Die pikanten Hintergründe der Galeria-Pleite

Die traditionsreiche Warenhauskette befindet sich in der größten Krise ihrer Geschichte – wieder mal. Am 9. Januar meldete Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz im Regelverfahren an, ein Schritt, der seit der Signa-Pleite erwartet worden war. Für das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen kein Novum. Von der dritten Insolvenz in vier Jahren sind 92 Filialen und rund 15.000 Mitarbeiter betroffen. Zählt man die Insolvenz des Vorgängerunternehmens Karstadt hinzu, ist es sogar die vierte Pleite in den vergangenen 15 Jahren. Dreimal ging es für die Warenhauskette nach der Insolvenz weiter. Ob Galeria das erneut gelingt? Zweifel sind angebracht. Galeria selbst versprüht Optimismus. Der Warenhauskonzern nennt die Insolvenz einen „notwendigen Schritt“ und operiert nach eigenen Angaben weiterhin „erfolgreich am Markt“. „Die zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten ein“, teilte Galeria mit. CEO Olivier van den Bossche, der seit Juni 2022 an Bord ist, wird in der Pressemitteilung vom 9. Januar mit den Worten zitiert: „Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag.“ Ist Signa der Übeltäter für Galerias Insolvenz? Tatsächlich muss Galeria zum Teil Mieten zahlen, die deutlich über dem üblichen Niveau liegen. So soll sich die Miete der Filiale in Köln Hohe Straße laut Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus auf 31,8 Prozent des Umsatzes der Filiale belaufen. Auch für die anderen 17 Warenhausimmobilien, die noch zu Signa gehören, sollen die Mieten weit über Marktniveau liegen. Üblich sind laut Marktkennern zwischen 7 und 11 Prozent des Umsatzes. Info Signa Signa ist sowohl Eigentümer des operativen Geschäfts von Galeria Karstadt Kaufhof als auch Vermieter der Filialen. Der österreichische Konzern musste 2023 Insolvenz anmelden. Immobilien zu überhöhten Preisen mit langfristigen Verträgen an Tochtergesellschaften zu vermieten war Teil der Geschäftsstrategie von Signa. Das trieb die Bewertungen der Immobilien nach oben, was sich positiv auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung auswirkte und das Einwerben von Fremdkapital erleichterte. Also Mieten runter und Galeria Karstadt Kaufhof wird wieder munter? „Die hohen Mieten waren sicher eine Belastung, aber nicht der alleinige Grund für die Insolvenz“, so Johannes Berentzen, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung. „Das Geschäftsmodell von Galeria trägt einfach nicht mehr.“ Der eigentliche Insolvenzgrund dürfte deshalb ein anderer sein. Im Zuge des vorangegangenen Insolvenzverfahrens hatte Signa sich verpflichtet, 200 Millionen Euro an Galeria zu zahlen. Doch als klar war, dass Signa die erste Tranche in Höhe von 50 Millionen Euro nicht zahlen wird, war die erneute Insolvenz unausweichlich. Denn ein Blick in die Jahresabschlüsse von Galeria Karstadt Kaufhof der vergangenen Jahre zeigt: Unterm Strich stand meist ein dickes Minus. Galerias Geschäftsmodell funktioniert nicht Galerias einstige Stärke – das umfassende Produktangebot, das von Unterwäsche bis Gartenhäusern reicht – ist zur großen Schwäche geworden. „Galeria Karstadt Kaufhof ist zwar breit aufgestellt, es fehlt jedoch an Kuratierung, Regionalisierung und Erlebnis. Bei großer Auswahl und guten Preisen denken die meisten heute an Amazon und können noch dazu bequem zu Hause bleiben“, sagt Berentzen. Hinzu komme: „Nur mit einem reinen Warenangebot locken sie niemanden mehr ins Kaufhaus, eine Bedarfsdeckung findet im Wesentlichen online statt.“ Will Galeria eine Zukunft haben, muss der Konzern hier ansetzen. Die Miet-, Pacht- und Leasingkosten machten im Geschäftsjahr 2020/2021 rund 15,4 Prozent des Umsatzes aus, im Geschäftsjahr 2021/2022 betrug der Anteil knapp 12,6 Prozent. Grafik: FINANCE Auch die vorherigen Restrukturierungen waren keine Hilfe. Sie kosteten den Steuerzahler zwar viel Geld – allein aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) flossen 680 Millionen Euro –, halfen aber nicht, Galeria dauerhaft auf gesunde Füße zu stellen. „Galeria Karstadt Kaufhof steckt seit Jahren in einer Restrukturierungsschleife, besser ist es dadurch nicht geworden“, sagt der Restrukturierungsexperte Rüdiger Tibbe. Die vergangenen Sanierungen seien meist nach „Schema F“, nämlich dem Prinzip der „übertragenen Sanierung“, abgelaufen: Personal abbauen, Verhandlungen mit Vermietern und Lieferanten, Standorte schließen, ein bisschen E-Commerce entwickeln. „Das Geschäftsmodell der deutschen Insolvenzverwaltung begünstigt Restrukturierungsschleifen. Innovation und Kreativität sind hier nicht gefragt. Das ist auch der Grund, warum das antiquierte Galeria Geschäftsmodell strategisch nicht neu aufgesetzt wurde“, sagt er. Ein anderes Geschäftsmodell hätte jedoch großer Investitionen bedurft, aber: „Signa hatte nicht das größte Interesse an der Fortentwicklung von Galeria“, sagt ein Marktbeobachter, der namentlich nicht genannt werden will. Die Rolle von Retail Capital Partners bei Galeria Doch neben den offensichtlichen Problemen soll laut Insidern auch innerhalb des Konzerns einiges schiefgelaufen sein. Immer wieder wird die Rolle von Galerias Beratern genannt, speziell Retail Capital Partners (RCP). Hinter der Schweizer Unternehmensberatung steht der Gründer und Chef der Gesellschaft Hendrik Gottschlich. Wie FINANCE von Insidern erfahren hat, fungierte RCP quasi als René Benkos Sprachrohr. „Was Benko wollte, hat Retail Capital Partners umgesetzt. Die haben sich benommen, als würde Galeria ihnen gehören“, sagt ein Insider gegenüber FINANCE. RCP hat laut der eigenen Internetseite viele Signa-Töchter beraten. Info Mieten nur leicht über Marktniveau Die Miet-, Pacht- und Leasingkosten betrugen im Geschäftsjahr 2020/2021 rund 324,2 Millionen Euro, was 15,4 Prozent des Umsatzes von 2,1 Milliarden Euro entsprach. Im Geschäftsjahr 2021/2022 lagen diese Kosten bei 364,6 Millionen Euro. Das waren 12,6 Prozent des Gesamtumsatzes. Da die Mieten für die Immobilien nur einen Teil dieses Posten ausmachen, dürften schätzungsweise die reinen Mietzahlungen für die Filialen im Durchschnitt nur leicht über Marktniveau (7 bis 11 Prozent des Umsatzes) liegen. RCP teilt auf FINANCE-Nachfrage mit, dass sie für Galeria „auf der Basis vom Management bereitgestellten Informationen sowie zum jeweiligen Zeitpunkt im Markt verfügbaren Markt- und Wettbewerbsdaten Analysen, Strategien und Restrukturierungskonzepte erstellt haben“. Mandatiert wurde RCP laut eigenen Aussagen „ausschließlich durch die jeweiligen Geschäftsführungen unter Genehmigung durch die Aufsichtsräte von Galeria“. Zudem sollen die früheren Insolvenzverwalter auch RCP engagiert haben. „Signa hat uns ausdrücklich nie beauftragt, wir waren immer im Auftrag des Unternehmens tätig“, heißt es weiter. Für Galeria (damals noch Karstadt) arbeitet RCP laut eigenen Aussagen seit über zehn Jahren, das Geschäftsverhältnis läuft noch bis Ende März. „Das größte Problem war die ineffiziente Verwaltung.“ Ein Insider RCP gab in einer Mitteilung vom 4. März bekannt, spätestens Ende Mai den Betrieb einzustellen. Die aktuelle Konsumkrise und der Niedergang der Signa-Gruppe hätten das Beratungshaus hart getroffen, heißt es. RCP soll „Allmacht und Schattenregierung“ gewesen sein Insider beschreiben RCP im Galeria-Kontext als „Allmacht und Schattenregierung“. Die Berater sollen, trotz Sparkurs im Zuge des Insolvenzverfahrens, immense Summen für ihre Tätigkeit bekommen haben. So berichtet die F.A.Z., dass Retail Capital Partners während der Insolvenz von Galeria im Jahr 2022 Honorare in Höhe von 10 Millionen Euro erhalten habe. Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 sollen es sogar 17,4 Millionen Euro gewesen sein. RCP argumentiert dagegen: „Wir berechnen im Branchenvergleich und im Vergleich zu Strategieberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit durchschnittlichen Tagessätzen von 2.200 Euro etwa halb so hohe Tagessätze wie Wettbewerber.“ Zu groß, zu zentralisiert, zu ineffizient: Welche Rolle spielte die Galeria-Zentrale in Essen am Niedergang der Kaufhauskette? Foto: picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack Doch nicht nur die hohen Honorare sorgten bei mit der Sache vertrauten Personen für Fragezeichen. Auch der extreme Einfluss auf die Unternehmensplanung samt Finanzbereich sei „merkwürdig“ gewesen. Die Vorwürfe gehen sogar so weit, dass auch bei Finanzkennzahlen auf Drängen von RCP im Nachhinein Anpassungen vorgenommen worden sein sollen. „Leitende Angestellte hatten kein Aussagerecht mehr zu den Finanzzahlen. Wenn intern nachgehakt wurde, ob beispielsweise Umsatz und Ausgaben stimmen, bekam man keine Antwort. Nur der Berater durfte antworten“, berichten Insider gegenüber FINANCE. Vor allem bei den Planwerten soll RCP sich zunächst immer überaus optimistisch gegeben haben. Galeria präsentierte (zu) optimistische Planwerte In einer Präsentation von Januar 2019, die der F.A.Z. vorliegt, sollen die Berater für das Jahr 2023 im Online-Geschäft einen Umsatz von 1 Milliarde Euro prognostiziert haben. 2021 sei die Zahl dann auf 250 Millionen Euro heruntergeschraubt worden. Von der Milliarde keine Spur mehr, bis 2030 sollten es 900 Millionen Euro Umsatz werden. Nach den Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2022/2023 liegt der Online-Umsatz bei gerade 129 Millionen Euro. Gegenüber FINANCE verneint das Schweizer Beratungsunternehmen, solche Anpassungen gemacht zu haben. „Retail Capital Partners hatte keinerlei Entscheidungsgewalt oder Befugnisse. Finanzkennzahlen oder Planwerte wurden nie und in keinster Weise auf Anweisung von RCP hin verändert.“ Entscheidungen seien ausschließlich durch die verantwortlichen Organe von Galeria, also Geschäftsführung und Aufsichtsrat, getroffen worden. „Im Gegenteil – häufig wurden Analysen von RCP ignoriert oder nicht oder nur teilweise zur Kenntnis genommen. So zum Beispiel bezüglich eines optimalen Standortportfolios oder auch hinsichtlich tragfähiger Mieten. Zudem wurden erforderliche strukturelle Maßnahmen in den zentralen Verwaltungs- und Logistikbereichen nicht oder nur halbherzig umgesetzt“, teilt RCP aus. Info Olivier van den Bossche Er begann seine berufliche Karriere bei der französischen Supermarktkette Carrefour. Über die belgische Kaufhof-Tochter Inno kam er 2014 zu Galeria Kaufhof, wo er den Vorstandsvorsitz übernahm. 2017 zog es ihn zu Metro und dem Kosmetikhändler Rituals, bevor er 2022 CSO bei Galeria Karstadt Kaufhof wurde. Ein Jahr später übernahm er den Posten des CEO. Der an Externe, aber nicht von jedem nachvollziehbare vermittelte Optimismus bei den Zahlen, insbesondere den Planwerten, soll laut FINANCE-Recherchen intern ein Dauerthema gewesen sein. Auch in Zeiten, in denen die Staatshilfen im Zuge der Pandemie genehmigt wurden. Insgesamt bekam Galeria 680 Millionen Euro vom Bund. Intern soll es großen Unmut über die Galeria-Zentrale geben Galeria antwortete auf FINANCE-Nachfrage zu der Beziehung zu RCP: „Aus Gründen des Datenschutzes können wir Geschäftsbeziehungen nicht öffentlich kommentieren. Klar ist, dass bedeutsame Projekt-Entscheidungen generell durch unsere Geschäftsleitung getroffen wurden.“ Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (l.) und CEO Olivier van den Bossche suchen einen Käufer für Galeria. Foto: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd In den vergangenen Monaten ist laut Insidern innerhalb des Unternehmens viel Unmut aufgekommen, weil den von den jüngsten Filialschließungen betroffenen Mitarbeitern keine Abfindung gezahlt worden sein soll. Es soll um eine Summe von rund 6 Millionen Euro gehen. „Man hatte das Gefühl, dass die Abfindungen vor der Insolvenzanmeldung absichtlich nicht abgesichert wurden.“ Info Stefan Denkhaus Der erfahrene Restrukturierungsexperte ist der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter für Galeria. Derzeit muss er einen neuen Eigentümer finden. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass er im Unternehmen erstmals richtig „aufräumt“. Auch soll im Unternehmen die „ineffiziente Verwaltung“ für Zorn gesorgt haben. „Es heißt, dass Galeria wegen der zu hohen Mieten insolvent ist. Ja, die Mieten waren hoch, aber es gab dennoch Häuser, die rentabel waren. Auch die Margen der Produkte waren in Ordnung. Das größte Problem war die ineffiziente Verwaltung“, sagt der Unternehmenskenner. Neue Leasingwagen trotz Insolvenz für die Verwaltung Die Verwaltung habe aus rund 250 leitenden Mitarbeitern bestanden, Leasingwagen & Co. seien trotz der Insolvenzen kein Problem gewesen. Laut internen Kreisen soll es dabei auch zu Unstimmigkeiten zwischen CEO Olivier van den Bossche und Ex-CFO Miguel Müllenbach gekommen sein, so soll Müllenbach gegen eine Verschlankung der Verwaltung gewesen sein, van den Bossche dafür. Müllenbach ließ eine FINANCE-Anfrage unbeantwortet. Anfang Februar wurde bekannt, dass Galeria sich von Führungskräften aus der Verwaltung trennen wird. Galeria antwortete auf FINANCE-Nachfrage zu Finanzkennzahlenänderungen, Abfindungszahlungen sowie Leasingwagen nicht. Info Miguel Müllenbach Von 2018 bis 2020 war Miguel Müllenbach CFO von Galeria Karstadt Kaufhof, von 2020 bis Juli 2023 agierte er als CEO. Seine CEO-Position übergab Müllenbach mit Abschluss des zweiten Insolvenzverfahrens schließlich an Olivier van den Bossche. Seit Oktober 2020 ist Guido Mager Geschäftsführer Finanzen. Nach einem Bericht der „Tagesschau“ sollte Müllenbach als Geschäftsführer zur mittlerweile insolventen Muttergesellschaft Signa Retail wechseln. Aktuell arbeitet er seit Dezember als CFO für Obi. Somit stehen gegen das Galeria-Management und seine Berater schwere Vorwürfe im Raum. Laut Insidern könnte es noch zu Überraschungen kommen, sollten die Bilanzen der vergangenen Jahre nochmals genau geprüft werden. Gleichzeitig muss Insolvenzverwalter Denkhaus eine Lösung finden, aktuell wird noch ein Investor gesucht. Galeria hat hohen Investitionsbedarf Ein neuer Investor hätte es nicht leicht. Der Modernisierungsbedarf ist zum Teil immens. Galeria selbst besitzt zwar keine Immobilien mehr – beginnend mit der Karstadt-Insolvenz 2009 wurden diese verkauft –, müsste sich jedoch vermutlich an den Modernisierungskosten beteiligen. Handelsexperte Berentzen rechnet konservativ von mindestens 15 Millionen Euro pro Standort. „Allein die Gebäude energetisch auf den neusten Stand zu bringen wird teuer.“ Je stärker der Eingriff in die Bausubstanz sein muss, desto teurer wird der Umbau. Je nachdem, wie viele Galeria-Filialen gerettet werden können, kommt hier schnell ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag zusammen, den ein neuer Eigentümer mitbringen müsste. Insolvenzverwalter Denkhaus will Galeria nicht zerschlagen. „Wir konzentrieren uns nun vollständig auf Gespräche mit Interessenten, die Galeria als Ganzes und profitables Unternehmen erwerben wollen. Alle anderen Angebote von Investoren, die nur einzelne Häuser oder eine kleinere Zahl von Standorten übernehmen wollen, sind derzeit hintangestellt“, so Denkhaus zu FINANCE. „Mit dem bisherigen Bieterprozess sind wir sehr zufrieden, es liegt eine ganze Anzahl von Angeboten eines internationalen Bieterspektrums vor.“ Rund zwei Dutzend unverbindliche Angebote sollen eingegangen sein, wird kolportiert. Interne Quellen bestätigen gegenüber FINANCE, dass die Gespräche „sehr gut“ liefen. Demnach würde es Käufer für fast das gesamte operative Geschäft geben, dennoch solle das Galeria-Konzept nicht mehr so bleiben. Trübe Aussichten für Galerias Zukunft Sebastian Wilde, Partner bei der Restrukturierungsberatung Falkensteg, sieht auch ein hohes Rettungspotential bei Galeria: „Es könnte einen Käufer geben für das operative Geschäft von Galeria, aber auch für die Immobilien der insolventen Signa-Gruppe, die ebenfalls zum Verkauf stehen.“ Florian Forst, Partner, Head of Financial Services Central Europe bei der Beratung Arthur D. Little, ist anderer Meinung. „Ich denke nicht, dass Galeria im Ganzen überleben wird. Ich kann mir vorstellen, dass nur die Kaufhäuser in den Top-Lagen einen Käufer finden.“ Forst vermutet, dass der Käufer eher ein Stratege sein wird. „Ein Finanzinvestor übernimmt in der Regel das Geschäftsmodell. Das würde in der Form bei Galeria aktuell aber nicht so viel Sinn machen.“ Stattdessen können sich mehrere der Experten vorstellen, dass Shoppingmalls die Galeria-Filialen ersetzen werden. „Ich denke nicht, dass Galeria im Ganzen überleben wird.“ Florian Forst, Partner, Arthur D. Little Mit einer Zerschlagung rechnet auch Jörg Funder, Direktor des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagement. „Ich denke nicht, dass man einen Käufer findet, der das Konzept Warenhaus weiterführen will. Für Käufer stünden eher die Immobilien im Vordergrund.“ Handelsexperte Berentzen hält eine Zahl von 20 Standorten vor allem in Großstädten und mit Premiumausrichtung für plausibel. Wie gut ist Galerias Verhandlungsposition noch? Das Problem dieser Rechnung: Soll Galeria fortbestehen, müssen die Vermieter einlenken. „Ist auf Grundlage der Mietvertragsverhandlungen kein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, kann ich die Schließung von Filialen nicht ausschließen“, so Denkhaus. Die Krux an den Verhandlungen: Galeria ist in kleineren Städten systemrelevanter als in Großstädten. Schließt Galeria dort eine Filiale, dürfte es dem Vermieter leichter fallen, einen Nachmieter zu finden. Denkhaus’ Verhandlungsposition ist also nur in kleineren Städten wirklich gut. Von der Schließung bedroht: die Galeria Karstadt Kaufhof Filiale an der Frankfurter Hauptwache. Foto: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst Zurzeit kursieren viele Namen von potentiellen Käufern. Am häufigsten wird die thailändische Central Group genannt, die schon knapp die Hälfte der insolventen Kadewe Group besitzt. Kolportiert werden auch Peek & Cloppenburg, die Droege-Gruppe, Coty, die Schweizer Kaufhauskette Manor oder der Finanzinvestor Apollo, der während der ersten Insolvenz schon 17 Galeria-Immobilien erworben hatte. Wie FINANCE aus Quellen, die Apollo nahestehen, erfahren hat, soll der Investor nicht zu den Interessenten gehören. Peek & Cloppenburg Düsseldorf teilte mit: „Wir können die Berichterstattung über die Übernahme der Warenhauskette Galeria nicht bestätigen.“ Die anderen genannten Unternehmen wollten sich nicht äußern oder ließen Anfragen unbeantwortet. Am 22. März endet die Angebotsfrist für Erwerbsangebote. Dann zeigt sich, welche Zukunftschancen Galeria Karstadt Kaufhof noch hat. Oder ob die dritte Insolvenz die finale Pleite der Warenhauskette sein wird.

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