Gaetano Marzotto, Großaktionär von Hugo Boss, hat sein Aktienpaket bei den Schwaben aufgestockt. Der Italiener hat über seine Gesellschaften PFC und Zignano Holding, die bisher 7,1 Prozent am Modekonzern hielten, seinen Anteil auf 10,13 Prozent erhöht. Dies geht aus einer aktuellen Stimmrechtsmitteilung hervor. Damit nutzt Gaetano Marzotto den niedrigen Aktienkurs des MDax-Unternehmens, um seine Beteiligung auszubauen: Seit vergangenem März hat sich der Hugo-Boss-Kurs von über 110 Euro auf aktuell rund 53 Euro halbiert.
Der Zukauf von Marzotto, der auch im Aufsichtsrat von Hugo Boss sitzt, ist daher ein starkes Signal: Der italienische Modemogul setzt darauf, dass es dem vor einem Monat zum CEO beförderten Mark Langer gelingt, Hugo Boss wieder zurück in die Erfolgsspur zu führen. Der 47-Jährige ist seit sechs Jahren CFO des Metzinger Modeunternehmens. Nach dem Abgang des früheren Boss-Chefs Claus-Dietrich Lahrs hat der Controller zusätzlich auch den CEO-Posten bei Hugo Boss übernommen.
Nach Ausstieg von Permira ging es abwärts bei Hugo Boss
Ein hartes Controlling ist bei Hugo Boss nun auch notwendig. Der Modekonzern befindet sich seit dem Ausstieg des Private-Equity-Investors Permira im März 2015 in einer schwierigen Lage: Hausgemachte Probleme in den wichtigen Absatzmärkten China und USA sowie eine Kostenexplosion drücken auf die Profitabilität. Im Oktober und Februar musste Hugo Boss Gewinnwarnungen veröffentlichen. Erschwerend hinzu kommt das derzeit ungemütliche wirtschaftliche Umfeld für die gesamte Modebranche.
Besonders bitter für die Marzotto-Familie: Sie hatte im Februar 2015 etwa 7 Prozent der Anteile von Permira für rund 500 Millionen Euro übernommen. Damals war der Boss-Aktienkurs mit gut 100 Euro nahe an seinem Rekordwert, heute steht der Kurs gerade einmal bei 53 Euro. Die italienische Modefamilie, die bereits zwischen 1991 und 2007 Großaktionär der Metzinger war, hat also auf dem Papier schon viel Geld mit Hugo Boss verloren.
Dennoch hatte Gaetano Marzotto erst kürzlich bekräftigt, hinter Boss zu stehen. Über sein Aufsichtsratsmandat dürfte er auch bei der Adjustierung der Strategie – moderates Wachstum statt Turboexpansion – sowie bei der neuen Zusammensetzung des Managements mitgeredet haben. Der neue starke Mann bei Boss, Mark Langer, muss dieses Vertrauen nun rechtfertigen.
Info
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Karriereinfos zum neuen Boss-Chef finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Mark Langer.