PwC Deutschland verdient fast 3 Milliarden Euro

PwC Deutschland trotzt den Unsicherheiten am Markt und kratzt an der Umsatzmarke von 3 Milliarden Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni endete, erwirtschaftete die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft eine Gesamtleistung von 2,9 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 12,1 Prozent im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr bedeutete. Die eigene Zielsetzung sei damit übertroffen worden, teilte PwC am heutigen Dienstag mit. Im Vergleich mit Konkurrent Deloitte, der vorigen Woche seine Zahlen vorgelegt hatte, wuchs PwC deutlich langsamer. Über alle Geschäftsbereiche hinweg konnte der Rising Star der Big Four seinen Einnahmen um 21,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro steigern. Allerdings sind die Zahlen nicht direkt zu vergleichen, da PwC die Gesamtleistung, aber nicht den Umsatz angibt. Zur Gesamtleistung zählt PwC auch schon erbrachte, zum Bilanzstichtag aber noch nicht abgerechnete Leitungen. PwC wächst zweistellig „Wir sind zweistellig in einem kompetitiven Marktumfeld gewachsen und konnten in den Geschäftsfeldern Assurance, Tax & Legal und Advisory die Gesamtleistung steigern“, sagt Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung bei PwC Deutschland. Das stärkste Wachstum verzeichnete die Big-Four-Gesellschaft im Consulting, das gleichzeitig auch der umsatzstärkste Geschäftsbereich ist. Hier stieg die Gesamtleistung um fast ein Fünftel (19,4 Prozent) auf rund 1,3 Milliarden Euro. Mitbewerber Deloitte kam nur auf einen Umsatz von etwas mehr als 1,1 Milliarden Euro. Allerdings erzielte Deloitte im Bereich Financial Advisory, der bei PwC nicht extra ausgewiesen wird, 282 Millionen Euro Umsatz, womit Deloitte PwC in der Beratung knapp überholt haben dürfte. Bei den Kunden hätten vor allem die Themen Transformation, der Klimawandel und seine Auswirkungen auf Unternehmen sowie nachhaltige Unternehmensführung für erhöhten Beratungsbedarf gesorgt, sagte Stefan Frühauf, CFO und COO von PwC Deutschland. „Diese Themen beschäftigen zurzeit Unternehmen aller Branchen und Unternehmensgrößen.“ Die eng miteinander verknüpften Felder Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gehörten ebenfalls zu den Fragestellungen, bei denen Unternehmen eine großen Beratungsbedarf hätten. Flagship Mandate in der Wirtschaftsprüfung In der Wirtschaftsprüfung konnte PwC die Gesamtleistung um 9,1 Prozent auf 918 Millionen Euro steigern. Hier habe die Gesellschaft besonders bei den prüfungsnahen Dienstleistungen zulegen können. Neue Mandate im Dax40 kamen mit Adidas und Vonovia hinzu. Außerdem konnte der Marktführer mit Mercedes Benz und Siemens zwei „Flagship Mandate“ gewinnen, deren Jahres- und Konzernabschlüsse PwC ab 2024 prüfen wird. „Wir sehen große Wachstumsperspektiven im Zusammenhang mit der CSRD, sowohl beim Aufbau der Berichterstattung als auch bei der Prüfung der Informationen, die die Kunden veröffentlichen“, erklärte Frühauf. An dieser Stelle hofft nur nicht nur PwC, sondern die komplette Branche auf einen großen Wachstumsschub für die nächsten Jahre. Frühauf beziffert das Wachstumspotenzial für PwC auf einen dreistelligen Millionenbetrag, eine genauere Einordnung wollte er nicht geben. In der Steuer- und Rechtsberatung verbuchte PwC das schwächste Wachstum. Die Gesamtleistung konnte in diesem Geschäftsbereich nur um 4,9 Prozent auf 617 Millionen Euro gesteigert werden. Das im Vergleich zu den anderen Geschäftsbereichen, aber auch zu Mitbewerbern, schwache Wachstum begründete Frühauf mit dem Verkauf des Global-Mobility-Geschäfts an den Private-Equity-Investors Clayton, Dubilier & Rice im vergangenen Jahr, deren Umsätze weggefallen seien. PwC will 150 Millionen Euro in KI investieren Die Zahl der Mitarbeiter wuchs im Jahresmittel auf 1.269 auf 14.364. Hier half auch das Themenfeld ESG, das zunehmend bei der Rekrutierung junger Mitarbeiter helfe, da diese vermehrt Arbeit suchen würden, die sinnstiftend sei, sagte Justenhoven. Trotz der guten Zahlen und des positiven Ausblicks, den Justenhoven und Frühauf gaben, spürt auch PwC angesichts inflationsgetriebenen Gehaltssteigerungen einen zunehmenden Margendruck. „Wir haben steigende Personalkosten, die wir jedoch nicht eins-zu-eins an die Kunden weitergeben können“, sagte Frühauf. PwC setze deshalb verstärkt auf Delivery Center, in die einfache und repetitive Aufgaben ausgelagert sind. Ein großer Vorteil von PwC Deutschland: Sie können dabei auf die Ressourcen des internationalen Netzwerks des Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters setzen. Die PwC-Geschäftszahlen im Überblick GeschäftsbereichUmsatz 2022/23 (in Mio. Euro)Veränderung in %Wirtschaftsprüfung918+9,1Tax & Legal617+4,9Consulting1.342+19,4Sonstige Leistungen53Gesamt2.930+12,1Quelle: PwC Den Margendruck lindern soll auch der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Hier zählt sich PwC schon zu den führenden Unternehmen und will weiterwachsen. In den nächsten drei Jahren will der Wirtschaftsprüfer 150 Millionen Euro in Künstliche Intelligenz investieren. „Wir profitieren darüber hinaus von den Investitionen in KI im PwC-Netzwerk. Alleine PwC USA sieht Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Dollar vor“, sagte Justenhoven. In Deutschland will PwC noch mehr auf die Integration von generativer KI in Beratungsdienstleistungen setzen. PwC ordnet Geschäftsbereiche neu Seit Beginn des neuen Geschäftsjahres organisiert sich PwC Deutschland neu und richtet sich an den Kundenbedürfnissen aus. Unternehmen spürten angesichts des schwierigen Marktumfelds aber auch der Regulatorik einen großen Handlungsdruck zur Transformation, sagte Justenhoven. „Wir bündeln unsere Fachkompetenzen und Technologien entsprechend unserer netzwerkweiten Strategie ‚The New Equation‘ und fokussieren uns auf drei Themen: Trust in What Matters, Climate Transformation und Business Model Reinvention.“ Das bedeutet in der Praxis, dass sich PwC in sieben Geschäftsbereichen – sogenannten Plattformen – organisiert: Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance Solutions), Steuer- und Rechtsberatung (Tax & Legal Solutions), Transformation, Risk & Regulatory, Sustainability, Cloud & Digital sowie Deals. Hinzu kommt Strategy&, die Strategieberatung von PwC. Frühauf verdeutlichte die praktische Auswirkung am Beispiel des Bereichs „Deals“. Dort seien nun alle Beschäftigten versammelt, die zum Thema M&A beraten, egal, ob rechtlich, steuerlich oder strategisch. „Früher haben wir uns so aufgestellt, wie wir es wollten. Jetzt stellen wir uns so auf, wie der Kunde es will“, sagte Frühauf. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet PwC erneut eine positive Geschäftsentwicklung und Wachstum über alle Geschäftsbereiche hinweg. Nach dem ersten Quartal sei man voll im Soll, sagte Frühauf. Zudem will der Big-Four-Prüfer weiterhin auf Allianzen und Kooperationen mit Technologie-Partnern wie Microsoft, SAP, Salesforce, AWS oder Workday setzen. Gleichzeitig wolle man verstärkt das Geschäft mit Professional Managed Services ausbauen, bei dem Prozesse bis hin zu den Aufgaben ganzer Steuerabteilungen von Mandanten übernommen und in deren Namen geführt werden.

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