Newsletter

Abonnements

Haldex und ZF arbeiten auf Deal zu

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Der Kampf um den schwedischen Bremsenhersteller Haldex geht weiter. ZF Friedrichshafen stockt sein Angebot auf und zieht damit mit Knorr-Bremse gleich.
Haldex

ZF Friedrichshafen hat sein Übernahmeangebot für den schwedischen Bremsenhersteller Haldex aufgestockt und zieht damit mit dem Konkurrenten Knorr-Bremse gleich. Das Unternehmen bietet jetzt 110 Schwedische Kronen pro Aktie. Bei einer Anzahl von 44.215.970 Aktien ergibt das einen Angebotswert von rund 4,86 Milliarden Kronen. Inklusive der konsolidierten Nettoverschuldung von Haldex, die Ende Juni 2016 bei 504 Millionen Kronen lag, liegt der Gesamtwert des geplanten Deals bei rund 5,36 Milliarden Kronen. Das sind umgerechnet etwa 560 Millionen Euro. Die Schweden erzielten 2015 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 35 Millionen Euro. Daraus ergibt sich für den geplanten Deal ein Ebit-Multiple von 16x.

Obwohl beide Unternehmen die gleiche Summe bieten, ist ZF Friedrichshafen klar im Vorteil. Das Board of Directors von Haldex stellt sich einstimmig auf die Seite von ZF Friedrichshafen, genauso wie sie es schon im Bieterkampf zwischen ZF und dem Nutzfahrzeughersteller SAF Holland getan hatten.
 
Einige konkrete Zusagen von Investoren hat ZF für den Deal schon festgezurrt. Neben dem Vorsitzenden des Boards Göran Carslon von Haldex haben auch zwei weitere Investoren bereits eine Verkaufsvereinbarung für ihre Anteile mit ZF abgeschlossen. Mit den rund 4 Prozent, die der deutsche Konzern bereits hält, kontrolliert ZF damit bereits einen Anteil von rund 21 Prozent an dem schwedischen Unternehmen.

ZF Friedrichshafen senkt Annahmeschwelle für Haldex-Angebot

Haldex begründet die Unterstützung für das ZF Angebot zum einen mit einer größeren Transaktionssicherheit. ZF hat mit dem neuen Angebot die Wahrscheinlichkeit für den Deal noch einmal erhöht, in dem es die Annahmeschwelle deutlich gesenkt hat. Im ersten Angebot lag sie wie bei der Offerte von Knorr-Bremse bei über 90 Prozent, nun ist sie auf mehr als 50 Prozent reduziert.
 
Zum anderen sollen auch die kartellrechtlichen Hürden bei einem Zusammenschluss von ZF und Haldex geringer sein. Die Produktportfolien des deutschen Getriebeherstellers und des schwedischen Bremsenkonzerns überschneiden sich kaum. Laut ZF Friedrichshafen wird die kartellrechtliche Freigabe für den Deal  bereits Ende dieser Woche erwartet. ZF hat zudem bereits angekündigt das bestehende Produktportfolio von Haldex weiter auszubauen.

Kartellrechtliche Sorgen bei Knorr-Bremse-Angebot

Nach Einschätzung des Board of Directors von Haldex würde eine Übernahme durch Knorr-Bremse wesentlich mehr Probleme mit sich bringen. Im Kerngeschäft für Nutzfahrzeugteile gibt es große Überschneidungen, und beide haben eine starke Marktpräsenz in Emerging Markets. Auch wenn der bayerische Konzern derzeit keine Änderungen im operativen Geschäft der Schweden plane, sei nicht ausgeschlossen, dass die Wettbewerbsbehörden auf Veränderungen oder auch Teilverkäufe bestehen könnten. Knorr Bremse selbst sagt dagegen, der Konzern sei „weiterhin sehr optimistisch, alle erforderlichen Kartellfreigaben zu erhalten“.

Ob es diesmal zum Ende des Bieterkampfs kommen wird, ist noch offen. Knorr-Bremse werde die Situation bewerten und dann über den nächsten Schritt entscheiden, teilte das Unternehmen FINANCE mit. Die Mittel für eine neue Runde hätte Knorr-Bremse, für die die Akquisition genau wie für ZF Friedrichshafen einen hohen strategischen Wert hat. Die liquiden Mittel von Knorr-Bremse liegen laut eigenen Angaben bei rund 1,4 Milliarden Euro. Die Annahmefrist für das aktuelle Angebot beginnt voraussichtlich am 27. September. Das ZF-Gebot läuft am 30. September aus.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.

Themen