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Siemens und Bombardier erwägen Fusion des Zuggeschäfts

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Siemens baut in seiner Zugsparte unter anderem den ICE. Nun will Siemens das Zuggeschäft offenbar mit dem des kanadischen Konzerns Bombardier zusammenlegen.
Siemens

Siemens und der kanadische Flugzeug- und Zughersteller Bombardier überlegen offenbar, ihre Zugsparten in einem gemeinsamen Joint Venture zusammenzulegen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Demnach könnte es bis Mitte dieses Jahres eine Einigung geben, noch sei der Zusammenschluss aber nicht final. Die Freigabe durch die Kartellbehörden stünde noch aus, außerdem könne es noch Widerstand der Gewerkschaften geben. Ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen würde demnach den Bau von Zügen und die Signaltechnik umfassen.

Siemens würde die Mobility-Sparte in das Joint Venture einbringen. In ihr sind alle Geschäfte zusammengefasst, die sich mit dem Transport von Menschen und Gütern befassen. Dazu gehören Schienenfahrzeuge, Bahnautomatisierung, Bahnelektrifizierung, Straßenverkehrstechnik, IT-Lösungen und die damit verbundenen Dienstleistungen. Die Sparte setzte im Geschäftsjahr 2016 7,8 Milliarden Euro um.

Siemens wollte das Zuggeschäft an Alstom abgeben

Würden die Zugsparten zusammengelegt, könnte das Gemeinschaftsunternehmen mit bis zu 10 Milliarden Euro bewertet werden, so die Insider. Mit dem Deal könnte sich das Unternehmen besser gegen die zunehmende Konkurrenz aus China behaupten. Allerdings befindet sich die Zugsparte von Bombadier momentan mitten in einer Restrukturierung: Die Sparte mit dem Namen Bombardier Transportation will weltweit 5.000 Arbeitsplätze streichen. Momentan beschäftigt sie fast 40.000 Mitarbeiter, davon rund 8.500 in Deutschland.

Siemens trachtete schon vor Jahren danach, seine Mobilitätssparte abzugeben. Im Sommer 2014 wollte Siemens gemeinsam mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) die Energietechnik des französischen Energiekonzerns Astom übernehmen und dafür im Gegenzug seine Mobilitätssparte mit den Zugaktivitäten von Alstom zusammenlegen. Der Deal platzte allerdings, GE übernahm schließlich die Alstom-Energiesparte, während der französische Konzern sein Bahngeschäft behielt.

Seitdem hieß es mehrmals, dass Siemens weiterhin nach einem Käufer für das Zuggeschäft Ausschau hält. Bereits 2015 hatte es Gerüchte gegeben, dass Siemens und Bombardier ihre Zugsparten zusammenlegen wollen, Bombardier hatte die Verhandlungen aber dementiert. Ein einfaches Projekt wäre aber auch ein erneuter Versuch des Zusammenrückens nicht: Sowohl Siemens als auch Bombardier gehören zu den größten Anbietern im Bahntechnikgeschäft und kämen in zahlreichen Regionen gemeinsam auf sehr hohe, teils dominierende Marktanteile. Die zu erwartenden Auflagen der Kartellbehörden wären wohl erheblich.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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