Widersprüchliche Signale bei MAG IAS: Ginge man nach der reinen Kursentwicklung der Mittelstandsanleihe, hätte man es mit einem echten Krisenkandidaten zu tun. Das 50 Millionen Euro schwere Papier notiert bei einem Kurs von rund 60 Prozent.
Dass der von der deutschen Landesgesellschaft begebene MAG IAS-Minibond unter Par notiert, ist nicht überraschend, schließlich durchlief der Werkzeugmaschinenhersteller eine deutliche Krise, die noch nicht voll überwunden ist.
Erstaunlich ist vielmehr, dass der Kursabsturz der Mittelstandsanleihe von deutlich über Par zu Jahresanfang erst im September erfolgte – wie bei vielen anderen Mini-Bonds auch. Das MAG IAS-Papier rutschte in mehreren Stufen von rund 100 auf unter 60 Prozent ab. Zuletzt hat sich der im Stuttgarter BondM-Segment gelistete Titel wieder etwas gefangen, er kommt jedoch nicht wieder recht in Fahrt. Die Handelsaktivität ist gering.
MAG-CFO Reiner Beutel wirbt um Vertrauen
Der restrukturierungserfahrene CFO Reiner Beutel (früher unter anderem Bosch und Schefenacker), seit September 2013 bei MAG IAS an Bord, will von Krise naturgemäß wenig wissen: „Wir steuern unser Geschäft nicht nach dem Kurs der Anleihe, die lediglich eines unserer Finanzierungsinstrumente darstellt“, teilt er gegenüber FINANCE mit. Doch für sich stehen lassen will Beutel das skeptische Markturteil auch nicht: „Es gibt keine operativen Gründe, die den Kurseinbruch der MAG-Anleihe rechtfertigen.“
In der Tat entkoppelt sich die Kursentwicklung augenscheinlich von der operativen Performance. Während der Krise, die sich in den Jahren 2012 und 2013 durch Verluste im Mischkonzern zeigt, notierte die Anleihe bei Par oder sogar darüber. Fest steht aber: MAG IAS muss den Mini-Bond, der Anfang Februar 2016 abläuft, refinanzieren, und bei Kursen von deutlich unter 100 wird es nicht leicht sein, neue Investoren für eine Anschlussfinanzierung zu gewinnen – zumindest am Bondmarkt.
Im Gespräch mit FINANCE wirbt Beutel um Vertrauen: „Die Zinszahlung auf die Anleihe im Februar 2015 wird geleistet werden.“ Sodann gibt der Finanzchef exklusiv gegenüber FINANCE zu Protokoll: „Das Unternehmen prüft Optionen, die Anleihe 2016 oder auch schon früher abzulösen“. Details dazu lässt sich Beutel unter Verweis auf Ad hoc-Pflichten nicht entlocken. Zwei Call-Optionen dazu räumt der Wertpapierprospekt dem Konzern indes ein. Im Februar könnte MAG den Mini-Bond zu 101 Prozent zurückkaufen, im August zu 100 Prozent.
Nach der Neuausrichtung: MAG IAS plant Börsengang
Ein Befreiungsschlag für die Neuordnung der Passivseite könnte ein Börsengang sein, den der Werkzeugmaschinenbauer offiziell anstrebt– womöglich schon 2015. Vorkehrungen für eine stärkere Präsenz am Kapitalmarkt sind jedenfalls getroffen. Beutel hat Bilanzen für 2012 und 2013 bereits nach IFRS-Standard vorgelegt. Das Management wurde verstärkt. Mit dem vor vier Wochen angetretenen neuen CEO Rainer Schmückle wurde ein erfahrener Manager und Produktionsspezialist für den Chefsessel geholt, der es bei Daimler bis in den Dunstkreis der Konzernspitze geschafft hat. Auch CFO Beutel, der eigentlich nur für ein Interimsmandat geplant war, bleibt offenbar noch eine Zeit lang an Bord.
MAG IAS: Fokussierung auf Automotivegeschäft
Die Ende 2013 eingeleitete Restrukturierung ist bereits weit vorangeschritten. Die Fokussierung auf den Automotivesektor sowie die Bereiche Neumaschinen und Service steht. Das verlustreiche Industrial Equipmentgeschäft wurde verkauft, wie auch die kleinere Sparte Composites. Das Unternehmen will von einem Werkzeugmaschinen-Generalisten zu einem Automotive-Spezialisten werden und zielt auf Marktführerschaft im Kampf mit den deutschen Wettbewerbern wie Grob und Heller.
Die Idee dahinter: MAG will von den Trends zum Downsizing im Automotivesektor profitieren, die mit einer höheren Leistung pro Liter Hubraum und geringerem Spritverbrauch sowie der Standardisierung der Motorenbaukästen einhergehen. Diese Anforderungen stellen selbst für kleine Motoren höchste Anforderungen an die Werkzeugmaschinen, argumentiert Finanzchef Reiner Beutel. „Werkstücke und Oberflächen werden in Zukunft im Betrieb sogar noch höheren thermischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt sein“.
Mit den eigenen Bearbeitungstechnologien wie der Honbearbeitung auf CNC-Maschinen und der kryogenen Zerspanung sieht sich MAG dafür gut aufgestellt. „Wir planen, unsere Marktanteile zu steigern und unsere Margen weiter zu verbessern“, sagt Beutel. Derzeit liege der Marktanteil des Konzerns im Bereich der Kurbelwellen für Pkw und Lkw weltweit bei rund einem Drittel, und jeder fünfte Motorblock und Zylinderkopf werde auf einer MAG-Maschine bearbeitet, wirbt Beutel.
MAG IAS betreibt kapitalintensives Projektgeschäft
2014 soll das verkleinerte Unternehmen einen Umsatz 360 Millionen Euro erzielen, deutlich weniger als zuvorbei einem Ebit-Ergebnis im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ und einem positiven Jahresergebnis. Für 2015 plant MAG IAS in ähnlichen Größenordnungen. 2013 lag der Umsatz bei 387 Millionen Euro und das Ebit bei 21,4 Millionen Euro (IFRS). Das Ergebnis betrug knapp 17 Millionen Euro – annähernd soviel wie 2012 bei damals noch deutlich höheren Umsätzen.
MAG IAS kämpft aber nicht nur mit sinkenden Erträgen, sondern auch – typisch für Anlagenbauer – mit den starken unterjährigen Schwankungen bei den Beständen im Vorratsvermögen, was mitunter viel Liquidität beansprucht. Die Projektvolumina, die in der Regel bis zu 50 Millionen Euro betragen, sind dabei weitgehend vorzufinanzieren. Der Großteil der Cashzuflüsse wird oft erst mit der Abnahme der Anlagen erzielt. Noch im Geschäftsbericht zum ersten Halbjahr spricht MAG IAS selbst von einer „angespannten Liquiditätslage“.
Durch einen Nachtrag zur Poolvereinbarung mit den Banken muss MAG nun weniger Bargeld für die beanspruchten Avale hinterlegen. Ende Juni 2014 wies der Konzern nur 6,6 Millionen Euro an liquiden Mitteln aus. Die Eigenkapitalquote lag nur bei 11 Prozent (HGB-Zahlen). Ende September verfügte MAG IAS dann wieder über Cashreserven in Höhe von 32 Millionen Euro. Die Investoren warten nun gebannt – und mit einer gewissen Nervosität – auf die Präsentation des Jahresabschlusses im nächsten Frühjahr.