Rund 570.000 Euro hat Rainer Beaujean, der Finanzchef und aktueller Interims-CEO von Gerresheimer, investiert, um Aktien seines Arbeitgebers zu kaufen. Das geht aus einer am Freitag Abend veröffentlichten Mitteilung des Verpackungsspezialisten hervor. Unternehmen müssen die Geschäfte von Führungspersonen (Directors‘ Dealings) innerhalb von fünf Tagen melden.
Der Aktienkauf sei nicht an eine vertragliche Vereinbarung zwischen Beaujean und dem Unternehmen gebunden, wie ein Gerresheimer-Sprecher auf eine FINANCE-Anfrage mitteilte. Vielmehr sei der Kauf der Anteile als ein „Commitment gegenüber dem Unternehmen“ zu werten.
Neben CFO Beaujean hat kürzlich ein weiteres Vorstandsmitglied Gerresheimer-Aktien erworben. Lukas Burkhardt, verantwortlich für den Geschäftsbereich Primary Packaging Glass, hat ein rund 400.000 Euro schweres Aktienpaket gekauft.
Gerresheimer erreicht Prognose nicht
Beaujean hat die Aktien zu einem Preis von je 61,15 Euro gekauft und sich damit einen Zeitpunkt ausgesucht, zu dem der Aktienkurs so niedrig wie schon lange nicht mehr war. Aktuell steht er bei rund 62 Euro. Seinen höchsten Stand hatte der Kurs im Mai vergangenen Jahres bei rund 78 Euro erreicht. Vor allem zwei Entwicklungen haben bei dem Verpackungsspezialisten zuletzt für viel Unruhe gesorgt und den Kurs gedrückt.
Zum einen enttäuschte Gerresheimer die Aktionäre mit den vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2017. Das Unternehmen konnte seine Prognosen nicht bestätigen. Die Erlöse betrugen rund 1,35 Milliarden Euro, angestrebt hatte der Konzern ursprünglich 1,4 Milliarden Euro. Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) entsprach nicht der Vorhersage. 310 Millionen Euro statt 320 Millionen Euro standen am Ende zu Buche.
Dementsprechend bleibt Gerreseheimer auch für das kommende Jahr zurückhaltend. Der Verpackungsspezialist prognostiziert für 2018 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Etwas besänftigen dürfte die Aktionöre, dass Gerreshemer die Dividende um fünf Cent auf 1,10 Euro angehoben hat.
Gerresheimer-Aktie mit Achterbahnfahrt
Gerresheimer-CEO-Abgang belastete Aktienkurs
Ebenfalls belastet hat den Aktienkurs der überraschende Abgang des ehemaligen CEOs Christian Fischer Anfang Februar. Fischer hatte den Posten erst zum ersten September übernommen. Die Investmentbank JP Morgan sprach damals von „einer Phase der Ungewissheit“, auf die Gerresheimer nun zusteuere. Das Bankhaus Hauck & Aufhäuser sah die Personalie sogar als „Warnsignal“.
Gerresheimer unterstrich damals, dass der Abgang Fischers nicht auf eine schwache Geschäftsentwicklung noch auf einen Strategiezwist zurückzuführen sei. Beaujean hatte den Posten des Interims-CEO daraufhin übernommen. Mit dem Kauf des großen Aktienpakets signalisiert er nun, dass er an eine Erholung der Aktie glaubt.
Seit 2013 ist der 49-Jährige Finanzchef von Gerresheimer. Zuvor war er für Demag Cranes, dem Messtechnikspezialisten Elster sowie bei T-Online tätig, ebenfalls als CFO. Bei der Telekom-Tochter war knapp zwei Jahre lang Unternehmenschef.
Info
Mehr Infos zu Werdegang, Karriere-Highlights und Privatem finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Rainer Beaujean.