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Salzgitter beendet Übernahmegespräche

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Der Stahlkonzern Salzgitter bleibt eigenständig und setzt auf Transformation. Aufwind-Luftbilder - stock.adobe.com
Der Stahlkonzern Salzgitter bleibt eigenständig und setzt auf Transformation. Aufwind-Luftbilder - stock.adobe.com

Salzgitter hat die Übernahmegespräche mit dem Bieterkonsortium bestehend aus der GP Günter Papenburg und TSR Recycling offiziell beendet. Das teilte Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern am vergangenen Freitag mit. Der Vorstand begründet diesen Schritt mit signifikant unterschiedlichen „Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert“ des Unternehmens.

Damit ist der Versuch des Konsortiums, den Stahlkonzern zu übernehmen, gescheitert. Der Vorstand rund um CEO Gunnar Groebler unterstreicht das klare Bekenntnis zur Eigenständigkeit des Unternehmens. Das Unternehmen setze auf seine jahrzehntelange Industriekompetenz, Innovationskraft und unternehmerische Verantwortung. Die Transformation werde nun fortgeführt.

TSR hat einen Kommentar zu ebenjenem Vorgang auf FINANCE-Anfrage abgelehnt. GP Günter Papenburg hat bislang nicht auf die Anfrage reagiert.

Salzgitter setzt auf Performance-Programm

Der Vorstand setzt nun auf vier Transformationstreiber. Als „Herzstück der Transformation“ bezeichnet der Vorstand das Programm, das darauf abzielt, die Stahlproduktion schrittweise auf eine wasserstoffbasierte und bis 2033 nahezu CO2-freie Stahlproduktion umzustellen. Die erste Ausbaustufe kostet rund 2,3 Milliarden Euro und sei Teil eines modularen Systems, das flexibel auf Marktveränderungen reagieren könne, so der Konzern.

Parallel zur grünen Transformation erweitert Salzgitter sein bestehendes Performance-Programm. Das neue Programm namens „P28“ erweitert das bisherige „Performance 2026“ und verdoppelt das Einsparziel von 250 auf 500 Millionen Euro. Bereits bis Ende 2024 sollen davon 130 Millionen Euro realisiert worden sein. Zudem wurden weitere konkrete Maßnahmen gestartet, um die Ergebnisse in den Geschäftsbereichen nachhaltig zu verbessern.

Salzgitter setzt Hoffnung auf Defence und Infrastruktur

Gleichzeitig eröffnet sich für den Salzgitter-Vorstand an gleich zwei Stellen neues Potential: Zum einen legt Salzgitter ein besonderes Augenmerk auf die Defense-Taskforce, mit der Salzgitter gezielt den steigenden Bedarf der Rüstungsindustrie bedienen möchte. Die Nachfrage in diesem Segment sei gewachsen.

Zum anderen sieht der Vorstand erhebliche Chancen in den von der neuen Bundesregierung geplanten Investitionen in Infrastruktur. Der Vorstand sieht Salzgitter gut aufgestellt für die „Produktion von Pipelines für Erdgas, Wasserstoff und CO2 für künftige Infrastrukturprojekte.“ Er rechnet damit, dass jene konjunkturpolitischen Maßnahmen sich positiv auf das Unternehmen auswirken werden.

Darüber hinaus arbeitet Salzgitter kontinuierlich an der Portfolioentwicklung. So wurde 2024 etwa der Verkauf von Mannesmann Stainless Tubes erfolgreich abgeschlossen – weitere Portfoliomaßnahmen prüft der Vorstand derzeit.

Ziel aller genannten Aktivitäten ist laut CEO Groebler, eine „bestmögliche Aufstellung der Salzgitter AG im Wettbewerb sicherzustellen, die erfolgreich begonnene Transformation zielgerichtet fortzuführen und langfristigen Wert für Aktionäre, Kunden und Beschäftigte zu generieren.“

Bewertung von Salzgitter lag bei über 1 Milliarde Euro

Der Aktienkurs rutschte nach der Absage der M&A-Gespräche um mehr als 2 Prozent ins Minus auf gut 23 Euro je Papier. In den vergangenen Wochen war der Kurs um fast 20 Prozent gestiegen, in den vergangenen sechs Monaten beträgt das Plus sogar mehr als 73 Prozent.

Ende Januar hatte das Konsortium um Salzgitter-Großaktionär Günter Papenburg (25 Prozent) ein indikatives und nicht bindendes Angebot von rund 18,50 Euro je Salzgitter-Aktie vorgelegt. Damit bewertete das damalige Angebot Salzgitter mit 1,1 Milliarden Euro. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt rund 1,3 Milliarden Euro.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.