Das Berliner Fintech Solaris befindet sich im Umbruch: Nachdem die Bank erst kürzlich eine dringend benötigte Finanzierungsrunde abgeschlossen hatte, hat sie nun ihren Aufsichtsrat neu aufgestellt – und dafür mit dem Ex-Commerzbanker Michael Bonacker und dem ehemaligen Wirecard-Chef James Freis zwei prominente Gesichter aus der klassischen Bankenszene an Bord geholt, wie die Berliner mitteilten.
Neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums wird der Banker Bonacker. Er folgt dort auf Ramin Niroumand, der bisher den Vorsitz innehatte und die Funktion nun niederlegen wird. Niroumand wird jedoch weiterhin als Mitglied des Aufsichtsrats an Bord bleiben.
Neben den beiden Neuzugängen und Niroumand wird der Aufsichtsrat außerdem aus dem Wirtschaftsprüfungsexperten Burkhard Eckes sowie dem SBI-Konzernmanager Tomoyuki Nii bestehen.
Michael Bonacker war zuvor bei der Commerzbank

Bonacker bringt 35 Jahre Erfahrung aus der Bankenwelt mit. So war er fast fünf Jahre Head of Development der Commerzbank und anschließend Strategiechef der UBS. Zuletzt agierte er als Managing Director bei der Credit Suisse. Derzeit ist Bonacker seinem Linkedin-Profil zufolge lediglich als Mitglied im Beirat des jungen Finanz-Startups Finlium aktiv.
Der langjährige Banker kennt sich also mit dem Firmenkundengeschäft gut aus. Und genau in diesem Segment will Solaris künftig wachsen, wie der noch amtierende Aufsichtsratschef Niroumand gegenüber dem Handelsblatt erläuterte. Bonacker werde Solaris dabei helfen, „sich an neue Marktbedingungen anzupassen“, heißt es dazu in der Mitteilung des Unternehmens.
James Freis deckte Wirecard-Skandal mit auf
Neben Bonacker steigt mit James Freis ein weiteres bekanntes Gesicht bei Solaris ein. Freis erlangte durch seine Chef-Position bei dem insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard Aufsehen. Dort hatte Freis übernommen, als das Unternehmen sich bereits mitten in der Krise befand. Der Manager agierte als letzter CEO von Wirecard und spielte Solaris zufolge „eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung des Wirecard-Skandals“.
Freis gilt als Experte in Sachen Geldwäsche, Cyberkriminalität und Betrug. Vor seiner Zeit bei Wirecard war er sechs Jahre lang Compliance-Chef der Deutschen Börse und arbeitete zuvor unter anderem als Direktor des Financial Crimes Enforcement Network im US-amerikanischen Finanzministerium.
Solaris sicherte sich Finanzierungsrunde
Die Expertise von Freis im Aufsichtsrat kann Solaris gut gebrauchen. Bei einer Sonderprüfung im Jahr 2020 hatte die Bafin teils schwerwiegende Mängel bei den Berlinern entdeckt und Ende 2022 einen Sonderbeauftragten ins Unternehmen geschickt.
Im März dieses Jahres konnte die Bank jedoch auch einen Erfolg verkünden. Die Berliner konnten sich in einer Finanzierungsrunde von dem strategischen Investor SBI Group und weiteren Bestandsinvestoren 96 Millionen Euro sowie zusätzlich eine Finanzgarantie von bis zu 100 Millionen Euro Kapitaläquivalent sichern. Dabei sicherte sich Solaris zum einen dringend benötigtes Kapital und konnte zudem einen Deal mit dem Großkunden ADAC abschließen. So hatte sich der Banking-as-a-Service-Anbieter Solaris im September in einem Zehnjahresvertrag mit dem Automobilklub als Co-Branding-Partner die Verwaltung von mehr als 1,2 Millionen Kreditkarten gesichert.
Diesen Deal hat CFO Konstantin Kavvadias abgeschlossen. Er hatte den Posten des Finanzvorstands Anfang dieses Jahres von Lee Johnstone übernommen, der sich wieder auf die Leitung der britischen Tochtergesellschaft fokussiert hatte.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
