Frisches Geld und kaum Bedingungen: Der finanziell gebeutelte Bundesligist Werder Bremen hat im Rahmen einer strategischen Partnerschaft 38 Millionen Euro frisches Geld von Unternehmern und Privatpersonen erhalten.
Das großzügige Bündnis setzt sich aus prominenten Namen zusammen: Zu den Unterstützern gehören neben dem Adidas-Finanzchef Harm Ohlmeyer auch der im Sommer abtretende Werder-Geschäftsführer Frank Baumann, der Geschäftsführer des gleichnamigen Schuttguthändlers Arnd Brüning, der Taskforce-CEO Jens Christophers, Marco Fuchs, der Vorstandsvorsitzende des Bremer Satellitenherstellers OHB, der CEO der Harren Group Martin Harren, der Unternehmer Klaus Meier sowie der Bauunternehmer Kurt Zech.
Für ihr Engagement erhalten die Geldgeber 18 Prozent der Anteile am SV Werder Bremen. Welcher Unternehmer wie viele Anteile konkret bekommt, ist nicht bekannt. Christophers und Brüning werden zudem im Aufsichtsrat der Kapitalgesellschaft sitzen. Damit erweitert sich das Gremium von sieben auf neun Mitglieder. Der Verein hat sich nach eigenen Angaben garantieren lassen, dass von Seiten der strategischen Partner keine Einflussnahme auf das operative Geschäft erfolgt.
Werder Bremen mit 3,8 Millionen Euro Minus
CEO Klaus Filbry konstatiert: „Die bereitgestellten Gelder erhöhen unser Eigenkapital und geben uns größere wirtschaftliche Handlungsfähigkeit. Wir haben mit den neuen Partnern ausgemacht, dass wir das Geld dafür einsetzen, das Kerngeschäft Fußball bei Werder Bremen zu stärken.“
Der Verein erlange durch das Engagement mehr wirtschaftlichen Spielraum. Ein Fokus liegt laut dem Fußballklub unter anderem darauf, in junge, talentierte Spieler zu investieren, um nachhaltig Werte für Werder Bremen zu schaffen. Die neue Kapitalzufuhr verschaffe dem Verein jetzt aber auch eine bessere Verhandlungsposition gegenüber diesen Geldgebern, so Filbry im FAZ-Interview. Mit dem frischen Kapital will Werder nämlich keine Schulden abbauen, auch Investitionen in die Infrastruktur sollen über Fremdkapital gestemmt werden.
Für Werder Bremen ist die Finanzspritze ein kleiner Befreiungsschlag. Das vergangene Geschäftsjahr musste der Verein mit einem Minus von 3,8 Millionen Euro abschließen. Bereits seit mehreren Jahren befindet sich Werder Bremen in wirtschaftlicher Bedrängnis. Der Verein hat hohe Verbindlichkeiten – auch deshalb wurde im Sommer etwa Nationalstürmer Niclas Füllkrug für angeblich knapp 15 Millionen Euro an Borussia Dortmund abgegeben, berichtet „Sportbuzzer“.
Ohlmeyer: Investoren erwarten keine Kurzfrist-Rendite
Als einer der prominentesten Sponsoren hält Harm Ohlmeyer, der als Sprecher der neu gegründeten Gesellschaft fungiert, die Erwartungen an der Beteiligung klein: „Wir wollen dazu beitragen, die Zukunft von Werder weiter positiv zu gestalten und erhoffen uns, eine Aufbruchstimmung zu entfachen. Als strategischer Partner planen wir ein langfristiges und nachhaltiges Engagement.“
Aus jenem Grund haben sich die strategischen Partner auf zeitliche und rechtliche Beschränkungen bei der Weiterveräußerung von Anteilen geeinigt. Ihnen sei an der langfristigen Weiterentwicklung von Werder gelegen und nicht an kurzfristiger Rendite. Mit Bekanntgabe der Kapitalerhöhung stieg die im Juni 2021 begebene Anleihe von 101 zum Jahresbeginn auf 107 Prozent des Nennwerts an.
Arminia Bielefeld hat es vorgemacht
Vor rund sieben Jahren machte bereits der damalige Zweitligist Arminia Bielefeld vom Investorenweg Gebrauch: Der Verein stand vor der Zahlungsunfähigkeit als sich zwölf regionale Unternehmen zum „Bündnis OWL“ (Ostwestfalen-Lippe) formierten, um die Verbindlichkeiten von 29 Millionen Euro von Arminia Bielefeld abzulösen.
Werder-Geschäftsführer Filbry zieht in einem Gespräch mit der FAZ Vergleiche zum Fall „Bündnis OWL“: „Der kulturelle Fit ist ähnlich. Auch bei uns ist es ein Zusammenschluss regionaler Unternehmer, die ein Herz für den Verein haben, aber keine Renditeerwartung. Sie wollen auch keinen operativen Einfluss, sondern üben über zwei Aufsichtsratsmandate ihre Kontrollfunktion aus.“
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
