Bahnt sich eine Großübernahme des Hamburger Kupferproduzenten Aurubis an? Dies legen zumindest die jüngsten Aktivitäten von Dirk Roßmann, Gründer der gleichnamigen Drogeriemarktkette, nahe. So hat das ihm und seinen beiden Söhnen gehörende Investmentvehikel Rossmann Beteiligungs GmbH in den vergangenen Wochen fleißig Aurubis-Aktien zugekauft.
Nach einem weiteren Zukauf Ende vergangener Woche summiert sich Roßmanns Anteil an dem MDax-Konzern inzwischen auf 7,7 Prozent. Parallel sicherte sich der Drogerieeigner über diverse Optionsgeschäfte den Zugriff auf weitere 7,5 Prozent, womit der Anteil auf 15,2 Prozent ausgebaut werden könnte.
Dirk Roßmann schließt Aurubis-Übernahme nicht aus
Ob Roßmann diese Option am Ende tatsächlich zieht, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. In einem heute erschienenen Interview mit dem „Manager Magazin“ bezeichnet der 78-Jährige sein Engagement bei Aurubis als klassische Finanzinvestition. Mit Blick auf eine potentielle Übernahme äußert er sich gleichwohl vielsagend: „Wir schließen nichts aus.“ Zurzeit gäbe es aber keinerlei Gespräche oder Kontakte zu Dritten.
Mit Blick auf den Aurubis-Aktienkurs erscheint das Timing von Roßmann grundsätzlich nicht schlecht. Infolge diverser Hiobsbotschaften – insbesondere eines millionenschweren Kupferdiebstahls, der anschließend für ein Vorstandsbeben sorgte – musste Aurubis an der Börse in den vergangenen Monaten Federn lassen. Auf Sechsmonatssicht notierte das Papier zuletzt rund 15 Prozent leichter. Die heute geschürten Übernahmefantasien beflügelten den Kurs am heutigen Donnerstagvormittag um rund 2 Prozent.
Welche Rolle spielt Goldman Sachs bei dem Deal?
Was den Fall noch spannender macht: Mit Goldman Sachs ist eine weitere Partei an diesem beteiligt, wie das „Manager Magazin“ schreibt und wie Informationen von FINANCE bestätigen.
Die US-Investmentbank, die nach FINANCE-Informationen im Auftrag einer nicht namentlich bekannten dritten Partei bei Aurubis unterwegs ist, fuhr ihren Anteil an Aurubis Anfang vergangener Woche zwar von 1,1 auf 0,18 Prozent zurück. Goldman Sachs verfügt jedoch ebenfalls über eine relativ hohe Position an Optionsscheinen, mit denen der Anteil an Aurubis theoretisch auf rund 7,5 Prozent erhöht werden könnte.
Gemeinsam mit Roßmann käme das Duo so auf etwa 22 Prozent – immer vorausgesetzt, die Optionen werden überhaupt gezogen. Wie FINANCE aus Finanzkreisen erfahren hat, sind dies zum jetzigen Zeitpunkt jedoch reine Gedankenspiele. Weder Aurubis noch Goldman Sachs wollten sich zu einer entsprechenden FINANCE-Anfrage äußern.
Größter Aurubis-Anteilseigner ist und bleibt damit bis auf Weiteres Salzgitter: Der Stahlkonzern hält knapp 30 Prozent an den Hamburgern. Mitte dieses Jahres sorgte Ex-Aurubis-CEO Werner Marnette dabei für Wirbel, als er angebliche Fusionspläne von Aurubis und Salzgitter unter Beteiligung des Private-Equity-Hauses Apollo publik machte. Diese wurden jedoch umgehend von Salzgitter dementiert.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.
