Urteil im Fall Commerzbank gegen EY verschiebt sich auf unbestimmte Zeit

Vorerst keine Entscheidung im Schadensersatzprozess der Commerzbank gegen EY Deutschland: Das Landgericht Frankfurt hat am Donnerstag den Beschluss verkündet, einen Sachverständigen zu beauftragen, der die Vorwürfe der Commerzbank gegen den früheren Abschlussprüfer des zusammengebrochenen Zahlungsdienstleisters Wirecard prüfen soll. Beide Parteien können gemeinsam einen Gutachter bestimmen. Kommen sie zu keiner Einigung, wird das Gericht die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) beauftragen, einen Sachverständigen zu ernennen. Wann das Gutachten vorliegen und ein Urteil in dem Fall ergehen wird, bleibt damit offen. Ursprünglich hätte ein Urteil am 18. Juli ergehen sollen, doch ein von einer der beiden Parteien kurz zuvor eingereichter Schriftsatz hatte zur Verschiebung der Verkündung geführt. Commerzbank fordert 190 Millionen von EY Die Commerzbank fordert von EY Deutschland 190 Millionen Euro, weil sie infolge des Bilanzskandals Kreditausfälle aus einem Engagement von 2018 erlitten habe. EY war seit 2009 bis zur Insolvenz Abschlussprüfer von Wirecard. Die Commerzbank wirft der Big-Four-Gesellschaft schwere Fehler bei der Abschlussprüfung und dadurch eine falsche Darstellung der tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse bei Wirecard vor. 2020 wurde bekannt, dass 1,9 Milliarden Euro aus dem sogenannten Drittpartner-Geschäft des Zahlungsdienstleisters fehlen. Das Geld sollte angeblich auf südostasiatischen Treuhandkonten liegen, die jedoch nicht existierten. Der Großteil der in den Wirecard-Bilanzen ausgewiesenen Gewinne entfiel auf solche Drittpartner-Geschäfte. EY hatte die Bilanzen bis 2018 uneingeschränkt testiert. Schwere Vorwürfe gegen EY USA Das Thema Wirecard wird EY Deutschland damit auch weiterhin beschäftigen. Vergangene Woche reichte ein ehemaliger Partner Klage in New York gegen EY USA und EY Global ein. Joe Howie wirft seinem ehemaligen Arbeitgeber schwerwiegende und systemische Mängel bei der Erfüllung grundlegender Prüfungsstandards und ethischer Verpflichtungen vor. Er behauptet, EY USA habe trotz zahlreicher interner und externer Warnungen diese Mängel ignoriert, auch in Bezug auf Fehlverhalten und Unregelmäßigkeiten bei der Prüfung von Wirecard. Dies habe zu weitreichenden Verletzungen von Wertpapiergesetzen und grob fahrlässigem beruflichen Fehlverhalten geführt. So soll das Big-Four-Haus kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche und andere Finanzverbrechen in Milliardenhöhe ermöglicht haben. EY Global widerspricht diesen Vorwürfen in jeder Hinsicht und hält die Klage für unbegründet. Die Anwälte des Musterklägers Kurt Ebert, die EY Deutschland auf Schadensersatz verklagt haben, wittern nun die Chance, EY USA auf Schadensersatz verklagen zu können. Denn ob sie hierzulande Schadensersatz von EY Deutschland werden erstreiten können, ist auch fünf Jahre nach der Wirecard-Pleite ungeklärt. Wirecard-Kläger warten auf BGH-Entscheidung Aktuell entscheidet der Bundesgerichtshof (BGH) über eine Rechtsbeschwerde gegen den Teilmusterbescheid, den das BayObLG Ende Februar veröffentlichte. In diesem stellte das Gericht fest, dass ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk keine Kapitalmarktinformation im Sinne des Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetzes sei und deshalb auch kein Gegenstand des Kapitalanleger-Musterverfahrens (KapMuG) im Fall Wirecard sein könne. Dagegen legten einige Anlegeranwälte Rechtsbeschwerde beim BGH ein. Die Anwälte des Musterklägers begrüßten dagegen die Entscheidung, da sie den Weg freimacht für jene Anleger, die schon Klage gegen EY am Landgericht München erhoben hatten, ihren Prozess fortzuführen. Aufgrund des schleppenden Verlaufs des KapMuGs halten die Anwälte Eberts dies für den besseren und schnelleren Weg.

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