Lilium zwischen vager Hoffnung und Betriebsstilllegung

Ende Februar musste Lilium Aerospace – das Unternehmen, das zur Rettung der insolventen Lilium GmbH und der Lilium Eaircraft GmbH gegründet wurde – selbst Insolvenz anmelden. Zwei Wochen später, am 13. März, zogen beide Unternehmen den Antrag auf Eigenverwaltung zurück. Die Häuser durchlaufen jetzt ein reguläres Insolvenzverfahren. Zum Insolvenzverwalter wurde Ivo-Meinert Willrodt, Managing-Partner bei Pluta ernannt. Die Lilium-Assets, die Ende 2024 im Zuge des Deals an die Lilium Aerospace übertragen werden sollten, liegen noch bei den ursprünglichen Gesellschaften des Flugtaxiherstellers, da der Verkauf der Assets unter Eigentumsvorbehalt erfolgte. Kein neues Insolvenzgeld für Lilium-Angestellte Bei Lilium Aerospace verblieben sind die Arbeitsverhältnisse. Robert Hänel, der zum Insolvenzverwalter der Nachfolgegesellschaft bestellt wurde, hat im März die Massenentlassungsanzeige bei der Agentur für Arbeit eingereicht. „Das ist eine formale Voraussetzung, damit wir die Arbeitsverhältnisse kündigen und die Angestellten sich arbeitslos melden können“, sagt Hänel im Gespräch mit FINANCE. Parallel dazu setze er beinahe täglich Aufhebungsverträge für jene Angestellten auf, die einen neuen Job gefunden haben. Nach bisheriger Ansicht der Arbeitsagentur besteht in der Folgeinsolvenz des Elektroflugzeugherstellers kein weiterer Anspruch auf Insolvenzgeld, sagt Hänel. „Das ist natürlich dramatisch für die Beschäftigten und für einige existenzgefährdend; den Auflösungsprozess dürfte das noch einmal beschleunigen“, so Hänel, der vom zuständigen Insolvenzgericht die Erlaubnis erhalten hat, den Betrieb endgültig stillzulegen. Wenig stichhaltige Erklärungen für fehlende Kapitalspritze Lilium war nach der Ende 2024 bekanntgegebenen vermeintlichen Rettung erneut in die Insolvenz gerutscht, da das Investorenkonsortium um den slowakischen Investor Marian Boček seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen war. Das Ausbleiben der Gelder wurde immer wieder mit technischen Schwierigkeiten begründet. Laut eines Unternehmensinsiders sollen die zugesagten 150 Millionen Euro auf einem Konto bei einer Bank in Kanada liegen. Es seien jedoch zwei verschiedene technische Schwierigkeiten genannt worden, die den Geldtransfer verhindern sollen. Mehr zum Thema Deshalb wartet Lilium auf sein Geld Der Flugtaxi-Pionier Lilium wartet noch immer auf die versprochene Kapitalspritze seines Großinvestors – aus einem kuriosen Grund. Doch die Zeit wird knapp, eine Insolvenz scheint immer wahrscheinlicher. Mehr lesen Die Bank in Kanada sei nicht an das Swift-Zahlungssystem angeschlossen, deshalb könne das Geld nicht auf ein deutsches Konto transferiert werden, heißt es. Diese Begründung ist allerdings nach Ansicht mehrerer Experten, mit denen FINANCE gesprochen hat, nicht stichhaltig. Auch ohne eine Anbindung an das Swift-System können Gelder an deutsche Banken überwiesen werden. Der Transfer dauere dann zwar etwas länger, aber nicht mehrere Wochen oder Monate wie im Fall von Lilium. Eine weitere Erklärung lautet demnach, dass das Geld zweckgebunden sei. Bisher sei es aber nicht möglich gewesen, die Zweckbindung aufzuheben und das Geld umzuwidmen. Deshalb konnte es nicht überwiesen werden. Eine FINANCE-Anfrage dazu ließ Boček bislang unbeantwortet. Tür für potentielle Investoren noch offen Dessen ungeachtet ist die Tür für mögliche Interessenten noch nicht geschlossen. „Wir haben einige Anfragen von potentiellen Investoren“, sagt Hänel. Konkrete Vereinbarungen seien momentan aber noch nicht zu vermelden. Klar sei jedoch, dass ein möglicher Deal schnell über die Bühne gehen und das Geld unmittelbar zur Verfügung gestellt werden müsse, betont der Insolvenzverwalter. „Ich habe den Angestellten zugesagt, dass ich die Stilllegung des Betriebs wegen der bloßen Hoffnung auf eine Rettung nicht verzögern werde.“ Berechtigte Hoffnung sei durchaus noch da, aber eine Rettung werde täglich schwieriger.

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