Dem angeschlagenen Agrarkonzern Baywa droht bereits das nächste Ungemach. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat die Prüfung des Konzernabschlusses 2023 sowie des zugehörigen Konzernlageberichts angeordnet. Wie die Bafin am Montagabend mitteilte, liegen der Finanzaufsicht „konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die Baywa Aktiengesellschaft gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat“.
Die Risikomanagementziele und -methoden im Konzernabschluss und im Konzernlagebericht könnten demnach fehlerhaft sein, so die Bafin, die auch für die Bilanzkontrolle börsennotierter Unternehmen zuständig ist. „Dazu gehört die Pflicht, das Liquiditätsrisiko zu beschreiben, also das Risiko, dass das Unternehmen seine Zahlungsverpflichtungen nicht pünktlich erfüllen kann. Dies schließt das Refinanzierungsrisiko ein“, heißt es in der Mitteilung.
Baywa stufte Liquiditätsrisiko als gering ein
Baywa hatte Mitte Juli Liquiditätsengpässe eingeräumt. Diese könnten allerdings bereits im vergangenen Jahr absehbar gewesen sein, so die Vermutung. Im Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2023 hatte der Konzern das Liquiditätsrisiko jedoch als gering eingestuft.
Der Agrarhersteller ächzt unter mehr als 5 Milliarden Euro Finanzschulden und muss sich deswegen sanieren. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens lag im ersten Halbjahr 2024 lediglich bei 11 Prozent. Die Gläubigerbanken stellten dem Unternehmen seit August frisches Kapital, mehr als 1 Milliarde Euro und mehr Zeit für ein umfassendes Sanierungskonzept zur Verfügung. Unter anderem soll auch die Anwendung des Starug-Verfahrens durch Baywa geprüft worden sein.
Baywa-Sanierung stockt
Erst Ende September hatte ein erster Entwurf des Sanierungsgutachtens Baywa die Sanierungsfähigkeit bescheinigt. In dem Gutachten von Roland Berger wurden dem Konzern einige umfangreiche Einsparmaßnahmen empfohlen, unter anderem die Veräußerung einzelner Geschäftsbereiche.
Doch es gibt Verzögerungen bei der Umsetzung. Nach Informationen von „Platow“ sollen einige der Kreditgeber, wie die LBBW, auf eine schnelle Entscheidung über weitere Rettungsschritte drängen. Das Konsortium aus LBBW, Unicredit, Deutsche Bank, DZ Bank, Commerzbank und RBI soll außerdem eine weitere finanzielle Beteiligung der Baywa-Eigentümer fordern.
Vergangenen Monat gab der Konzern bekannt, dass CEO Marcus Pöllinger und CFO Andreas Helber Baywa verlassen werden. Während Pöllinger seinen Abschied bei Baywa bereits Ende Oktober nahm, soll Finanzvorstand Helber erst Ende März 2025 ausscheiden.