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Restrukturierungs-News: Alix Partners, Creditreform, SMS Maschinenbau

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Hohe Refinanzierungslasten und Insolvenzzahlen halten die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal in Atem. Aan - stock.adobe.com
Hohe Refinanzierungslasten und Insolvenzzahlen halten die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal in Atem. Aan - stock.adobe.com

Bis 2029 sind über 600 Milliarden Euro fällig

Die Schuldenlast steigt weiter rapide an. Laut einer Studie von Alix Partners werden bis 2029 mehr als 600 Milliarden Euro an Unternehmensschulden im DACH-Raum fällig. Im Oktober bemaß eine Studie des Beratungshauses noch 450 Milliarden Euro Schulden, die bis 2028 fällig werden sollten. Die Situation werde nun durch restriktive Kreditvergaben und hohe Leverage-Ratios weiter verschärft. Besonders betroffen seien Unternehmen ohne Rating, die sich mit erschwerten Konditionen konfrontiert sehen. Die Einführung neuer US-Zölle setzt exportorientierte Branchen wie die Automobil- und Stahlindustrie zusätzlich unter Druck, was die finanzielle Belastung noch erhöht.

In diesem herausfordernden Umfeld gewinnen alternative Finanzierungsformen an Bedeutung. So hat sich Private Debt seit 2020 mehr als verdoppelt – von 36 auf 78 Milliarden Euro im DACH-Raum. Dennoch bleibt die Lage angespannt: Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland stieg 2024 um 22 Prozent.

„In einer volatilen geopolitischen und makroökonomischen Gemengelage beginnt die finanzwirtschaftliche Widerstandsfähigkeit mit einer frühen, umsichtigen und soliden Vorbereitung”, sagt Rainer Bizenberger, Co-Head Turnaround und Restrukturierung bei AlixPartners in der DACH-Region. An dieser Stelle gebe es für viele Unternehmen Nachholbedarf – und die Zeit drängt.

Europäische Länder kämpfen mit Insolvenzwelle

Die Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa haben 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Eine Analyse von Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt einen Anstieg um 12,2 Prozent auf 190.449 Fälle – der höchste Stand seit 2013. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die unter hohen Zinsen, steigenden Energiepreisen und schwacher Nachfrage leiden. In 15 von 17 untersuchten Ländern stiegen die Insolvenzzahlen, mit Ausnahme von Dänemark und Großbritannien. Griechenland, Irland und die Niederlande verzeichneten die höchsten Zuwächse. Auch in Deutschland, Frankreich und Italien sind die Zahlen deutlich gestiegen.

In Mittel- und Osteuropa kletterte die Zahl der Insolvenzen ebenfalls, jedoch bleibt das Niveau oft noch unter dem von 2019. Polen, Lettland, Litauen, Estland und Slowenien sind besonders betroffen, während ein Rückgang in Ungarn das Gesamtbild beeinflusst. Mit 39.681 registrierten Fällen lag die Gesamtzahl der Insolvenzen in Osteuropa dadurch deutlich unter dem Vorjahreswert von 64.917. Ursachen für Unternehmensinsolvenzen in Osteuropa seien schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Finanzierungsschwierigkeiten und ebenfalls gestiegene Kosten sowie eine schwache Kaufkraft, heißt es in der Analyse.

Chinesen übernehmen SMS Maschinenbau

Die SMS Maschinenbau aus Albstadt hat in einem Eigenverwaltungsverfahren eine Investorenlösung gefunden. Hengerda New Materials aus China übernimmt den Geschäftsbetrieb und sichert alle 74 Arbeitsplätze. Der Kaufvertrag wurde Anfang Mai unterzeichnet, nachdem intensive Verhandlungen mit mehreren Interessenten geführt wurden. Stefan Warmuth und Carina Hönle (beide Pluta) unterstützten den Sanierungsprozess, während Markus Fünning die Vertragsgestaltung übernahm. Das Amtsgericht Hechingen hatte zuvor Martin Mucha (Grub Brugger) als Sachwalter bestellt. Benten Capital, vertreten durch Felix Kröll und Florian Eisele, leitete den Investorenprozess.

Hengerda New Materials plant, in den Standort in Baden-Württemberg zu investieren, um das Wachstum von SMS Maschinenbau zu fördern. Das chinesische Unternehmen, das rund 800 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von mehr als 70 Millionen Euro erzielt, sieht großes Potenzial in der Technologie von SMS. Der bisherige Geschäftsführer Norbert Schmitz bleibt dem Unternehmen in beratender Funktion erhalten. SMS ist spezialisiert auf die Herstellung von Werkzeugmaschinen zur Präzisionsbearbeitung und beliefert Kunden weltweit, darunter auch in Indien und China.

Herold Maschinenbau wird Teil der Foundry Alliance

Der Spezialmaschinenbauer Herold hat nach einer erfolgreichen Sanierung in Eigenverwaltung eine neue Zukunftsperspektive. Seit Mai gehört das Unternehmen zur Foundry Alliance und firmiert nun unter Herold Pumpen. Der neue Eigentümer plant Investitionen am Standort Gefrees und sichert damit 40 der ursprünglich knapp 60 Arbeitsplätze. Die Übernahme umfasst sowohl die Pumpen- als auch die Gießereisparte, was die Produktpalette der Foundry Alliance um Gussteile aus hochlegiertem Nickel-Gusseisen erweitert. Diese sind besonders für Spezialanwendungen wie Pumpen und Schiffsantriebe geeignet.

Herold stellt Wendelkolbenpumpen für die Lebensmittelindustrie her und hatte im Januar eine Sanierung eingeleitet, um den Herausforderungen der schwachen Konjunktur und hohen Rohstoffpreise zu begegnen. Die Foundry Alliance, ein Verbund von zehn Gießereien in Deutschland, ist vollständig eigenkapitalfinanziert und erzielt einen Umsatz von über 80 Millionen Euro. Mit der Integration von Herold stärkt die Gruppe ihre Position im Markt für Spezialgussprodukte. Martin Schoebe (Greenmarck) hat die Geschäftsführung bei der Restrukturierung unterstützt.

Promedi Personalmanagement verkauft

Der Personaldienstleister Promedi Personalmanagement ist in einem Distressed-M&A-Deal an die RIW Personalservice veräußert worden. Promedi, ein Personaldienstleister für medizinisches und sozialpädagogisches Fachpersonal, konnte durch die Sanierung die Arbeitsplätze aller Mitarbeitenden und die meisten der 17 Standorte sichern. Die Transaktion wurde in nur zwei Wochen abgeschlossen. Addleshaw Goddard hat den Deal rechtlich begleitet. Involviert waren unter anderem Deichmann Corporate Finance, Astera Legal, Seitz, Thomas Ellrich (Voigt Saulus) und Sebastian Netzel (Brinkmann & Partner).

150 Kodi-Filialen bleiben bestehen

150 Filialen des Discounters Kodi werden durch ein Investoren-Konsortium um Richard Nölle übernommen. Die Restrukturierungsexperten Holger Rhode und Raul Taras (Görg) sowie Thomas Montag (Montag & Montag) haben den Vertrag finalisiert, Deloitte hat den M&A-Prozess beraten. Der Gläubigerausschuss stimmte zu. Dadurch konnten 1.200 Arbeitsplätze gesichert werden. Die Vermögenswerte der Diskontläden werden rückwirkend zum 1. April übernommen. In 80 nicht übernommenen Filialen läuft derweil der Abverkauf. Kodi hatte im November ein Schutzschirmverfahren beantragt, um auf Umsatzverluste und gestiegene Kosten zu reagieren.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.