Varta kommt seinen Schuldscheingläubigern entgegen: Nach den ursprünglichen Sanierungsplänen des Batterieherstellers wären diese leer ausgegangen und auf Forderungen von rund 200 Millionen Euro sitzen geblieben. Die rund 70 Schuldscheingläubiger, im Wesentlichen Banken und Hedgefonds, hatten allerdings eine Entschädigung für ihre Zustimmung zum Sanierungskonzept gefordert.
Die jetzt getroffene Einigung ergänzt das bestehende Sanierungskonzept und sieht ein verbessertes Angebot an die Schuldscheingläubiger vor. Im Rahmen des Schuldenschnitts soll die Schuldenlast von 485 Millionen Euro auf rund 230 Millionen Euro reduziert werden. Ursprünglich sollte der Haircut die Schulden auf 200 Millionen Euro verringern.
Die Vereinbarung sieht außerdem vor, dass Forderungen der Schuldscheingläubiger in Höhe von 25 Millionen Euro den werthaltigen garantiebesicherten Forderungen der Konsortialkreditgebern im Rang gleichgestellt werden sollen. Die Aussichten, dass das überarbeitete Konzept Anklang findet, stehen nicht schlecht: Ein Großteil der Schuldscheingläubiger hat laut Varta Interesse an dem Angebot bekundet. Das ist für eine „einvernehmliche Restrukturierung“, wie Varta es beschreibt, auch notwendig.
Kurzfristige Brückenfinanzierung
Zudem stellen die Konsortialkreditgeber Varta eine kurzfristige Brückenfinanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro zur Verfügung, die die Finanzierung des Batterieherstellers bis zum Abschluss des Starug-Verfahrens sichern soll. Hinzu kommt, wie bereits angekündigt, ein neuer vorrangiger Kredit (Super Senior) in Höhe von 60 Millionen Euro „zur Deckung des Liquiditätsbedarfs“. Die Herabsetzung des Grundkapitals auf null mit anschließender Löschung der Börsennotiz ist ebenfalls weiterhin Bestandteil des Sanierungsplans. Das Konzept soll die Finanzierung bis Ende 2027 sicherstellen.
Varta geht aufgrund der inhaltlichen Einigung mit den Konsortialkreditgebern, den Schuldscheingläubigern, Porsche und der Großaktionär Michael Tojner gehörenden MT Investco davon aus, „dass die erforderlichen Mehrheiten für die Zustimmung im Starug-Verfahren zu dem vorgeschlagenen Restrukturierungsplan gesichert ist.“
Wenn es nach Varta-CEO Michael Ostermann geht, soll der Restrukturierungsplan in der ersten Oktoberwoche, spätestens aber Mitte Oktober, beim zuständigen Sanierungsgericht eingereicht werden. Er habe die Hoffnung, dass das Verfahren Ende des Jahres, spätestens Ende Januar abgeschlossen sei, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. In der Verwaltung sollen zudem Stellen gestrichen werden.
Freie Aktionäre wollen gegen Sanierungsplan klagen
Damit sollte die letzte große Hürde zur gerichtlichen Genehmigung des Sanierungsplans genommen worden sein. Zwar wollen die Einzelaktionäre, die 49,9 Prozent der Aktien halten und ihre Anteile entschädigungslos verlieren sollen, alle rechtlichen Mittel gegen das Sanierungskonzept ausschöpfen, doch Experten räumen ihnen nur geringe Erfolgschancen ein. Das Starug-Verfahren wurde extra dafür geschaffen, die vorinsolvenzliche Sanierung von Unternehmen zu erleichtern und die Blockademöglichkeiten (durch Mehrheitsentscheidungen) von Aktionären und Gläubigern einzuschränken.
Varta befindet sich seit längerem in der Krise. Neben Fehlplanungen des Managements hatte zuletzt ein Cyberangriff den gebeutelten Batteriehersteller zusätzlich getroffen. Aufgrund des Hackerangriffs konnte Varta bis jetzt keinen Jahresabschluss für das Jahr 2023 vorlegen. Laut den jüngsten öffentlich zugänglichen Zahlen aus dem dritten Quartal 2023 drücken Varta rund 250 Millionen Euro Schulden bei Banken und Hedgefonds sowie weitere 235 Millionen Euro, die sich das Unternehmen per Schuldschein geliehen hat.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
