Nach vier Monaten kann die Dresdner Solarwatt jetzt das Insolvenzverfahren in Eigenregie beenden. Mitte Juni war der Solarmodulanbieter als eines der ersten Unternehmen in Deutschland unter den Schutzschirm nach den neuen ESUG-Vorgaben geschlüpft. Nun gilt der Restrukturierungsplan als rechtskräftig und das Amtsgericht Dresden hat die Insolvenz offiziell aufgehoben. CFO Carsten Bovenschen bezeichnete das Schutzschirmverfahren bereits vor einem Monat in einem Gespräch mit FINANCE als Erfolg. Nun muss er die angelaufenen Restrukturierungsmaßnahmen weiter umsetzen. Im Zuge der Restrukturierung soll zum Jahresende auch der Vorstand von Solarwatt verkleinert werden: COO Ulrich Link und Vorstand Frank Schneider verlassen Solarwatt. Bovenschen und CEO Detlef Neuhaus sollen ihre Aufgaben mit übernehmen.
Eine Regelinsolvenz hätte laut Finanzchef Bovenschen deutlich länger gedauert als das Schutzschirmverfahren. Seiner Einschätzung nach hätten die nichtnachrangigen Gläubiger dann auch weniger als die nun vereinbarten 16 Prozent ihrer Forderungen wiedergesehen. Von zwei schlechten Alternativen sei das ESUG-Verfahren „ auf jeden Fall die bessere“ gewesen. Mit finanzieller Unterstützung von BMW-Erbe Stefan Quandt will das Unternehmen sich nun in eine neue Perspektive im Bereich Systemtechnik aufbauen und sich damit unabhängig von der staatlichen Solarförderung machen. Noch in diesem Jahr sollen entsprechende neue Produkte auf den Markt kommen. Bovenschen hofft auf eine rasche Erholung der Absätze, um langfristig das Vertrauen der Banken und Anleger zurückzugewinnen: „Man kann im Schutzschirmverfahren ganz gut Risiken aus der Bilanz nehmen, aber das hilft mir am Ende des Tages nicht, wenn das Geschäft wegbricht.“ Dennoch tastet sich Solarwatt eher vorsichtig wieder in den Markt. Für die nächsten sechs Monate hält sich das Unternehmen die Option von Kurzarbeit offen.
