Galeria Karstadt Kaufhof hat heute beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag in Essen mit. Die Insolvenzpläne sind in den vergangenen Tagen bereits durchgesickert, der Schritt war also erwartet worden. Es ist nach 2020 und 2022 schon die dritte Insolvenz des Unternehmens.
Diesmal hat Galeria Karstadt Kaufhof ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Das Amtsgericht hat den Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus von der Kanzlei BRL Boege Rohde Luebbehuesen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Signa zieht Galeria in die Insolvenz
Im vergangenen November hatte die Signa Holding, zu der Galeria Karstadt Kaufhof gehört, Insolvenz angemeldet. „Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag“, kommentiert Galeria-CEO Olivier van den Bossche den Insolvenzantrag in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
„Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein“, heißt es in der Mitteilung.
Galeria führt Investorengespräche
Der Vorstand will sich von Signa lösen: „Jetzt sind unsere Ziele Eigentümerwechsel und Lösung aus der Umklammerung“, so van den Bossche. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria.
Das bisherige Vorstandsteam bleibt an Bord: Das Galeria-Management mit CEO Olivier van den Bossche sowie CFO und Arbeitsdirektor Guido Mager werden den Prozess gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter aktiv begleiten, heißt weiter. Künftig bedürfen alle Geschäfte der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters.
Denkhaus zeigt sich optimistisch und kommentiert die Wahl des Regelverfahrens: „Ich denke, dass diese Entscheidung klug war, um den Befreiungsschlag zu dokumentieren. Das Management hat bereits viel erreicht und wird deshalb den Sanierungsprozess mit mir im Team führen.“ Der vorläufige Insolvenzverwalter betont zudem, eine Zerschlagung sei ausdrücklich nicht das Ziel des Verfahrens.
Folgen der Insolvenz
Die Insolvenz wird nach Einschätzung von Experten nicht einfach. „Die dritte Insolvenz in so kurzer Zeit ist natürlich nicht gut für das laufende Geschäft“, kommentiert Einzelhandels-Experte Sebastian Wilde, Partner bei Falkensteg. „Hinzu kommt, dass die geringe Kauflaune besonders den stationären Einzelhandel trifft. Eine Folge war bereits ein deutlich schwächeres Weihnachtsgeschäft 2023, in dem die Einzelhändler und Warenhäuser den Großteil ihrer Umsätze erzielen.“
Auch wenn die Inflation zurückgehe, sei die Verunsicherung der Verbraucher groß. „Sie kaufen weniger Kleidung, verschieben Investitionen in das eigene Heim und halten ihr Geld zusammen. Daran wird sich auch 2024 zunächst nichts ändern. Das wird Galeria in der dritten Insolvenz besonders spüren“, so sein Fazit.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.
