Der E-Scooter-Produzent Govecs will noch in diesem Herbst an die Börse gehen. Konsortialbanken sind die Commerzbank und das Bankhaus Lampe. Angestrebt wird eine Erstnotierung der Aktien im Prime Standard.
Govecs führt mit einem Marktanteil von 40 Prozent weltweit und 60 Prozent in Europa einen gerade erst entstehenden Markt an, in dem aber viel Bewegung ist. Zur Absicherung ihrer Marktführerschaft muss das Münchener Unternehmen in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand nehmen – vor allem, um dem Vormarsch chinesischer E-Scooter-Hersteller trotzen zu können.
Dementsprechend sieht auch die Struktur des geplanten Börsengangs aus: Govecs spricht davon, dass der IPO „im Wesentlichen“ aus neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung bestehen soll. Die aktuellen Eigentümer des erst neun Jahre alten Unternehmens – das Management sowie das Family Office D-Quadrat – wollen demnach keine oder nur wenige Aktien abgeben.
Fertigungskapazitäten bald am Limit?
Das Geld soll in den Ausbau der Produktionskapazitäten, in die Entwicklung neuer Modelle sowie die Ausweitung des Filialnetzes gesteckt werden. Dabei hat das Jungunternehmen vor allem bei der Produktion derzeit noch erhebliche Reserven. Obwohl die Firma in ihrer gesamten Geschichte erst gut 10.000 E-Scooter abgesetzt hat, könnte sie schon jetzt in ihrem Werk im polnischen Breslau 15.000 Scooter pro Jahr produzieren.
Das Management glaubt aber, dass diese Fertigungskapazitäten angesichts eines von Experten erwarteten Marktwachstums von 25 Prozent schon bald ausgeschöpft sein könnten. Indiz: Obwohl Govecs 2017 seinen Umsatz auf 15 Millionen Euro verdoppeln konnte, ist für das laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Sprung auf 24 bis 28 Millionen Euro Umsatz zu rechnen.
Govecs benötigt IPO-Erlöse an vielen Stellen
Hauptwachstumstreiber ist die geplante Expansion in neue Absatzfelder. Verkauft Govecs seine Scooter bislang noch fast ausschließlich an Betreiber von E-Scooter-Sharing-Plattformen wie Emmy in Deutschland oder Cityscoot in Frankreich, soll nun auch der direkte Absatz an Endkunden gestärkt werden. Den zwei bislang bestehenden Filialen in Berlin und Stuttgart („HappyScooter-Stores“) sollen noch weitere in Deutschland und anderen Ländern Europas folgen. Außerdem soll das bereits gestartete Geschäft mit der Vermietung und dem Verkauf von E-Scootern an Essensbringdienste wie Delivery Hero und Deliveroo ausgebaut werden.
Die Modellpalette soll dafür weiter aufgefächert werden. Bislang hat Govecs drei eigene Modelle entwickelt, im nächsten Jahr soll eine vierte Baureihe hinzu kommen – das Einsteigermodell „Elly“. Der für den hohen Finanzbedarf wichtige Börsengang dürfte daher eher früher als später angestoßen werden.