Bei der Addiko Bank wirft ein Eigentümerwechsel seine Schatten voraus. Mit der Sache vertraute Personen sagten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Finanzinvestor Advent einen Börsengang oder einen Verkauf der Wiener Bank, deren Kernmärkte im Balkan liegen, vorbereite. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Citi begleiten demnach den Prozess. Präferierte Option soll der Börsengang sein, der nächstes Jahr vollzogen werden könnte. Advent wollte den Bericht auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren.
Advent hatte im Juli 2015 einen Anteil von 80 Prozent an der Bank übernommen. Die restlichen 20 Prozent kaufte die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen einem Finanzinvestor und einer öffentlichen Förderbank geht auf die Geschichte der Addiko Bank zurück: Sie ist aus der Skandalbank Hypo Alpe Adria (HGAA) hervorgegangen, die undurchsichtige Geschäfte auf dem Balkan getätigt hatte und daran später zusammenbrach.
Da die BayernLB in dieser Zeit Eigentümer der Bank war, erlitt das Land Bayern Verluste in Milliardenhöhe. Noch größere Lasten musste später Österreich tragen. Addiko repräsentiert den gesunden Teil der Bank, die problematischen Teile wurden der Abwicklung zugeführt.
Buchwert von Addiko soll 850 Millionen Euro betragen
Inzwischen gilt Addiko als solide Bank mit einem profitablen Grundgeschäft. Der Buchwert der Bank soll bei rund 850 Millionen Euro liegen, berichtet Reuters. Da europäische Wettbewerber aktuell im Schnitt zum 0,85-fachen des Buchwerts gehandelt werden, könnte Addiko demnach auf einen Börsenwert von rund einer dreiviertel Milliarde Euro kommen.
Die Gerüchte um Advents Ausstiegspläne erinnern an einen anderen Fall: Im vergangenen Jahr hatten die US-Investoren Cerberus und Golden Tree die österreichische Bawag an die Börse gebracht, die ebenfalls eine unrühmliche Vergangenheit hatte, ehe die Finanzinvestoren die Regie übernahmen. Erst vor wenigen Tagen gab zudem die slowenische Großbank Nova Ljubljanska Banka ihre Börsenpläne bekannt.
Addiko wieder in den schwarzen Zahlen
Saniert wurde Addiko von dem früheren Deutsch-Banker Ulrich Kissing, der Advent während des Übernahmeprozesses beraten hatte und anschließend CEO der Bank wurde. Er richtete Addiko auf Privatkunden und den Mittelstand aus, der Fokus auf Südosteuropa blieb erhalten. Im vergangenen März gab Kissing die Leitung an den Rumänen Razvan Munteano ab.
Die Umbauten und Kosteneinsparungen haben Früchte getragen: Für das Geschäftsjahr 2017 konnte Addiko wieder schwarze Zahlen präsentieren. Das Ergebnis nach Steuern stieg auf 41,6 Millionen Euro, während Addiko 2016 noch einen Verlust von 23,9 Millionen Euro geschrieben hatte.
Advent kann bei Addiko auf hohe Rendite hoffen
Für Advent dürfte der Ausstieg aus der neuaufgestellten Bank ein gutes Geschäft werden. Die Altlasten der Skandalbank Hypo Alpe Adria hatte der Investor bei seinem Einstieg nicht übernommen, sie waren in der Abwicklungsbank Heta verblieben. Der Kaufpreis für den gesunden Kern der Bank soll hingegen gerade einmal 50 Millionen Euro betragen haben. Gleichwohl dürfte Addiko ein Investment sein, das dem Finanzinvestor wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Einsatzwillen abverlangt hat als die meisten anderen Portfoliounternehmen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.