Nachdem einige Medien von Finanzierungsschwierigkeiten bei Warsteiner berichtet hatten, weist der Bierbrauer die Probleme entschieden zurück: Die Warsteiner Gruppe sei „finanziell bestens aufgestellt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Warsteiner bezieht sich dabei auf den Konzernabschluss 2013, der „eine sehr gute Finanzlage“ ausweise, welche auch für 2014 „nahezu unverändert“ gelte. Aktuelle Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 liegen allerdings noch nicht vor.
Anlass der Gerüchte war ein US-Private-Placement, bei der die Warsteiner-Holding Haus Cramer im Jahr 2003 100 Millionen Euro bei privaten US-Investoren eingesammelt hatte. 2013 wurde die Anleihe um zwei Jahre verlängert – jetzt ist sie fällig. In den vergangenen Tagen waren Medienberichte aufgetaucht, in denen von Rückzahlungsschwierigkeiten bei Warsteiner die Rede war. Branchenkreise hätten bezweifelt, dass ausreichend Rücklagen gebildet wurden, beziehungsweise ob Banken angesichts schwieriger Kennzahlen die Rückzahlungssumme verleihen würden, schrieb beispielsweise die Online-Ausgabe der „WAZ“. Ähnliche Aussagen fanden sich auch in einem Online-Artikel des „Focus“, der allerdings inzwischen gelöscht ist.
Warsteiner kämpft mit sinkenden Absätzen
Ein Blick in die Zahlen aus dem Jahr 2013 zeigt, dass Warsteiner tatsächlich seit geraumer Zeit operative Schwierigkeiten hat. Die 1753 gegründete Traditionsbrauerei, zu der neben Warsteiner auch Regionalbrauer wie die Paderborner Brauerei, die Herforder Brauerei und die Privatbrauerei Frankenheim gehören, wurde zunehmend von der Konkurrenz abgedrängt. Hatte die Gruppe im Jahr 1994 noch einen Rekordabsatz von 6 Millionen Hektolitern, war er 2013 schon auf 4,6 Millionen Hektoliter abgefallen, 2014 lag er bei nur noch 4,3 Millionen Hektolitern. Zum Vergleich: Radeberger, die derzeitige Nummer 1 in Deutschland, produzierte im Jahr 2014 rund 13 Millionen Hektoliter.
Auch der Umsatz der Gruppe bewegte sich in den vergangenen Jahren auf der Stelle oder war teils rückläufig. 2013 sank der Umsatz um 11 Millionen auf 519 Millionen Euro im Vergleich zu 2012. 2014 gab es allerdings einer Pressemitteilung zufolge einen leichten Anstieg auf 524 Millionen Euro. Zum Gewinn macht der Konzern keine Angaben. Auch die Eigenkapitalquote ist gesunken, von rund 45 Prozent im Jahr 2012 auf rund 38 Prozent im Jahr 2013.
Verdächtig erschien einigen Medien in diesem Zusammenhang auch, dass Warsteiner den Verkauf seiner Welcome-Hotels prüft, die 2014 den besten Umsatz ihrer Geschichte erwirtschaftet hatten (rund 62 Millionen Euro). Es gäbe keinen Zusammenhang zum sinkenden Absatz beim Biergeschäft, sagte die Gruppe gegenüber der „Allgemeinen Hotel-und-Gastronomie-Zeitung“. Zudem sei der Verkauf nur eine von mehreren Optionen, ergänzte Warsteiner-CFO Stephan Fahrig.
Warsteiner hat Mitarbeiter verloren
Außerdem gab es zuletzt Gerüchte um Entlassungen. Laut Konzernabschluss 2013 hatten 28 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, die Mitarbeiterzahl lag bei 2.600. Auf der Internetseite des Unternehmens findet sich inzwischen die Zahl 2.300, die sich offenbar auf das Jahr 2014 bezieht. 2014 wurde zudem eine Kartellstrafe verhängt.
Trotz dieser Schwierigkeiten lässt sich aus der Bilanz des Jahres 2013 des Brauers freilich nicht erschließen, dass die Anleihe nicht bedient werden könnte. Wegen Wechselkursschwankungen beträgt deren Volumen derzeit 80 Millionen Euro, demgegenüber standen Ende 2013 liquide Mittel von 197 Millionen Euro, das gesamte Umlaufvermögen liegt bei mehr als 280 Millionen Euro. Weitere nennenswerte Finanzverbindlichkeiten gehen aus der Bilanz nicht hervor. „Wir blicken entspannt in die Zukunft“, lässt sich CFO Stephan Fahrig in der aktuellen Pressemitteilung zitieren. Die Anleihe sei dazu vorgesehen, zusätzlichen finanziellen Spielraum für weitere Akquisitionen zu haben.