Der IT-Berater Accenture dringt weiter in das Internetagenturgeschäft vor. Accenture will dazu das SDax-Unternehmen Sinner Schrader übernehmen und in das eigene Agenturgeschäft (Accenture Interactive) eingliedern. Das teilten beide Unternehmen am heutigen Montag mit. Sinner Schrader entwickelt mit 500 Mitarbeitern digitale Produkte und Marketinglösungen für Unternehmen wie Allianz, Audi, BMW, VW, Comdirect oder Unitymedia.
Die Mehrheit an Sinner Schrader hat sich Accenture bereits gesichert: CEO und Mitgründer Matthias Schrader, CFO Thomas Dyckhoff sowie weitere Aktionäre haben ihre Anteile über insgesamt 62 Prozent angedient. Dafür zahlt Accenture 9 Euro pro Aktie, was der Beratung zufolge einem Aufschlag von 31 Prozent gegenüber dem volumengewichteten durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate entspreche. Den übrigen Aktionären will Accenture ein öffentliches Übernahmeangebot zum gleichen Preis vorzulegen.
Accenture bewertet Sinner Schrader mit 21x Ebita
Accenture bietet damit rund 100 Millionen Euro für Sinner Schrader, was in etwa dem Enterprise Value entsprechen dürfte. Bei einem im Geschäftsbericht 2015/2016 ausgewiesenen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände (Ebita) von 4,7 Millionen Euro ergibt sich ein Kaufpreismultiple von rund 21x.
Accenture sicherte Sinner Schrader zu, dass die aktuellen Standorte unter anderem in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München erhalten und ausgebaut werden sollen. Auch das Management von Sinner Schrader solle an Bord bleiben. CEO Schrader werde künftig das kombinierte Agenturgeschäft beider Unternehmen im deutschsprachigen Raum leiten, nachdem Sinner Schrader integriert sei.
Sinner Schrader reiht sich in diverse Zukäufe von Accenture ein: Seit 2013 hat Accenture Interactive weltweit nach eigenen Angaben bereits zehn Agenturen geschluckt (inklusive Sinner Schrader). Zu den jüngsten Übernahmen zählen das auf die digitale Transformation spezialisierte Beratungsunternehmen D-Group und die Londoner Agentur Karmarama.
Big Four drängen in die Unternehmensberatung
Dass die Strategieberatung mit Fokus auf die IT-Branche zunehmend auch ins Agenturgeschäft vordringt, könnte auch mit dem erhöhten Druck im Stammgeschäft durch die aggressiven Wirtschaftsprüfer zusammenhängen. Die Big Four um PwC, KPMG, EY und Deloitte drängen immer stärker in das Beratungsgeschäft vor und scheuen auch hier keine Zukäufe.
EY übernahm im Juli vergangen Jahres den Strategieberater Innovalue. PwC legte einen Monat später mit der Übernahme des IT-Beraters Persicon nach. Im September schluckte dann die Boston Consulting Group den Einkaufsberater Inverto.