank mitteilte, dass die in der Freihandelszone Schanghai getesteten Cash-Management-Lockerungen ab sofort landesweit gelten. Für deutsche CFOs und Treasurer ist das ein Grund zur Freude: Sie können nun ihr in China erwirtschaftetes Renminbi-Cash in ihren globalen Cashpool einbinden. Bislang war das nur Unternehmen erlaubt, die über eine Tochtergesellschaft in der Freihandelszone verfügen – und das sind die wenigsten.

Viele deutsche Unternehmen wie etwa Volkswagen oder Siemens erzielen mittlerweile einen beachtlichen Teil ihrer Gewinne in China. Wegen strenger Kapitalverkehrskontrollen bekommen sie die Liquidität allerdings nur schwer aus dem Land heraus. Das hat sich in den vergangenen 18 Monaten stufenweise verbessert – und erreicht mit der nun erteilten Erlaubnis ihren Höhepunkt.

Einen Haken hat die Sache allerdings noch: Im ersten Schritt ist es nur Unternehmen erlaubt, deren chinesische Tochtergesellschaften jährlich mehr als 5 Milliarden Renminbi (650 Millionen Euro) Umsatz erzielen und älter als drei Jahre sind. Mittelständler dürften somit vorerst von der Öffnung ausgeschlossen sein.

2.: Die Börse Shanghai öffnet sich für ausländische Investoren

Knapp zwei Wochen nach der Ankündigung der PBoC, begannen am 17. November die Börsen von Hongkong und Shanghai ihre Kooperation. Internationale Investoren können über Hongkong nun auch Geld in Unternehmen auf dem chinesischen Festland anlegen. Bislang war dies wenigen ausländischen institutionellen Investoren vorbehalten, die von der kommunistischen Führung ausgewählt wurden.

Doch auch hier gibt es eine Einschränkung: Pro Tag dürfen Anleger höchstens Papiere über 13 Milliarden RMB (1,7 Milliarden Euro) handeln. „Das ist erst einmal ausreichend“, sagt Esser. Er ist sich sicher: „China würde die Quote quartalsweise erhöhen, wenn die Volumina an die Obergrenze stoßen.“ In den ersten Handelstagen schöpften Investoren das Kontingent in Shanghai allerdings nicht aus.

3.: Renminbi-Clearing in Frankfurt gestartet

Ebenfalls am 17. November ging auch das Renminbi-Clearingcenter der Bank of China in Frankfurt offiziell an den Start. Deutsche Unternehmen können ihren Zahlungsverkehr in Renminbi jetzt direkt über Frankfurt abwickeln. Der Termin dürfte zwar eher einen symbolischen Wert haben. Nach Informationen von FINANCE laufen bereits seit Ende September kleinere Transaktionen über das Clearingcenter. Doch nach einem wichtigen Systemupgrade, können nun auch im großen Stil Transaktionen abgewickelt werden.

Unmittelbar werden CFOs und Treasurer wohl nicht von dem Clearing in Frankfurt profitieren, sind sich Banker einig. Langfristig könnten aber die Kosten im Renminbi-Zahlungsverkehr sinken – und Transaktionen schneller abgewickelt werden. Außerdem könnten Banken neue Produkte rund um Renminbi-Finanzierungen entwickeln – wie etwa die in Frankfurt begebenen Goethe-Bonds. All diese Vorteile hängen jedoch davon ab, dass es die Bank of China schafft, Volumen auf ihre Clearingplattform zu bekommen.

Das alles sind wichtige Schritte auf dem Weg zur vollen Konvertibilität des Renminbi, doch sie reichen noch längst nicht aus. Der Wechselkurs muss völlig freigegeben werden, ebenso wie die Zinsen. „Beides testet China im Moment in der Freihandelszone Schanghai“, sagt Schwellenländeranalyst Esser. Außerdem muss laut HSBC eine Reform des verkrusteten Bankensystems und des unzureichend ausgebildeten Kapitalmarktes folgen. Das Reich der Mitte hat also noch einiges zu tun – aber es hat in der Vergangenheit auch schon oft bewiesen, dass es dazu fähig ist.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de