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Unternehmensberater sind bei der Datenanalyse zu langsam

Mit den richtigen IT-Tools könnten Unternehmensberater die Projektzeit beim Kunden verkürzen.
Rawpixel/Ltd/iStock/Thinkstock/Getty Images

Wer die Daten der Kunden richtig auswertet, weiß, wo der Schuh drückt. Getreu diesem Motto machen sich Unternehmensberatungen häufig erst einmal an die Auswertung der Kundendaten, bevor sie ihren Mandanten Ratschläge geben.

Allerdings sind viele Berater nicht auf dem Laufenden, was die Werkzeuge der Datenanalyse betrifft. Das ist das Ergebnis der aktuellen Lünendonk-Studie „Consulting 4.0 – Mit Analytics ins digitale Beraterzeitalter“. Dazu hat das Marktforschungsinstitut über 100 Managementberater befragt, davon waren rund ein Drittel Strategieberater und etwas über die Hälfte Organisations- und Prozessberater.

Laut der Studie nutzen fast alle Berater Datenanalyse, um die Probleme des Kunden zu erfassen. Mehr als zwei Drittel analysieren Daten, um ihre Arbeitshypothesen zu bestätigen oder um Ursachen für Probleme zu identifizieren. Besonders aufwendig ist dabei die Dateneingabe und Datenbereinigung, so die Befragten. Der Grund: Viele Informationen werden manuell gesucht und ausgewertet. Zum einen fehlen häufig Schnittstellen zu den Datenbanken der Kunden wie den ERP-Systemen. Vor allem aber mangelt es an der passenden Software.

Berater können mit BI-Software Zusammenhänge analysieren

Zwar gaben drei Viertel der Beratungen an, analytische Software zu nutzen. Häufig handelt es sich dabei um klassische Tools wie Excel, Standardwerkzeuge von Microsoft oder SAP sowie Eigenentwicklungen. Spezialisierte Business-Intelligence-Tools (BI-Tools) nutzt hingegen weniger als die Hälfte der Befragten.

Offenbar besteht hier noch Nachholbedarf, denn die Beratungen sind selbst der Meinung, dass sie mithilfe von analytischer Software und Algorithmen Zusammenhänge besser erkennen und dadurch Beratungsprojekte besser umsetzen könnten. Außerdem glauben über 90 Prozent, dass sie mithilfe von Business-Intelligence-Software mindestens doppelt so schnell in die Analyse- und Umsetzungsphase kommen. Knapp die Hälfte glaubt, dass sich die Geschwindigkeit sogar verdreifachen könnte.

Dadurch, dass die Tools einfache Arbeiten wie die Datensammlung übernehmen würden, dürfte sich der Anteil an Juniorberatern in der ersten Projektphase verringern – dadurch lasse sich der Pro-Kopf-Umsatz steigern, so die Studienautoren. Die frei gewordene Zeit könnten Berater außerdem in die Interpretation der Ergebnisse und in die Lösungsfindung stecken.

Zustand der Kundendaten macht Beratern Probleme

Doch nicht nur die Tools sind ein Problem – auch der Zustand der Kundendaten ist eine Herausforderung für viele Unternehmensberater. „Die Vernetzung der Daten führt unweigerlich dazu, dass Berater mit einer Vielzahl an Daten aus den unterschiedlichsten Datenquellen in ihren Kundenprojekten umzugehen haben“, sagt Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk und Autor der Studie. Deshalb müssten Analysetools zukünftig in der Lage sein, datenbankübergreifende Auswertungen leicht zu ermöglichen und die Daten zudem verständlich darzustellen.

So haben die Befragten angegeben, die Konsolidierung der Kundendaten sei aufgrund der verschiedenen Quellen aufwändig und zeitraubend. Ein weiteres Problem: Einige Kunden behaupten im Vorfeld, alle zur Analyse benötigten Daten seien vorhanden, was sich zu Beginn des Projekts allerdings als falsch herausstellt.

Deloitte, PwC & Co: Wirtschaftsprüfer forschen auch an BI-Tools

Das Unvermögen der Unternehmensberatungen, die Kundendaten zu analysieren, könnte den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in die Hände spielen. Diese drängen seit einigen Jahren immer stärker in die Beratung, und inzwischen schlägt der Erfolg durch: PwC ist um 43 Prozent in der Beratung gewachsen, Deloitte sogar um über 53 Prozent in der Corporate-Finance-Beratung und um 37 Prozent in der Strategieberatung.

Im Gegensatz zu den Beratern beschäftigen sich die Wirtschaftsprüfung schon seit Jahren mit dem Thema Datenanalyse und Business Intelligence. Die Wirtschaftsprüfer forschen etwa daran, wie sie die Überprüfung der Zahlen im Rahmen der Abschlussprüfung effizienter gestalten können, um beispielsweise eine Vollprüfung statt nur einer Stichprobenprüfung durchführen zu können. Diese Kenntnisse geben an die hauseigenen Beratungen weiter. Viele WPs kaufen außerdem spezialisierte IT-Berater, um sich das Know-how ins Haus zu holen. Auch dadurch holen sie die reinen Unternehmensberater immer mehr ein.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.