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Boehringer zahlt 23x Ebit für Sanofis Tierarznei-Sparte

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Durch den Deal wird Boehringer die Nummer zwei der Tierarznei-Produzenten. Doch auch Sanofi profitiert.
Boehringer Ingelheim

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim plant, die Tiermedizin-Sparte Merial des französischen Wettbewerbers Sanofi für 11,4 Milliarden Euro zu kaufen. Boehringer legt für Merial sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und zusätzlich 4,7 Milliarden Euro auf den Tisch, wenn der Deal zustande kommt – noch sind keine Verträge unterzeichnet, weil die Verhandlungen mit den Sozialpartnern ausstehen, hieß es von den beiden Unternehmen.

Boehringer hat offenbar großen Fusionshunger: Merial hat im Jahr 2014 einen operativen Gewinn (Ebit) von 492 Millionen Euro verbucht. Damit zahlt Boehringer ein Vielfaches von gut 23 auf den abgelaufenen operativen Gewinn der bisherigen Sanofi-Tochter.

Die hohe Bewertung spiegelt zum einen den Konsolidierungsdruck in der Pharma-Branche wieder. Sinkende Umsätze und Gewinne treiben die Konzerne dazu, sich zusammenzuschließen, um Skaleneffekte und Marktmacht zu gewinnen. Unter dieser Logik betrachtet, ist der Zukauf für Boehringer ein gutes Geschäft – die Rheinland-Pfälzer steigen mit dem Deal zur Nummer zwei unter den Tierarznei-Produzenten auf. Der Marktführer Zoetis, eine frühere Pfizer-Tochter, liegt nur noch knapp in Front.

Fusionsdruck treibt Bewertung der Sanofi-Sparte Merial

Zum anderen unterstreicht der Deal die hohen Bewertungen am M&A-Markt. Das Niedrigzinsumfeld sorgt bei Finanzinvestoren wie Konzernen für volle Taschen, und so zahlen beide Fraktionen auf der Suche nach Rendite Rekordpreise für aussichtsreiche Ziele.

Sanofi hatte Merial bis 2009 als Gemeinschaftsunternehmen mit dem US-Pharmakonzern Merck & Co geführt. Dann kauften die Franzosen den Wettbewerber für 4 Milliarden Dollar aus seinem 50-Prozent-Anteil heraus. Jetzt ist das Unternehmen mit 11,4 Milliarden Euro, oder umgerechnet 12,5 Milliarden Dollar, gut 60 Prozent mehr wert.

Das liegt neben den an breiter Front gestiegenen Bewertungen auch daran, dass es Sanofi gelang, Umsätze und Gewinne der Tochter deutlich in die Höhe zu schrauben. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnte Merial einen Umsatz von 1,96 Milliarden Millionen Euro vorweisen, fast ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist in den drei Quartalen sogar um ein Drittel auf 557 Millionen Euro gestiegen. Dennoch passt die Einheit den Franzosen nicht mehr ins Konzept, weil sie nicht zum Kerngeschäft gehört und die Synergien mit den anderen Konzernteilen beschränkt sind.

Durch die gute Performance relativiert sich aber auch das auf den ersten Blick hohe Bewertungs-Multiple, das Boehringer zahlt. Setzt Merial seinen Erfolgskurs im Abschlussquartal fort, dürfte das Ebit-Multiple auf Basis der 2015er-Ergebnisse auf rund 16 bis 17x fallen.

Sanofi folgt der gleichen Logik wie Boehringer Ingelheim

Bei dem angepeilten Asset-Tausch folgt Sanofi der gleichen Logik wie Boehringer, indem der französische Konzern im Gegenzug die Sparte für rezeptfreie Medikamente für eine Bewertung von 6,7 Milliarden Euro übernimmt. Zwar macht Boehringer den Gewinn der OTC-Sparte nicht öffentlich. Doch die Bewertung dürfte auch hier hoch sein, das legt auch ein ähnlich gelagerter Deal zwischen Bayer und Merck & Co. nahe – ein Ebitda-Multiple von 21x zahlte Bayer im Jahr 2014 für den Bereich rezeptfreie Medikamente des US-Konkurrenten.

Durch den Kauf des OTC-Geschäfts von Boehringer, das unter anderem die Kopfschmerztablette Thomapyrin und den Hustensaft Mucosolvan umfasst, schwingt sich Sanofi – ähnlich wie Boehringer im Tierarzneigeschäft – in die Gruppe der Weltmarktführer auf. Mit einem Pro-forma-Marktanteil von 4,6 Prozent sieht sich Sanofi inklusive der Boehringer-Sparte sogar als Nummer eins am Weltmarkt.

Die Freude der Investoren über diesen strategischen Meilenstein dürfte der wesentliche Grund für den Kurssprung um knapp 5 Prozent sein. Hinzu kommt, dass das Sanofi-Management angekündigt hat, einen Teil des 4,7 Milliarden Euro umfassenden Barmittelzuflusses aus dem Asset-Tausch in Aktienrückkäufe zu stecken.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

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